Julia Extra Band 0315
Jahre lang die Existenz meines Sohnes verheimlicht hast, interessieren mich deine Wünsche nicht mehr.“ Voller Verachtung funkelte er sie an.
Ich habe einen Sohn, dachte Gabriel. Er konnte es noch immer kaum glauben. Nebenan im Schlafzimmer lag ein kleiner Junge mit zerzausten Locken, dunklen Augen und einem Grübchen im Kinn – ein Abbild von ihm selbst!
Und vier Jahre lang hatte er nichts von dessen Existenz gewusst! Es kam überhaupt nicht infrage, dass Bella ihm den Jungen noch eine weitere Minute, ja nicht einmal eine Sekunde vorenthielt!
„Wo ist er, Isabella?“, fuhr er sie wütend an. Ihr panischer Blick zur Tür verriet sie. Entschlossen ging Gabriel auf die Tür zu.
„Wohin willst du?“, fragte Bella aufgeregt.
Er überhörte die Frage geflissentlich und stieß leise die Tür zum angrenzenden Schlafzimmer auf. Im ersten Bett erkannte er Liam Scott. Im zweiten Bett lag ein kleineres Kind.
Leise trat er näher und hielt den Atem an, als er den Kleinen anschaute, von dem er nun wusste, dass er sein Sohn war. Toby. Tobias.
Er ist wunderschön, dachte Gabriel ergriffen. Absolut wunderschön. Eine perfekte Kombination seiner Eltern.
Toby hatte Gabriels Haarfarbe und das Grübchen im Kinn, das auch sein Vater und Großvater hatten. Die schön geformten Augenbrauen und die langen dunklen Wimpern hatte er von seiner Mutter geerbt. Auch den perfekt geschwungenen Mund hatte er von ihr.
Er ist mein Sohn!
Dieses wunderschöne Kind hatte er gezeugt.
Hilflos musste Bella mit ansehen, wie Gabriel sich neben Tobys Bett kniete und dem Jungen unendlich behutsam die Wange streichelte. Ganz sachte, um den Kleinen nicht zu wecken. Toby schlief tief und fest und regte sich nicht.
Bella hatte das Gefühl, es zerrisse ihr das Herz, als sie beobachtete, wie liebevoll Gabriel seinen Sohn anschaute. Unendliche Liebe spiegelte sich in seinem Blick wider. Der Kleine war wohl wie ein Wunder für ihn.
In diesem Moment wurde Bella endgültig klar, dass sie Toby von nun an mit Gabriel teilen musste.
„Ich brauche einen Drink“, sagte Gabriel ausdruckslos, als er sich schließlich schweren Herzens vom Anblick seines friedlich schlafenden Sohnes trennte und ins Wohnzimmer zurückkehrte. Ohne Bellas Reaktion abzuwarten, ging er zur Minibar, schenkte sich ein Glas Whisky ein und leerte es in einem Zug. „So, Isabella“, sagte er dann harsch und musterte sie. „Wie sollen wir jetzt mit dieser Situation umgehen?“
„Mit welcher Situation?“, fragte sie schärfer als beabsichtigt und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
Gabriel sah sie aus schmalen Augen an. Vor gut fünf Jahren hatte er mit dieser Frau geschlafen. Aus dieser Nacht war ein Kind entstanden. Ein Kind, dessen Existenz sie absichtlich vor ihm verborgen hatte. Allein dafür verdiente sie keine Gnade.
Erneut presste er die Lippen zusammen. „Die Situation, dass Toby ein Recht hat, beide Elternteile zu kennen, nicht nur seine Mutter. Und es ist mir völlig gleichgültig, wenn du etwas dagegen hast.“
Bella schluckte. „Wie ich bereits erklärt habe …“
„Du bist der Meinung, ich hätte mein Recht auf den Umgang mit meinem eigenen Kind verwirkt, weil du glaubst, ich wäre nur aus Eifersucht auf meine Exfreundin mit dir ins Bett gegangen.“ Er bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. „Du befindest dich im Irrtum, Isabella. Eifersucht war nun wirklich keiner meiner Beweggründe, mit dir zu schlafen. Und ich empfand auch keine Eifersucht, als am nächsten Tag der Unfall passierte“, fügte er hinzu, damit erst gar keine Zweifel darüber aufkamen.
Bella befeuchtete sich die plötzlich trockenen Lippen. „Das habe ich mit keinem Wort unterstellt, Gabriel.“
„Dass ich nicht lache! Nachdem Janine ihre Anschuldigungen gegen mich in aller Öffentlichkeit erhoben hat, glaubte die ganze Welt, der Unfall wäre mein Fehler gewesen. Die polizeilichen Ermittlungen haben dagegen meine Unschuld bestätigt. Aber vielleicht ist es dir ja lieber zu glauben, ich hätte den Unfall verursacht, bei dem zwei Männer ums Leben gekommen sind, statt dich darauf zu verlassen, dass ich die Wahrheit sage.“
Bella wurde blass. Wie konnte er so etwas von ihr denken? Natürlich wollte sie nicht glauben, dass Gabriel den Unfall herbeigeführt hatte, bei dem zwei Männer ihr Leben gelassen hatten!
Gabriel war gewiss kein Unschuldslamm, aber sie hatte niemals an seine Schuld bezüglich des Unfalls geglaubt.
Er musterte sie kühl. „Ich habe den Unfall nicht
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