Julia Extra Band 0315
könnte Toby unauffällig aus dem Pulk tobender Kinder mitnehmen und verschwinden.
„Willst du jetzt schon gehen, Bella?“
Sie hatte sich zu früh gefreut! Beunruhigt wandte sie sich um und begegnete Gabriels herausforderndem Blick. Wie kommt er so schnell hierher?, überlegte sie angespannt. „Ich habe Kopfschmerzen“, behauptete sie.
Spöttisch sah er sie an. „Hochzeiten bekommen dir anscheinend wirklich nicht.“
„Es geht schon, solange es nicht meine eigene ist“, antwortete sie trocken.
Gabriel lächelte anerkennend. Er hatte genau beobachtet, wie sie versuchte, sich möglichst diskret davonzuschleichen, und es machte ihm Spaß, diesen Plan zu vereiteln. „Dein Unwohlsein hat aber hoffentlich nichts mit meiner Anwesenheit zu tun?“
„Aber nein.“ Unerschrocken sah sie ihm in die Augen. „Wahrscheinlich sind es verspätete Nachwirkungen des langen Fluges.“
„Gut möglich. Übrigens hat mein Vater vorhin den Wunsch geäußert, dich kennenzulernen“, behauptete er – nicht ganz wahrheitsgemäß.
Es würde seinen Vater sicher freuen, sich mit der schönen Bella zu unterhalten. Vermutlich würde er seine eigenen Schlüsse ziehen, wenn Gabriel sie ihm vorstellte.
„Dein Vater?“ Bella blickte ihn erschrocken an. „Wozu soll das gut sein, Gabriel?“
„Es wäre eine Geste der Höflichkeit. Immerhin ist er jetzt der Schwiegeronkel deines Vetters.“
Diese Begründung überzeugte Bella nicht. „Ich habe ja vorhin schon gesagt, wie unwahrscheinlich es ist, dass wir uns je wiedersehen.“
Gabriel zog fragend die Augenbrauen hoch. „Auch nicht bei der Taufe von Dahlias und Brians Erstgeborenem?“
An diese Möglichkeit hatte sie gar nicht gedacht. Herrje, das wurde ja immer komplizierter! Womöglich würde Gabriel doch noch erfahren, dass sie einen kleinen Sohn hatte!
Doch sie dachte gar nicht daran, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. „Ach, bis dahin können Jahre vergehen“, erwiderte sie abweisend. „Wer weiß, was bis dahin aus uns geworden ist?“
Sie holte tief Luft. „Ich muss jetzt wirklich los, Gabriel.“
„Okay, da es dir heute Abend nicht passt, meinen Vater kennenzulernen, schlage ich vor, du kommst morgen mit deiner Familie auf unser Weingut. Was hältst du davon?“
Bella musterte ihn unsicher. „Was bezweckst du damit, Gabriel?“
„Gar nichts. Ich bitte lediglich um einen Besuch deiner Familie bei uns auf dem Weingut.“
„Du bist nicht der Typ, der um etwas bittet. Das weißt du selbst. Du weißt auch, dass du der letzte Mensch bist, mit dem ich meine Zeit verbringen möchte.“ Verzweifelt versuchte Bella, sich ihre Beunruhigung nicht anmerken zu lassen.
„Wofür verurteilst du mich eigentlich, Bella?“, fragte er leise. „Was habe ich dir denn getan? Oder liegt es an meinen Narben, dass du dich abgestoßen fühlst?“
„Es ist sehr verletzend, dass du mich für so oberflächlich hältst“, fuhr Bella ihn wütend an, um zu überspielen, dass sie schon wieder einen Fehler gemacht hatte.
Sie biss sich auf die Lippe. Nicht, dass sie Toby als Fehler bezeichnen würde …
Als sie ihre Schwangerschaft vor fünf Jahren festgestellt hatte, war sie zunächst völlig konsterniert und auch ängstlich gewesen. Doch das Wunder, neues Leben in sich heranwachsen zu spüren, hatte ihr die Angst bald genommen. Auch die Unterstützung durch ihre Eltern und Geschwister half ihr enorm. Besonders in den ersten Schwangerschaftsmonaten, als sie unschlüssig war, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Auch die Frage, wovon sie sich und das Baby ernähren sollte, bereitete ihr zunächst Kopfzerbrechen.
Doch ihre Eltern hatten eine Lösung parat: Sie sollte mit dem Baby zunächst bei ihnen wohnen, bis sie genug Geld verdiente, um auf eigenen Füßen zu stehen.
Bella rechnete es ihren Eltern auch hoch an, dass sie nie nach dem Vater des Kindes gefragt hatten.
Doch wie lange konnte sie das Geheimnis noch bewahren, wenn Gabriel darauf bestand, dass die Scotts ihn auf dem Weingut besuchten?
Sie schaute ihn forschend an. Toby war ihm wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Oder redete sie sich das nur ein, weil sie wusste, wer Tobys Vater war? Würde ihrer Familie die Ähnlichkeit überhaupt auffallen?
Claudia hatte ja bereits gesagt, Gabriel erinnere sie an jemanden. Nein, ich darf kein Risiko eingehen, dachte Bella daher.
„Also gut, Gabriel, dann lass uns zu deinem Vater gehen“, sagte sie schließlich.
Als Cristo Danti bemerkte, dass er Gesellschaft bekam,
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