Julia Extra Band 0315
Brille mit dem dunklen Rahmen blitzten die grün-braunen Augen tadelnd, weil die Brüder schweigend miteinander rangen.
„Brauchst du mich für dieses Meeting?“, fragte sie Amir kühl.
Die gute Grace. Immer loyal, immer zuverlässig. Mit ihrer Frage demonstrierte sie seinem Bruder, dass Amir hier im New Yorker Büro das Sagen hatte, auch wenn Zahir der Thronanwärter sein mochte. Und sie forderte Zahir damit auch unauffällig auf, endlich Amirs Frage zu beantworten. Zahir mochte Amir ignorieren, aber er wäre niemals so unhöflich, das Gleiche mit Grace zu machen.
Immer noch stumm warf Zahir eine Zeitschrift auf Amirs gläserne Schreibtischplatte. Weitere folgten, jede mit dem gleichen schreienden Cover – der Playboy-Prinz und seine neueste Eroberung.
Amir verzog das Gesicht.
Dieses Mal konnte Grace das pikierte Schnauben nicht zurückhalten. Amir wusste nicht, ob ihr Abscheu ihm galt oder seinem Bruder, weil er die Skandalblätter hergebracht hatte. Grace hielt nicht viel von der Parade, die durch sein Schlafzimmer zog, das hatte sie mehr als ein Mal deutlich gemacht.
„Möchten Sie etwas sagen, Miss Brown?“, erkundigte sich Zahir.
Mochte Grace noch so schüchtern sein, als Amirs Assistentin war sie in ihrem Element. Natürlich war Amir ihr Arbeitgeber, doch hier in der Chefetage hielt sie die Zügel eisern in der Hand. Das hier war ihr Territorium – zumindest ihrer Meinung nach.
Jetzt sah sie beide Männer vorwurfsvoll an. „Ich weiß nicht, wer von euch beiden der Geschmacklosere ist – Amir, weil er sich mit einem medienlüsternen Betthäschen eingelassen hat, oder Sie, Hoheit, weil Sie diesen Schund mit ins Büro bringen. Nichtsdestotrotz sehe ich jetzt, dass ich für dieses Meeting nicht gebraucht werde. Daher ziehe ich mich zurück.“
Damit drehte sie sich um und zog die beiden Flügeltüren mit einem resoluten Klick hinter sich ins Schloss.
Zahir lächelte tatsächlich. „Und ich hielt Mutter für streng.“
„Grace passt auf, dass ich nicht übers Ziel hinausschieße“, meinte Amir amüsiert, während er seine Libido im Zaum hielt.
Die Augenblicke, in denen er diese unpassende Anziehung für seine unersetzliche Assistentin verspürte, häuften sich in letzter Zeit. Der funkelnde Blick, mit dem sie ihn und seinen Bruder getadelt hatte, ließ in Amir Gefühle ganz unpassender Art aufflackern.
„Ich wünschte, es wäre so“, bemerkte Zahir kopfschüttelnd.
Damit war die angespannte Stimmung wieder zurück.
„Tisa war ein Fehler“, gab Amir zu. In mehr als nur einer Hinsicht.
„Ja.“
„Bist du aus eigenem Antrieb gekommen, oder hat Vater dich geschickt?“
„Vater hat mich geschickt.“
Also war der König so enttäuscht und wütend, dass er es nicht einmal über sich brachte, den jüngsten Sohn persönlich aufzusuchen. Kalte Finger umschlossen Amirs Magen. „Inzwischen ist mir klar, dass Tisa das Rampenlicht viel zu sehr liebt. Vielleicht habe ich mich auch zu oft mit ihr zusammen blicken lassen, aber … ich bin zumindest nicht mit ihr zusammengezogen, so wie Khalil damals mit Jade. Die beiden haben zwei Jahre zusammengelebt, bevor er sie geheiratet hat.“
Und normalerweise hätte das Jade als Ehefrau inakzeptabel gemacht, doch sie hatte Fürsprecher an höchster Stelle. Ihr Onkel hatte sich für Jades und Khalils Romanze eingesetzt und dafür gesorgt, dass Jade einen Platz in der königlichen Familie von Zorha erhielt.
Zahirs tiefes Stirnrunzeln verriet Amir, wie wenig der Bruder von der Erinnerung an die wilde Ehe ihres Bruders hielt. „Dieses Thema aufzubringen, entschuldigt dein Verhalten keineswegs.“
„Du kannst dem König versichern, dass sein jüngster Sohn in Zukunft bei der Wahl seiner Begleitungen sehr viel vorsichtiger sein wird.“
„Leider reicht eine solche Versicherung nicht mehr aus. Unser Vater will nicht weiter mitansehen, wie du den Familiennamen in den Schmutz ziehst. Es ist an der Zeit, deinen zügellosen Lebensstil aufzugeben, ein für alle Mal.“
Amir verkniff sich den Kommentar, der ihm auf der Zunge lag. Es wäre mehr als unhöflich. Gegenüber seiner Familie und seinem Volk war er stets loyal. Längst konnte er nicht mehr zählen, wie oft er die Bedürfnisse anderer vor die eigenen gestellt hatte. Er überwachte die geschäftlichen Interessen der Familie in Übersee. Diese Aufgabe ließ ihm nur wenig freie Zeit. Wenn er diese Zeit mit schönen Frauen in unkomplizierten Bindungen verbrachte … was war daran falsch?
„Ich
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