Julia Extra Band 0316
spielt den anderen nur das vor, was man von ihm erwartet, erkannte sie. Aber warum? André kannte die Wahrheit, und sie bezweifelte, dass Xaviers Anwalt oder die Standesbeamtin besonders interessiert an dem eigentlichen Grund für diese Hochzeit waren.
Spiel einfach mit, mahnte sie sich im Stillen. Lächle und tu so als ob …
Natürlich spürte Xavier, was in ihr vorging. „Amüsier dich“, murmelte er, als er ihr sanft mit dem Finger über die Wange fuhr.
Romy nickte. Aber küss mich nicht wieder . Auch wenn die Worte keine Stimme fanden, umwölkte sich sein Blick, als ob er sie gehört hätte.
Nachdem die Standesbeamtin sich verabschiedet hatte, wurde ein köstliches Menü aufgetragen – Hühnersuppe, eine herrlich duftende Paella, als Dessert ein Sorbet, das mit einem Kaffee abgerundet wurde.
Viel zu schnell erklärte der Rechtsanwalt, dass er nun gehen müsse, was André dazu veranlasste, sich ein Taxi zu rufen.
„Ich rufe dich Montagnachmittag an“, versprach Romy und umarmte ihren Vater. Dann war das Taxi da, und sie stand in der Tür, bis die Rücklichter hinter dem Tor verschwunden waren.
Sie schaffte es nicht, dieses seltsame Gefühl zu bezwingen, als sie Xaviers nachdenkliche Miene bemerkte.
Also entschied sie sich für eine belanglos höfliche Frage. „Um welche Zeit willst du fahren?“
„Sobald du deine Sachen fürs Wochenende gepackt hast“, erwiderte er gelassen und bemerkte, wie aufgeregt sie auf seine Worte reagierte.
Gezwungen lächelte Romy. „Es dauert nicht lange.“ Eilig nahm sie die Treppe. Xavier folgte ihr.
Das Schlafzimmer des Hausherrn war riesig, mit begehbaren Schränken, einem breiten Bett. In einem Alkoven standen zwei gemütliche Sessel, ein Tisch und eine Stehlampe.
Xavier deutete auf einen der begehbaren Schränke. „Maria hat deine Sachen schon ausgepackt.“
Er schlüpfte aus seiner Jacke, band seine Krawatte los und begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
Nachdem sie sich umgezogen hatten, nahm Xavier beide Reisetaschen und bedeutete ihr, vorauszugehen.
Ob er ahnte, wie angespannt ihre Nerven waren? Möglich. Sie wusste ja zu gut, dass er intuitiv ihre Gedanken erraten konnte.
Mornington Peninsula lag eine Stunde Fahrtzeit in Richtung Süden entfernt. Xavier legte eine CD ein, als sie die Stadt hinter sich ließen. Romy lehnte ihren Kopf gegen die Stütze, schloss die Augen und ließ sich von der Musik einhüllen.
Ihr war es nur recht, dass sie sich nicht in Bedeutungslosigkeiten ergingen, denn das willkommene Schweigen gab ihr Gelegenheit, sich zu entspannen, um sich dem stellen zu können, was auch immer in dieser Nacht geschehen würde. Obwohl sie kaum glaubte, sich tatsächlich entspannen zu können.
Doch die leise Musik, die sanfte Bewegung des Wagens, verbunden mit ihrer Angst und den schlaflosen Nächten forderten ihren Tribut, und sie wachte erst auf, als Xaviers Finger sanft über ihre Wange fuhren.
Für einen Moment hatte sie jedes Gefühl für Zeit und Raum verloren. In diesem Augenblick gab es nur Xavier, der sich über sie beugte und mit seinen dunklen Augen ansah. Und während sie langsam aus dem wunderbaren Reich der Träume erwachte, legte sich wie von selbst ein zärtliches Lächeln auf ihre Lippen. „Hallo.“
Die Versuchung war groß, ihren Mund zu erobern und von ihren süßen Lippen zu kosten … um sie weiter zu ermuntern, sich ihm hinzugeben.
Es würde ihm leichtfallen. Und beinahe wäre er der Versuchung erlegen, doch es würde unweigerlich den Zauber brechen, und die Wirklichkeit würde ihren Widerspruchsgeist wieder aufflammen lassen.
Wenn er sie nahm, sollte sie wach sein und sich ihm aus freien Stücken hingeben.
„Wir sind da.“
Nachdem sie ausgestiegen waren, wurden sie von einem der Angestellten in ihre Suite geleitet, der sich dann mit ein paar höflichen Worten wieder verabschiedete. Romy warf einen kurzen Blick auf das breite Bett. Ihre Knie wurden weich, weil ihr bewusst wurde, dass sie es nun mit Xavier teilen würde.
Lächerlich, wenn man bedachte, dass sie für drei wundervolle Monate seine Geliebte gewesen war. Also bestand kein Grund, jetzt nervös zu sein, als sei dies ihre erste gemeinsame Nacht.
Ja sicher, aber wem willst du eigentlich etwas vormachen?, spottete eine leise Stimme in ihr, als sie ihre Tasche auspackte.
Es war das Wissen darum, das so beunruhigend war. Die Erinnerung, die schon schmerzte, wenn sie nur daran dachte.
Sie wollte sich nicht in ihm verlieren, weil sie es sich nicht leisten
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