Julia Extra Band 0315
immer seinen Angestellten. Und schien sie dann bei seinem Sohn im Keim ersticken zu wollen.
Die Beziehung zwischen Kane und Rebecca war lustig, aufregend und perfekt, bis sein Vater herausfand, dass Kane mit einer „unannehmbaren“ Frau zusammen war. Elliott zahlte Rebeccas Eltern genug Geld, um sie davon zu überzeugen, dass ihre Tochter im Ausland eine bessere Ausbildung bekommen würde.
Kane hatte begriffen, dass sein Vater ihn nicht für mutig und zielstrebig hielt, sondern einfach nur für unbesonnen und dumm. Aus der Reihe zu tanzen würde ihn teuer zu stehen kommen. Das Unternehmen und das Image der Familie waren wichtiger als alles andere. Sogar wichtiger als persönliches Glück.
Zwar hatte Kane auf dem College bleiben dürfen, aber erst, nachdem er sich bereit erklärt hatte, die Familiengesetze streng zu befolgen. Und sein Vater hatte ihm einen neuen Zimmergenossen geschickt, um sicherzustellen, dass Kane bei der Stange blieb.
Jetzt spürte er zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder eine starke Anziehungskraft. Wirkliches, echtes Verlangen nach einer wirklichen, echten Frau, die sich nicht aufspielte. Verdammt, es fühlte sich gut an. Er fing Susannahs Blick auf. Erging es ihr ebenso wie ihm? Nein. Ausdruckslos sah sie ihn an und wartete darauf, dass er etwas sagte. Kane ermahnte sich, dass er nur für einen Kurzurlaub hier war und nicht aus seinem bisherigen Leben aussteigen wollte.
Er räusperte sich. „Es ist nicht zu unterschätzen, glauben Sie mir. Bis zu fünfzig Prozent aller neu gegründeten Firmen gehen innerhalb der ersten fünf Jahre kaputt. Sie sollten stolz auf sich sein, Susannah.“
„Woher wissen Sie so viel über Wirtschaft?“, fragte sie mit zusammengekniffenen Augen.
Verdammt. Das Leben inkognito wollte gelernt sein: Man musste seinen Text beherrschen oder den Mund halten.
Seinen richtigen Lebenslauf konnte er schlecht preisgeben. Kane Lennox, in der vierten Generation Chef des größten Edelsteinimportunternehmens der Welt. Kane Lennox, einer von den Lennoxes, die zu den reichsten Familien der Welt gehörten. Kane Lennox, der Mann, dessen Privatvermögen groß genug war, um zehn dieser Kleinstädte zu kaufen. Und der trotzdem noch genug Kleingeld übrig hätte, um die Straßen mit Tausenddollarscheinen zu pflastern.
Wenn er Susannah irgendetwas davon erzählte, würde sie ihn genau so ansehen, wie es alle anderen taten. Ehrfürchtig. Respektvoll. Sie würde aufhören, ihn einfach für Kane zu halten.
Und zum ersten Mal in seinem Leben wollte er einfach … Kane sein.
Ein ganz normaler Mann, der ganz normale Kleidung trug und ganz normale Dinge tat.
Kein Butler, keine Limousine, keine Erwartungen.
„Ich … lese gern Wirtschaftsmagazine“, erwiderte er schließlich. „Um beruflich weiterzukommen.“
„Das kann ich verstehen.“ Einfühlsam lächelte Susannah ihn an. „Wenn man etwas will, muss man hart dafür arbeiten.“
„Genau.“
„Nach dem Grundsatz lebe ich auch. Wer hätte gedacht, dass ich etwas gemeinsam haben würde mit einem Mann, den ich auf dem Rasen meiner Schwester getroffen habe?“
„Obendrein noch einem barfüßigen.“
Sie lachte. „Und dabei stehe ich sonst auf Männer, die Schuhe tragen.“
„Ich werde es mir mer…“ Die Hündin schüttelte sich und bespritzte Susannah und Kane mit Seifenwasser. Leise schimpfend wich Kane zurück. „Was hat dieses Tier bloß?“
„Wenn Sie die Hündin richtig festhalten, tut sie das nicht.“
„Was glauben Sie, was ich die ganze Zeit mache? Sie kooperiert nicht.“
Spöttisch zog Susannah die Augenbrauen hoch.
„Halten Sie das Tier doch, wenn Sie meinen, Sie können es besser.“
„Gut. Dann waschen Sie.“ Susannah gab ihm das Shampoo.
„Nein. Keinesfalls kann ich diesen Hund waschen.“
„Sie haben gesagt, Sie würden helfen. Bis jetzt sind Sie keine große Unterstützung gewesen. Außerdem ist Dakota eine brave Kundin, vertrauen Sie mir.“
„Brav?“ Verächtlich schnaufte Kane.
Die Hündin sah ihn mit ihren großen, seelenvollen braunen Augen an, als würde sie sagen: Oh nein, nicht er!
Kane schüttete sich ein wenig Shampoo in die Hände. „Wo …?“
„Ihren Rücken. Arbeiten Sie es ins Fell ein. Denken Sie an eine Hundemassage, dann wissen Sie, wie es geht.“
Missmutig verzog Kane das Gesicht. Lieber würde er Susannah Wilson massieren. Er stellte sich vor, wie er erst die Hände und anschließend den Mund über ihre herrlichen Rundungen gleiten lassen würde
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