Julia Extra Band 0315

etwas Besonderes für eine gute Freundin ausgedacht hat?“
    „Nun, wenn du es so ausdrückst … Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich zurückzulehnen und alles auf mich zukommen zu lassen, oder?“
    „Braves Mädchen.“
    Als sie bei ihrem Ziel ankamen, konnte Grace sich gar nicht genug umsehen. So oft sie auch schon in Zorha gewesen war, sie hatte noch nie traditionelle Tänzerinnen gesehen. Amir hatte ein für den Mittleren Osten charakteristisches Restaurant ausfindig gemacht, mit den typischen Gerichten und traditionellen Tänzen.
    Innerlich stählte Grace sich für den faszinierten Ausdruck in Amirs Blick. Denn für die Dauer der Vorstellung würde sein Interesse den schönen und sinnlichen Tänzerinnen auf der Bühne gelten, nicht ihr. Aber davon wollte sie sich nicht die Stimmung verderben lassen. Sie war entschlossen, das Essen und die Vorführung zu genießen.
    Doch die erwarteten lüsternen Blicke blieben aus. Nur Amirs Freude an Graces Faszination für die Tänze war offensichtlich. Er selbst hatte kaum Augen für die Tänzerinnen, sondern richtete seine gesamte Aufmerksamkeit auf Grace. Und sie sonnte sich in dem Gefühl, genoss es bis zur Neige, dass allein sie es war, die sein Interesse fesselte. Sie lachten viel, aßen die köstlichen Gerichte mit den Fingern und neckten sich gegenseitig, wenn etwas danebenging. Berührten sich ihre Finger zufällig, wenn sie in die Schüsseln griffen, fuhr jedes Mal ein prickelnder Stromstoß durch Grace, aber sie achtete streng darauf, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Das Dinner bestand aus mehreren Gängen und dauerte bis spät in die Nacht, begleitet von einer großartigen Show mit Tänzen, Feuer- und Schwertschluckern. Als Grace zum wiederholten Male erstaunt nach Luft schnappte, lachte Amir begeistert.
    „Du bist wie ein Kind, das zum ersten Mal auf den Bazar geht.“
    „Weil ich so etwas noch nie gesehen habe. Ich habe immer gedacht, sie würden irgendeinen Trick nutzen. Aber das tun sie nicht, oder?“
    „Nein.“
    „Du kennst das alles sicherlich schon, aber erstaunt es dich nicht immer wieder?“
    „Du machst es wieder erstaunlich für mich. Danke.“
    Sie fühlte, wie sie errötete, und konnte nichts dagegen tun.
    Es war sehr spät, als sie zu Khalils und Jades Haus zurückkehrten. Um niemanden zu wecken, verabschiedeten sich Grace und Amir nur hastig und leise auf dem Korridor voneinander, bevor sie sich in ihre Zimmer zurückzogen.
    Am nächsten Morgen frühstückten sie ausgiebig zusammen mit Amirs Familie, bevor Khalil zu einem Geschäftstreffen aufbrach und Jade verkündete, dass sie noch ein paar Stunden in ihrem Arbeitszimmer verbringen müsse, um etwas für ihre ehrenamtliche Arbeit in der Wohltätigkeitsorganisation zu erledigen.
    „Wenn das Baby auf der Welt ist, werde ich die Arbeit auf ein Dutzend Stunden pro Woche reduzieren, aber bis dahin muss ich meinen Ersatz einarbeiten“, entschuldigte sie sich.
    „Mach dir deshalb keine Gedanken, Jade“, beruhigte Amir seine Schwägerin. „Ich wollte Grace heute sowieso auf eine Sightseeing-Tour mitnehmen.“
    Als sie sich an die vielen Male erinnerte, wenn sie auf ihren gemeinsamen Reisen eine Besichtigung angeregt oder er selbst den Vorschlag gemacht hatte, lächelte Grace. „Wohin fahren wir also?“
    „Was habe ich dir gestern Abend schon gesagt?“
    „Dass du aufreibend selbstgefällig sein kannst?“, neckte sie.
    Gespielt frustriert schüttelte er den Kopf, und Jade machte sich lachend zu ihrem Arbeitszimmer auf.
    Den ganzen Tag besuchten Grace und Amir die Touristenattraktionen – etwas, das Amir bisher immer verweigert hatte. Er war aufmerksam und charmant und entspannt, und Grace fühlte sich geradezu verwöhnt von ihm. Sie würde diesen Tag zu den gesammelten Erinnerungen legen, von denen sie in den kommenden Jahren zehren musste, wenn sie Amir nur noch in den einschlägigen Zeitschriften und Magazinen sehen würde.
    Abends gingen sie zusammen mit Khalil und Jade essen, und Grace konnte nicht anders, sie beobachtete entzückt, wie Amirs älterer Bruder mit seiner geliebten Frau umging. Es war unglaublich liebevoll. Die beiden waren so verliebt, selbst wenn sie anderer Meinung waren und angeregt debattierten, strahlte ihre Liebe immer deutlich sichtbar auch für andere durch.
    Hätte Grace noch einen weiteren Beweis gebraucht, dass Amir keine derartigen Gefühle für sie hegte, so hatte sie hier den besten Vergleich vor sich.
    Während des Essens lachten und