Julia Extra Band 0313
verschwand.
Es würde die Hölle werden!
10. KAPITEL
Den letzten Tag in Italien hätte Lyssa gern ausschließlich in Ricardos Armen verbracht und jede Sekunde genossen.
Tatsächlich bummelten sie durch die Stadt, zuerst zur Piazza Navona mit ihren drei herrlichen Brunnen und dem bunten Gewimmel an Touristen, Einheimischen, Jugendlichen und Geschäftsleuten.
Sie setzten sich in ein Straßencafé und beobachteten die Vorbeigehenden, wobei sie mit Kommentaren nicht sparten, dann ging es weiter zur SpanischenTreppe und in dieVia Condotti, die eleganteste Einkaufsstraße von ganz Rom.
Überwältigt blickte Lyssa in die Schaufenster mit ihrem luxuriösen Angebot. Manche der Designer kannte sogar sie.
Bei Ferragamo entdeckte sie dann, wie viel ein Paar Schuhe dieses Meisters kostete, und wollte es beinah nicht glauben.
„Ob Ninas Schuhe, die Sydney zerbissen hat, wohl auch so teuer waren?“, fragte sie Ricardo.
„Wahrscheinlich.“
„Und Marco wird ihr zwei Paar davon kaufen, weil sie den Hund behält?“
Lyssa konnte es nicht fassen. Mit der Summe hätte sie die Miete ihres Apartments für mindesten eineinhalb Monate bezahlen können! Und dabei fiel ihr ein, dass sie demnächst Probleme haben würde, die Miete überhaupt aufzutreiben.
Nein, daran wollte sie an ihrem letzten Tag nicht denken, sondern lieber jeden Moment im Hier und Jetzt genießen.
Nach dem Mittagessen im Hotel fuhr Ricardo sie mit dem Wagen zur Villa des Kaisers Hadrian außerhalb von Rom, einem prächtigen Landsitz auf beinah einem Quadratkilometer Grund. Fasziniert lauschte Lyssa, als Ricardo ihr erzählte, wie sich der Kaiser hier nach seinen Feldzügen zur Ruhe gesetzt und Kunstwerke gesammelt hatte.
Wie üblich ließen seine Schilderungen die antike Zeit lebhaft vor ihrem inneren Auge erstehen, und seiner Stimme hätte sie ohnehin stundenlang lauschen können. Um den Genuss voll auszukosten, blieb sie stehen und schloss die Augen.
Sofort spürte sie Ricardos Arme um die Taille und hörte ihn besorgt fragen: „Macht dir die Hitze zu schaffen?“
„Nein, mir geht’s gut, und ich falle nicht in Ohnmacht“, versicherte sie, lehnte sich aber trotzdem an ihn.
Einfach, weil es sich so gut anfühlte.
Es war schön, dass er sich um sie sorgte. Wenn sie so tat, als wäre ihr doch schwindlig, würde er sie vielleicht wieder auf seinen Armen zum Auto tragen. Aber das wäre Betrug, und ihn wissentlich anzulügen, brachte sie nicht übers Herz.
„Wenn du hier genug gesehen hast, wüsste ich einen schönen Platz, wo es kühler ist“, schlug Ricardo vor.
Insgeheim seufzend stimmte sie zu, den herrlichen Landsitz zu verlassen.
Eine kurze Fahrt brachte sie nach Tivoli und in die berühmten Gärten der Villa d’Este mit den zahllosen Brunnen und Wasserspielen aus der Zeit der Renaissance. Überall sprudelte Wasser, stiegen Fontänen auf, ergossen sich künstliche Wasserfälle über dekorative Felsen. Der Garten war auf mehreren Terrassen angelegt, und von der obersten hatte man einen wunderbaren Ausblick.
Lyssa setzte sich auf eine niedrige Mauer und genoss den zarten kühlen Sprühnebel, der in der Luft hing.
„Das war eine gute Idee“, lobte sie Ricardo, der sich neben sie setzte. „Hier ist es wirklich herrlich kühl.“
Wie üblich war sie sich seiner Nähe überdeutlich bewusst, und am liebsten hätte sie sich einfach zu ihm geneigt und ihn geküsst. Aber würde er den Kuss erwidern? Oder sie angewidert wegschieben?
Nein, sie versuchte es lieber gar nicht erst! Sie wollte ohnehin mehr als nur Küsse. Sie wollte das Unmögliche: wahre Liebe. Doch die war und blieb ein Traum, ein Traum, in dem sie wenige Tage lang gefangen gewesen war.
Nun hieß es zurück zur Wirklichkeit.
Allerdings glaubte Lyssa daran, dass im Leben nichts grundlos geschah. Ricardo zu begegnen hatte einen tieferen Sinn gehabt – wahrscheinlich den, dass ihr klar wurde, was sie vom Leben erwartete. Und von der Liebe.
Sie war sich jetzt völlig sicher, dass sie ohne Vorbehalte von ganzem Herzen geliebt werden wollte und sich niemals mit weniger begnügen würde.
Selbst wenn Ricardo, der Mann ihrer Träume, ihr ein Verhältnis anbieten würde, wie er es mit den anderen Frauen gehabt hatte, würde sie ablehnen. Eine flüchtige Affäre wollte sie nicht.
Sie wollte alles … oder nichts.
Die Fahrt zum Flughafen kam Lyssa kürzer vor als fünfundvierzig Minuten. Bald würde sie sich von Ricardo verabschieden müssen. Sie war noch nicht bereit dazu.
Das
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