Julia Extra Band 0315
selben Bett?“
Möchtest du das?, wollte er fragen. Bilder stürzten auf ihn ein, Bilder von losgelösten leidenschaftlichen Nächten. Fast wünschte er, er könnte es vergessen. „Du wirst dein eigenes Zimmer haben, so lange du wünschst. Aber ich bin immer in deiner Nähe. Falls du mich brauchst“, sagte er und beglückwünschte sich still zu seiner Antwort. Er drängte sie nicht, ließ aber die Möglichkeit für ein normales Eheleben in der Zukunft offen. Peruzzi wäre stolz auf ihn.
„Oh.“ Fast hörte sie sich enttäuscht an. „Das ist sehr aufmerksam von dir. Danke für alles.“
„Prego.“
Sie trat näher. „Äh … sind meine Sachen noch hier?“
„Ja. Alles ist genau so, wie du es hinterlassen hast.“ Nur das blutgetränkte Kleid, das sie am Tag des Unfalls getragen hatte, existierte nicht mehr. Das war das Eine, an das sie sich hoffentlich nie erinnern würde. „Hier kommt Antonia.“ Er war erleichtert über die Ablenkung. „Sie wird dich in deine Suite führen und sich darum kümmern, dass du alles hast, was du brauchst. Ruh dich aus. Wir sehen uns dann morgen früh.“
Sobald die beiden Frauen, die eine mollig und rund, die andere so zierlich und zerbrechlich, im linken Flügel des Hauses, wo die Gästezimmer lagen, verschwunden waren, ging Dario in die entgegengesetzte Richtung zu seinem Arbeitszimmer. Kaum dass er die Tür hinter sich ins Schloss gedrückt hatte, griff er zum Telefon und rief seine Schwester Giuliana an, die gleich nebenan wohnte.
Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln. „Ich habe schon auf deinen Anruf gewartet. Ist Maeve sicher zu Hause angekommen?“
„Ja.“
„Wie geht es ihr? Ist es so schlimm wie befürchtet?“
„Ah, Giuliana.“ Zu seinem Entsetzen wollte seine Stimme brechen. Er musste sich erst einen Moment sammeln. „Sie ist zerbrechlich wie feinstes Glas. Die Reise hat sie ausgelaugt. Wir sind vor ein paar Minuten angekommen, und sie ist direkt zu Bett gegangen.“
„Das arme Ding! Ich wünschte, ich könnte rüberkommen, um ihr zu sagen, wie sehr ich sie mag und wie froh ich bin, dass sie wieder zurück ist.“
„Ich auch. Ich wünschte, du könntest ihr ihren Sohn zeigen und sie würde sich daran erinnern, dass sie Mutter ist. Aber so weit ist es noch lange nicht.“
„Ich weiß, Dario. Kleine Schritte, nicht wahr? Das hat ihr Arzt geraten.“
„Nicht so klein, wie er es wohl gerne hätte. Maeve hat mir bereits entlockt, dass unsere Ehe nicht ideal ist. Nicht gerade der beste Anfang, um unser gemeinsames Leben wieder aufzubauen.“
„Wenn ihr euch stark genug liebt, ist es möglich, um das zurückzubekommen, was ihr einst hattet. Die Frage ist, ob ihr das tut.“
„Für sie kann ich nicht sprechen, Giuliana.“
„Dann sprich für dich selbst. Ich weiß, euer Start war nicht der beste, und du hast sie aus Ehrgefühl geheiratet, aber ich dachte immer, ihr habt es geschafft.“
„Bis alles schiefgegangen ist.“
Und genau hier lag der Knackpunkt. Konnten sie beide über die Ereignisse in der Vergangenheit hinwegkommen, oder hatten sie zu viel verloren, um einander je wieder zu vertrauen?
Giuliana schien die Gedanken ihres Bruders zu erraten. „Maeve liebt dich, Dario. Dessen bin ich sicher.“
„Wirklich? Ich wünschte, ich könnte mir auch sicher sein. Aber ich habe dich nicht angerufen, um dich mit meinen Zweifeln zu belasten, sondern um herauszufinden, wie du dich hältst, mit einem zusätzlichen Kind. Ist Sebastiano eine große Belastung?“
„Überhaupt nicht. Marietta ist vielmehr eine große Hilfe. Cristina liebt ihren kleinen Cousin und spielt ständig mit ihm. Er ist ein so zufriedenes Baby, weint überhaupt nur, wenn er Hunger hat oder die Windel gewechselt werden muss.“
„Ja, er ist der eine Lichtblick in der ganzen düsteren Geschichte.“
„Und zu jung, um zu verstehen, was geschehen ist.“
„Hoffen wir, dass er es nie herausfinden muss.“ Dario hielt kurz inne. „Ist irgendjemand von der Familie vorbeigekommen?“
„Wenn du damit unsere Mutter meinst … ja. Sie will das Baby zu sich nehmen, aber ich bin unnachgiebig, Sebastiano bleibt bei uns.“
„Ich hatte gehofft, sie würde mit Vater nach Mailand zurückkehren. Das Letzte, was Maeve jetzt gebrauchen kann, ist ein Zusammenstoß mit ihr.“
„Leider scheint sie entschlossen zu bleiben. Mach dir keine Gedanken, Dario, ich kann mich schon behaupten. Und Lorenzo wird nicht zulassen, dass sie sich einmischt.“
Das wusste er. Seine Mutter
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