Julia Extra Band 0315
wieder in New York sind.“
„Du wünschst jetzt keine Präsentation von mir?“
„Nein.“ Das einzelne Wort kam so vehement, dass Grace erstaunt die Augen aufriss.
„Gut.“
„Ich will mir erst alles genau ansehen, bevor wir darüber reden.“
„Natürlich.“
Als sie sich nicht rührte, sah er sie an: „Gibt es noch etwas, das du mit mir besprechen möchtest?“
Sie nickte. Räusperte sich. „Ich wollte dir ebenfalls das hier überreichen.“
Täuschte er sich, oder zitterte ihre Hand, als sie das einzelne Blatt vor ihn legte? Auch das hatte er noch nie bei ihr gesehen. Als er es aufnahm und las, wurde ihm zuerst heiß, dann eiskalt. Niemals zuvor hatte er eine solche Wut auf Grace empfunden.
Wie ein Derwisch sprang er von seinem Stuhl auf und schleuderte das Blatt Papier auf den Schreibtisch zurück. „Was soll das bedeuten?“
„Das ist mein Kündigungsschreiben.“
„Das sehe ich!“ Die arabischen Flüche, die er ausstieß, hätten seinen Vater schockiert und seine Mutter in Ohnmacht fallen lassen. „Ich will wissen, was, zum Teufel, das heißen soll!“
Nicht eine Sekunde zweifelte Amir daran, dass dieses Schreiben ernst gemeint war, auch wenn er sich wünschte, Grace würde nur einen Witz machen. Grace wollte ihn verlassen. Er musste unbedingt wissen, warum. Was immer der Grund war, er würde es richten. Weil die Alternative absolut inakzeptabel war.
„Das heißt, dass ich meine Anstellung fristgerecht in einem Monat aufgeben werde.“ Dabei klang sie völlig neutral und sachlich, doch so steif, wie sie vor ihm stand, wusste Amir, wie hart diese Fassung erkämpft war.
„Warum?“ Das einzelne Wort kam nur als heiseres Knurren aus ihm heraus.
7. KAPITEL
Die aufgesetzte Fassade zeigte erste Risse – Grace kaute an ihrer Lippe. Trotzdem sagte sie nichts.
Amirs Wut wuchs nur noch. Miss Kompetent, die Assistentin, die nichts ohne Grund tat, hatte also nichts dazu zu sagen, weshalb sie das Arbeitsverhältnis aufkündigte … und damit gleichzeitig auch die Beziehung zu ihm.
„Hast du etwa ein besseres Angebot bekommen? Von wem? Von Jerry? Sollte das der Fall sein, wird er es bereuen. Man nimmt mir nicht, was mir gehört.“
„Ich gehöre dir nicht, Amir. Ich bin Assistentin, keine Sklavin.“
Von wegen, sie gehörte nicht ihm!
„Du wirst nicht gehen.“
„Doch.“
„Ich werde ihn ruinieren!“
Das wütende Blitzen in seinen Augen verriet ihr, auf wen er sich bezog. „Ich nehme keine Stelle bei Jerry an.“ Als Amir nur verächtlich schnaubte, wiederholte sie fest: „Es hat nichts mit Jerry zu tun.“
„Warum dann?“ Er ließ sie nicht einmal zu Wort kommen. „Sag nicht, dass es um Geld geht. Dann zahle ich dir mehr.“ Er würde ihr praktisch jedes Gehalt zahlen. „Ist dir deine Wohnung zu klein? Dann finden wir eine größere. Die Firma übernimmt die Kosten.“
„Es geht weder um Geld noch um mein Apartment.“
Ihre Miene wirkte so gequält. Aber warum? Sie war es doch, die ihn verlassen wollte!
„Dann nenne mir den Grund.“
„Es sind persönliche Gründe.“
Welche denn? Er konnte nicht fassen, dass sie ihn mit einer so vagen Floskel abspeisen wollte! „Und die wären?“
„Per Definition sind diese Gründe persönlich . Das heißt, du musst sie nicht kennen.“
Trotz, aber auch qualvoller Schmerz schwang in ihrer Stimme mit. Was ging hier eigentlich vor? „Früher hast du solche Unterscheidungen nie für nötig gehalten.“
„Das war früher. Jetzt ist jetzt.“
„Was hat sich geändert?“
Grace öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Dann seufzte sie und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich, Amir. Ich habe mich verändert.“
„So treulos bist du nicht.“
„Das hat nichts mit Loyalität zu tun. Ich wandere nicht zu einem Konkurrenten ab. Ich weiß nicht einmal, ob ich in New York bleibe. Es ist nur … ich muss den nächsten Schritt in meinem Leben machen.“
„Aber warum? Dein Leben als meine persönliche Assistentin kann so schlecht nicht sein.“
„Nein, das nicht. Aber es erlaubt mir überhaupt keine anderen Möglichkeiten.“
„Bisher hast du dich nie beschwert.“
„Ich beschwere mich auch jetzt nicht.“
„Dennoch willst du gehen.“
„Ja.“
„Dann ändern wir deine Arbeitszeiten. Begrenzen die Stundenzahl.“
„Es wird nicht funktionieren, solange ich für dich arbeite.“
Ihre Worte schienen einen tieferen Sinn zu haben, den er aber nicht verstand. Noch immer war Amir extrem wütend, aber langsam schlich sich
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