Julia Extra Band 0315
Schmerz in seinen Zorn. „Du hast gesagt, ich wäre dein bester Freund.“
„Aber ich bin nicht dein bester Freund.“
„Du gehst, weil du glaubst, du wärst nicht mein bester Freund?“, fragte er ungläubig.
„Ich weiß, dass ich es nicht bin.“
„Worauf fußt diese Annahme?“
„Darauf, dass du außer der Arbeit auch noch ein Privatleben hast. Du siehst deine Familie öfter als ich meine. Deine Geschwister sind deine Freunde. Du hast deine Affären und demnächst eine Ehefrau.“
„Und du hast nur mich? Dreht sich dieses ganze unnütze Drama etwa darum?“, fragte er abfällig.
Graces Augen funkelten zornig. „Das ist kein Drama. Es war als Erklärung gemeint.“
„Du gehst, weil ich mehr Freunde habe als du?“
„Ich gehe, weil ich mit meinem Leben etwas anfangen will. So einfach ist das.“
„Es ist nichts Einfaches daran, dass du mich verlässt.“
„Es hat nichts mit verlassen zu tun.“
„Du bist mein bester Freund“, gestand er mit zusammengebissenen Zähnen. Amir hielt überhaupt nichts von diesem sentimentalen Unsinn, aber für Grace würde er eine Ausnahme machen.
„Nein, das bin ich nicht. Seit wir in Zorha sind – nein, schon viel früher –, schiebst du mich von dir weg und drückst mich in diese Kiste, auf der ‚persönliche Assistentin‘ steht, mehr nicht. Und das verstehe ich auch.“ Ihr Tonfall bewies jedoch, wie sehr es ihr zusetzte. „Du wirst bald heiraten, darum wäre es unpassend, wenn du die Freundschaft mit mir weiter führen würdest.“
„Das hat überhaupt nichts damit zu tun!“
„Bitte, Amir, du hast mich noch nie angelogen. Fang jetzt nicht damit an.“
„Bist du dir da so sicher?“ Ihre irrige Unterstellung fachte den Tumult in ihm nur noch an. „Jeden einzelnen Tag habe ich dich angelogen, jedes Mal, wenn ich vorgab, nicht mehr von dir als kollegiale Freundschaft zu wollen. In Wahrheit wollte ich nichts anderes, als dich auf den Schreibtisch zu drücken und mit den Lippen jeden Zentimeter deiner hellen Haut zu erkunden. Nur deshalb schiebe ich dich weg, wie du es nennst. Weil ich es nicht riskieren darf, mit dir allein zu sein.“
„Was?“ Sie schüttelte den Kopf, als traute sie ihren Ohren nicht. „Das meinst du nicht ernst.“
„Und ob.“
„Ich bin nicht schön. Ich bin nicht erfahren oder elegant. Ich bin überhaupt nicht wie die Frauen, mit denen du ausgehst.“
„Und doch bist du die Eine, die ich begehre.“
„Nein.“
„Warum bestreitest du es, Grace? Du willst mich ebenso. Das nennt man Verlangen.“ Er stand auf, damit sie den Beweis für sein Verlangen sehen konnte. „Und das beruht auf Gegenseitigkeit.“
Sprachlos starrte Grace ihn an, und er schüttelte den Kopf.
„So verdammt unschuldig“, murmelte er.
„Wie bitte?“
„Du.“
„Ich bin unschuldig?“
„Willst du etwa das Gegenteil behaupten?“
„Äh … nein.“
„Deine Unschuld erregt mich.“
„Ich dachte immer, du ziehst erfahrene Frauen vor.“
Innerhalb von Sekunden kam er hinter seinem Schreibtisch hervor und schloss Grace in seine Arme. „Ich ziehe dich vor, Grace.“
Mit großen Augen sah sie ihn an. „Du begehrst mich?“, flüsterte sie ungläubig.
„Ja, ich begehre dich“, sagte er noch, und dann küsste er sie.
Trotz seines Ärgers, trotz der brennenden Lust konnte er nicht anders als zärtlich sein. Es war der erste Kuss zwischen ihnen. Vielleicht war es sogar Graces erster Kuss überhaupt. Sie schmeckte süß und verlockend, ihre Lippen waren so unglaublich weich. Und obwohl sie den Kuss nicht erwiderte, zog sie sich auch nicht zurück.
„Küss mich zurück“, raunte Amir und zeigte ihr wie. Dabei achtete er darauf, sie nicht zu überrumpeln, sondern sie langsam und schrittweise an das sinnliche Vergnügen heranzuführen. Er streichelte ihren Rücken und presste sich an sie. Zum ersten Mal versuchte er seine Erregung nicht vor ihr zu verbergen. Ihr Mund schmeckte köstlich wie reife Beeren, ein Geschmack, der süchtig machte.
Der sanfte Kuss wurde immer gieriger und fordernder. Seine jungfräuliche Assistentin lernte schnell, wie sie seine Leidenschaft anstacheln konnte.
Amir musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht genau das zu tun, was er ihr vorhin beschrieben hatte – sie auf den Schreibtisch zu drücken und ihre nackte Haut mit den Lippen zu erkunden.
Eines Tages, so schwor er sich, würde er es tun.
Plötzlich jedoch stieß Grace ihn von sich. „Nein, nicht … warum tust du das?
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