Julia Extra Band 0316
verbunden sein, in einer Ehe ohne Liebe, entstanden durch kaum verhüllte Erpressung.
In welche Lage hatte sie sich da nur gebracht?
Ein hysterisches Lachen erstarb in ihrer Kehle. Ihre Gefühle hatten verrücktgespielt, nicht mehr und nicht weniger.
Die Frage war nur, ob sie diese Ehe mit Würde überstehen konnte, ohne dass ihre Gefühlswelt hinterher einem Scherbenhaufen glich.
Sie musste diese Ehe ja nur ein paar Jahre aushalten, rief sie sich in Erinnerung, dann würde sie um die Scheidung nachsuchen. Unüberwindbare Differenzen.
Das Bild eines Babys stieg vor ihrem inneren Auge auf und versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. Wie könnte sie ein Kind aufgeben? Es nicht umsorgen und jeden Tag für das Kleine da sein, sondern nur dann, wenn es ihr laut Gerichtsbeschluss gestattet war?
Aber was wäre, wenn sie kein Kind bekommen würde, weil sie dafür sorgte, dass sie keines empfangen könnte?
Würde Xavier sich scheiden lassen, um sich eine andere Frau zu nehmen, die ihm ein Kind schenken würde?
„Dein Schweigen ist sehr vielsagend.“
Seine Worte rissen sie aus ihren Überlegungen, und sie warf ihm einen kühlen Blick zu.
„Ach wirklich?“
Xavier sah in den Rückspiegel, setzte den Blinker und fuhr an den Straßenrand. Nachdem er den Motor ausgestellt hatte, wandte er sich ihr zu.
„Falls du deine Meinung geändert hast, ist es jetzt an der Zeit, es zu sagen.“
Gefährlich kalte Worte, die in ihrem Kopf widerhallten und ihr das Blut in den Adern gefrieren ließen.
Gott im Himmel. Was tat sie nur?
Einen Rückzug konnte sie sich nicht mehr leisten.
Also bring es hinter dich .
„Ich warte, Romy.“
Es gab nur eine Antwort für sie. „Ich nehme an, dein Anwalt wartet auf uns“, brachte sie leise heraus.
Wenig später saß sie in einem weichen Ledersessel und lauschte aufmerksam den Erklärungen des Anwalts, der ihr die nötigen Dokumente erklärte.
Beinahe wäre sie zurückgeschreckt, als dann der Augenblick kam, ihre Unterschrift unter das folgenschwere Dokument zu setzen.
Doch sie wusste, dass sie damit alles zerstören würde, was sie sich mühsam erkämpft hatte.
Nimm den Stift und unterschreibe, drängte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf, und ohne noch einmal darüber nachzudenken, tat sie genau das.
Als der Anwalt sie später zum Aufzug begleitete, lächelte sie sogar und richtete ein paar höfliche Worte an ihn.
Doch als der Lift sie ins Erdgeschoss trug, brachte sie kein Wort mehr über die Lippen, sondern ertrug Xaviers forschenden Blick mit Gleichmut.
„Ich fahre mit dem Taxi nach Hause“, meinte sie schließlich.
„Nein“, gab er ruhig zurück. „Wir essen zusammen, danach besuchen wir deinen Vater.“
„Ich bin nicht hungrig.“
„Dir macht es wohl Spaß, mir zu widersprechen.“ In Xaviers Stimme lag ein Anflug spöttischer Belustigung, den sie mit einem flüchtigen Blick bedachte, der Bände sprach.
Er wählte ein Restaurant an der South Bank, wo das exzellente Essen nur noch von dem ausgezeichneten Service übertroffen wurde.
„Soll ich für dich bestellen?“
Vielsagend sah sie ihn an, ehe sie sich scheinbar sehr interessiert der Speisekarte zuwandte. Sie entschied sich für Bruschetta und eine alkoholfreie Schorle.
Xavier hingegen hatte offensichtlich Appetit, wählte noch eine Vorspeise vor dem Hauptgericht, das sie während ihrer kurzen Affäre damals auch am liebsten gegessen hatte.
War das ein Zufall oder hatte er sich absichtlich dafür entschieden?
Eigentlich sollte es ihr egal sein.
Aber das war es ganz und gar nicht. Ob er sich daran erinnerte, wie sie lachend vom Teller des anderen gekostet hatten, in dem Wissen, dass der Abend noch mehr Freuden bereithielt?
Danach fühlte sie sich immer sehr entspannt und im Einklang mit ihm, während sie sich gegenseitig die höchsten Freuden schenkten.
Ein köstlicher Schauer rieselte über ihren Rücken, als verbotene Bilder in ihr aufstiegen.
„Du hast eine neue Stelle in einem der nördlichen Vororte angenommen.“
Romy warf ihm einen fragenden Blick zu. „Hast du deine persönliche Assistentin angewiesen, genaue Erkundigungen einzuziehen?“
Xavier hob eine Braue. „Macht dir das etwas aus?“
Ja . Obwohl sie nichts anderes von ihm erwartet hatte. Xavier war bekannt dafür, dass er jeden Stein umdrehen ließ. Ihm entging kaum etwas, und jeder wusste, dass Köpfe rollen würden, sollten seine Angestellten es versäumen, ihm die notwendigen Informationen zu liefern.
„Dann wirst du ja
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