Julia Extra Band 0315
Ich hatte nicht mehr Zeit.“
Sie betrachtete ihre Hand und spreizte die Finger. „Ich würde meinen Ring gern tragen. Ist er hier im Haus?“
„Nein, beide Ringe liegen in Mailand im Safe des Penthouse. Ich bringe sie mit, wenn ich aus der Stadt zurückkomme.“ Er legte den Gang wieder ein. „Aber jetzt sehen wir uns hier noch mehr an.“
Sie fuhren weiter um die Insel herum, bis sie schließlich in einer kleinen versteckten Bucht Anker warfen. Mit Schnorchel und Schwimmflossen ausgerüstet, schwammen sie Seite an Seite durch das ruhige Wasser und beobachteten die lebendige Meereswelt. Bunte Fische huschten zwischen Korallen hin und her, Seesterne hafteten am dunklen Lavagestein, Krebse trippelten über den Meeresboden. Maeve fand in der Nähe einer kleinen Unterwasserhöhle die Überreste einer alten Amphore.
Als sie nach über einer Stunde wieder an Deck kletterten, stand die Sonne tief am westlichen Horizont. Müde und zufrieden, in ein riesiges Badelaken eingewickelt, schmiegte Maeve sich an Dario, als er den Anker lichtete und Kurs auf die private Anlegestelle der Villa nahm.
Wie üblich dinierten sie auch an diesem Abend auf der Terrasse. Maeve machte sich besonders hübsch. Sie hatte den Nachmittag zwar sehr genossen, doch ihrem Erinnerungsvermögen hatte es nichts genutzt. Daher war sie entschlossen, keinen Abend mehr verstreichen zu lassen, ohne dass sie nicht wenigstens ein paar Fortschritte machte. Wenn es bedeutete, dass sie Dario verführen musste, damit er ihr erzählte, was sie wissen wollte, dann war sie bereit, es zu tun. Dafür brauchte sie sich auch nicht zu rechtfertigen, schließlich war er ihr Mann. Und er hatte mehr oder weniger zugegeben, dass er der Enthaltsamkeit ebenso müde war wie sie.
Sie wählte eines der langen Abendkleider aus ihrem Schrank, aus jadegrüner fließender Seide mit einem gewagten Ausschnitt. Mehr als tropfenförmige Perlenohrringe und Sandaletten mit hohen Absätzen waren nicht nötig, um das Bild perfekt zu machen.
„ Lei è una visiona, mia bella “, entschlüpfte es Dario bewundernd, als er sie sah.
Unter halb gesenkten Wimpern hervor warf sie ihm einen provozierenden Blick zu. „Danke.“
Dass sie die beabsichtigte Wirkung erreicht hatte, merkte sie daran, dass er fast den teuren Champagner statt in die Kristallflöten über seine Schuhspitzen goss.
Hastig nahm er sich zusammen und zeigte auf die Sonnenliegen. „Der Nachmittag muss anstrengend für dich gewesen sein. Warum legst du nicht die Füße hoch, bis das Essen aufgetragen wird?“
Zwischen den Liegen stand ein niedriger Tisch, der Körperkontakt verhindern würde, aber unten am Pool gab es eine Hollywoodschaukel … „Warum nehmen wir unsere Drinks nicht zur Abwechslung beim Pool? Im Mondlicht glitzert er wie ein riesiger Saphir.“
Argwöhnisch beäugte er sie einen Augenblick, dann zuckte er die Schultern. „ Certo , wenn du möchtest. Aber halt dich besser an meinem Arm fest, mit diesen hohen Absätzen könntest du sonst stolpern.“
Ein Bild blitzte in ihrem Kopf auf, und für einen Moment vergaß sie ihren Plan, ihn zu verführen, als sie plötzlich eine enge Gasse mit Kopfsteinpflaster im Schein von alten Laternen vor sich sah. Nur ein Fantasiebild oder eine echte Erinnerung?
Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. „Ich erinnere mich, dass du das schon einmal zu mir gesagt hast.“
Lachend zog er ihre Hand durch seine Armbeuge. „Hunderte von Malen.“
„Ich weiß, als Teenager habe ich mich tollpatschig angestellt, aber ich hatte gehofft, das hinter mir zu haben.“
„Du bist alles andere als tollpatschig“, versicherte er ihr, „sondern vielmehr eine der anmutigsten Frauen, die ich kenne. Was nicht heißt, dass ich nicht alles tue, damit du in Sicherheit bist.“
Das Paar war auf dem Pooldeck angekommen. Bevor er vorschlagen konnte, sich auf den vielen anderen Stühlen niederzulassen, zog sie ihren Arm zurück und schlenderte zu der Hollywoodschaukel. Somit ließ sie ihm keine andere Wahl, als ihr zu folgen und sich neben sie zu setzen.
„Wo warst du am Tag meines Unfalls?“, fragte sie.
Sie berührten einander nicht, dennoch konnte sie die Anspannung fühlen, die plötzlich von ihm ausging. „Offensichtlich habe ich an jenem Tag meine Pflicht vernachlässigt.“
„Ich mache dir keine Vorwürfe, Dario“, versicherte sie hastig. „Man kann von niemandem verlangen, dass er einen erwachsenen Menschen, der eigentlich selbst auf sich aufpassen sollte,
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