Julia Extra Band 0316
Vorteile.“
„Im Augenblick fällt mir nicht ein einziger ein.“
Hatte sie eben einen Anflug von Belustigung auf seinem Gesicht bemerkt, oder war das nur eine Täuschung des Lichts gewesen?
„Wirklich nicht?“
Bewusst abschätzend schweifte Romys Blick über seine beeindruckende Gestalt, und sie unterdrückte das verbotene Gefühl, das all ihre Sinne in Aufruhr bringen wollte. „Was wir miteinander geteilt haben, war nichts Besonderes.“
Lügnerin, geißelte sie sich im Stillen. Ein Mal, ein einziges Mal hatte sie versucht, sein Liebesspiel aus ihrem Kopf zu verbannen, indem sie sich einem anderen hingab … doch die Erinnerung daran ließ sie diese Erfahrung immer noch bereuen.
Xavier unterdrückte das Verlangen, sie an sich zu ziehen, ihren Mund zu erobern und ihre Wut in Verlangen zu verwandeln. Stattdessen streckte er die Hand aus, fuhr sanft mit den Fingern über ihre Wange, ehe er ihr Kinn umfasste und mit dem Daumen über ihre weiche, volle Unterlippe strich.
Er sah, wie sie ihren Blick senkte, und hörte, wie ihr der Atem stockte.
So viel dazu, dass sie gegen seine Berührung immun war!
„Du wolltest einen Deal für deinen Vater aushandeln“, wiederholte Xavier ruhig. „Ich habe eine Lösung angeboten. Es bleibt dir überlassen, sie zu akzeptieren oder abzulehnen.“
Die Vorstellung, dass ihr Vater erneut vor Gericht erscheinen und Jahre der Angst und Verzweiflung im Gefängnis erleiden müsste, war mehr, als Romy ertragen konnte.
„Oder muss ich noch deutlicher werden und dich daran erinnern, auf welche Weise der Kredithai bei André und letztlich bei dir das Geld eintreiben wird, sollte es nicht pünktlich da sein?“, fragte Xavier und sah, dass sie blass wurde.
Bis morgen um Mitternacht musste sie eine große Summe Geldes bereithalten, die weder sie noch André zusammenkratzen konnten.
Du musst dich den Tatsachen stellen, mahnte Romy sich grimmig. Verzweifelt hatte sie sich schon nach jeder nur möglichen anderen Geldquelle umgeschaut. Xavier DeVasquez war ihre letzte Hoffnung, ihren Vater noch irgendwie retten zu können.
Ein seltsam leeres Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus, als ihr die entsetzliche Wirklichkeit in aller Deutlichkeit bewusst wurde. Sie hatte eine Wahl, auch wenn es tatsächlich gar keine war. Die Frage war nur, ob sie den Mut aufbrachte, zu nehmen, was Xavier ihr anbot.
Das leise Summen seines Telefons unterbrach die Stille. Er nahm das Gespräch entgegen, hörte zu und gab kurze Anweisungen, ehe er den Anruf beendete.
„Eine wichtige Besprechung steht an.“ Er hielt kurz inne. „Deine Antwort, Romy?“
Schicksalsergeben wurde ihr bewusst, dass sie viel für ihren Vater erreichen würde – mit beträchtlichem persönlichem Aufwand –, falls sie der Abmachung zustimmte. Eine Abmachung, die nicht zwangsläufig lebenslänglich bedeuten musste, da eine Heirat auch eine Fluchtklausel bot. Sie könnte sich immer noch scheiden lassen.
Ihre Augen funkelten. „Ja, verdammt.“
Einen Augenblick glaubte sie, Heiterkeit in seinen dunklen Augen aufblitzen zu sehen, dann war der Moment verflogen.
„Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, dass du dich so deutlich auszudrücken pflegst“, meinte Xavier gedehnt und sah, wie sie ihre Wut zu zügeln suchte.
„Nur bei dir.“ Sie musste ruhig bleiben, aber wie sollte sie, wenn sie von unterschiedlichsten Gefühlen überwältigt wurde, von denen keines auch nur im Ansatz angenehm war.
„Ich brauche deine Telefonnummer, ehe du gehst.“ Seine seidenweiche Stimme brachte sie noch mehr in Rage.
„Ich hinterlasse sie bei deiner persönlichen Assistentin.“
Xavier nahm eine Karte aus der Tasche und reichte sie ihr. „Ich ziehe es vor, Privatleben und Geschäft zu trennen.“
Widerwillig nahm Romy den Stift, den er ihr hinhielt, kritzelte ihre Handynummer auf die Karte und legte beides auf den Tisch. Dann drehte sie sich um, um auf schnellstem Weg das Gebäude zu verlassen.
Sie hatte es geschafft, den Kopf ihres Vaters aus der Schlinge zu ziehen.
Eigentlich hatte sie erwartet, dass es sich wie ein Sieg anfühlen würde. Stattdessen war es die Hölle.
3. KAPITEL
In ihrem Apartment angekommen, wollte Romy gerade unter die Dusche gehen, als das Handy klingelte. Schnell schlüpfte sie in ihren Bademantel, lief in die Küche und nahm das Gespräch entgegen.
„Romy.“
Xavier.
Es gab keinen Zweifel, wer am anderen Ende war.
„Was willst du?“
„In einer halben Stunde haben wir ein Treffen mit meinem
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