Julia Extra Band 0316
ziehst.“
Langsam zählte sie bis drei. „Ich bringe meine Sachen am Donnerstagabend. Und am Freitag habe ich Schule.“ Die letzte Stunde war am Nachmittag. „Also schaffe ich es nicht vor sechs Uhr.“
Sie nahm Block und Stift und kritzelte die Adresse darauf, die Xavier ihr gab. Brighton, in einer Straße mit Blick auf den Strand. Eine sehr exklusive Gegend. „Danke.“ Sie beendete das Gespräch, setzte ein Lächeln auf und wandte sich dann wieder an ihren Vater.
„Soll ich eine DVD einlegen? Oder willst du noch Kaffee?“
André deutete auf einen Sessel, dicht neben seinem. „Setz dich doch einen Augenblick hin.“
Sie kam seiner Bitte nach, konnte sich aber nicht entspannen. „Auch wenn du damals eine kurze Beziehung mit Xavier hattest“, meinte er vorsichtig, „darfst du nie vergessen, wie rücksichtslos er ist. Und du wärest gut beraten, dich nicht mit ihm anzulegen.“
„Meinst du, das wüsste ich nicht?“, gab Romy ruhig zurück.
Noch achtundvierzig Stunden, dann wäre sie Xaviers Frau. Sie hätte ihren Teil der Abmachung erfüllt … zu ihren Bedingungen. Denn sie hatte nicht vor, ihm alle Karten in diesem teuflischen Spiel zu überlassen.
Nach einem weiteren harten Schultag am Donnerstag lenkte Romy ihren Mini zu einem Einkaufszentrum im Vorort. Nachdem sie in einigen Boutiquen gewesen war, fand sie ein wunderschönes elfenbeinfarbenes Voilekleid, das ihre Rundungen perfekt betonte.
Auch wenn es kein typisches Hochzeitskleid war, genügte es doch für die kleine Feier, die sich auf Braut und Bräutigam, den Vater der Braut und Xaviers Anwalt beschränkte.
Es war schon fast sechs Uhr, als sie ihr Apartment betrat und von dem Duft nach Essen empfangen wurde. Sie ging zu ihrem Vater und küsste ihn lächelnd auf die Wange.
„Das riecht gut.“
„Spaghetti Bolognese mit Knoblauchbrot“, klärte André sie auf.
Während des Essens erzählte sie von ihrem Tag und erkundigte sich, was ihr Vater gemacht hatte. Nachdem sie das Geschirr abgewaschen hatte, ging sie in ihr Schlafzimmer, um zu packen.
Da sie keinen Grund sah, all ihre Sachen mitzunehmen, packte sie nur Kleidung für eine Woche ein und trug die Tasche dann in den Flur.
Besorgt sah ihr Vater sie an. Er wollte etwas sagen, hielt sich jedoch zurück.
Geh, drängte sie eine Stimme im Innern. Also warf sie ihrem Vater ein verhaltenes Lächeln zu. „Ich bin bald wieder da.“
Sie würde zu Xaviers Heim in Brighton fahren, ihm Hallo sagen, ihre Tasche dort zurücklassen … und wieder gehen. Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?
Daher gab es auch keinen Grund, warum sie plötzlich so nervös wurde, als sie in die Hauptstraße einbog und sich mit ihrem Wagen in den dichten Verkehr einfädelte.
Überhaupt keinen Grund, versicherte sie sich. Vielleicht war Xavier nicht einmal zu Hause, sodass sie ihre Reisetasche einfach der Haushälterin geben könnte.
Als sie ihren Mini jedoch vor dem imposanten Tor zum Stehen brachte, waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt.
Und was jetzt? Wo gab es denn hier eine Sprechanlage, damit sie ihre Ankunft ankündigen konnte?
In diesem Moment ging das Tor wie von Geisterhand auf, und sie bog langsam in die beleuchtete halbrunde Auffahrt ein.
Ein zweistöckiges Haus im toskanischen Stil lag vor ihr, inmitten eines riesigen Gartens. Eine breite, holzvertäfelte Tür wurde geöffnet, als sie den Motor abstellte.
Xavier kam mit großen Schritten über den gefliesten Vorhof und hielt ihr die Tür auf.
„Meine Tasche ist im Kofferraum.“ Seltsam, wie normal ihre Stimme klang. Sie stieg aus, während er die Reisetasche herausnahm. Dann folgte sie ihm in die große Eingangshalle.
Ihr Blick fiel auf den gefliesten Marmorboden, eine breite, geschwungene Treppe, die nach oben führte. Schwere Mahagonimöbel und Gemälde an den Wänden rundeten das exklusive Interieur ab, das von Reichtum und erstklassigem Geschmack zeugte. Ein sehr erlesenes Zuhause.
Xavier setzte ihre Tasche unten an der Treppe ab, dann deutete er auf eine Tür zu seiner Rechten.
„Ich sage Maria Bescheid, dass sie uns Kaffee bringt.“
Romy wollte schon sagen, dass sie nicht bleiben könne, doch er hätte es als Ausrede durchschaut. Und die Befriedigung wollte sie ihm nicht schenken.
„Ja, gerne.“ Ein paar höflich belanglose Worte bei einer Tasse Kaffee, dann würde sie wieder gehen.
Der große Salon schüchterte sie ein wenig ein, und sie überlegte, ob er diesen Raum absichtlich gewählt hatte.
Gott im Himmel,
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