Julia Extra Band 0316
Baumwollhose, Leinenhemd und Turnschuhen. Entspannt. Wie hatte er das nur gemacht?
Plötzlich würde sie sich ihres verschlafenen Äußeren bewusst. Höchste Zeit für das Bad.
„Meinst du, ich hätte dich noch nie nackt gesehen?“, meinte er so gleichmütig, dass sie ein Kissen nahm und in seine Richtung warf.
„Du könntest mir zumindest ein bisschen Privatsphäre zugestehen.“ Romy flüchtete ins Bad und hörte sein leises Lachen, während ihre Wangen dunkelrot anliefen.
Sie nahm sich Zeit, ehe sie in einem viel zu großen Morgenmantel ins Schlafzimmer zurückkehrte.
„Ich habe noch ein Frühstück bestellt.“
Sie ging zum Tisch und hob den Deckel von einer Platte. Kopfschüttelnd stellte sie fest, dass sie all das gar nicht bewältigen könnte. „Das reicht doch.“ Sie setzte sich und spießte ein Stück knusprigen Speck auf die Gabel und nahm von dem Rührei. Schließlich schenkte sie sich frischen Kaffee ein, gab Zucker dazu, ehe sie Tasse und Teller zum Tisch trug.
„Ich glaube, ich gehe reiten, während du Golf spielst“, bemerkte Romy, während sie die Broschüre durchblätterte.
„Wie kommst du auf die Idee, dass ich Golf spielen will?“, meinte Xavier, nachdem er telefonisch das zweite Frühstück abbestellt hatte. „Glaubst du, ich lasse meine Frau allein?“
„Und, was schlägst du dann vor?“
„Wir könnten auch hierbleiben.“
Es war nicht schwer zu erraten, was er im Sinn hatte.
„Lieber nicht“, entgegnete sie gelassen und schob ihren Teller zur Seite, da sie plötzlich keinen Appetit mehr hatte.
Damals, während ihrer kurzen Beziehung, hätte sie nicht gezögert, sich an ihn zu kuscheln, die Arme um seinen Nacken zu schlingen, während er ihren Mund eroberte und sie sich dann voller Verlangen einander hingaben. Die Nächte schienen nie lang genug …
Würden sie je wieder so weit kommen?
Irgendwie bezweifelte sie es.
Trotzdem sehnte sich ein Teil von ihr nach der Zuneigung, die er ihr geschenkt hatte … dem Lachen und der Hoffnung, die er ihr vielleicht bieten könnte.
„Zieh dich doch an“, schlug Xavier vor. „Wir fahren nach Sorrento, streifen ein bisschen herum, essen dort zu Mittag, und danach brechen wir nach Portsea auf.“
Mit ihm zusammen zu sein klang verlockend, solange das Schlafzimmer nicht dazugehörte. Sie trank ihren Kaffee aus, dann nahm sie ihre Unterwäsche, Jeans und eine leichte Strickjacke und verschwand damit im Bad.
Obwohl Romy es nicht erwartet hatte, verbrachten sie einen vergnügten Tag in Sorrento, streiften durch Boutiquen und Galerien und aßen in einem Café zu Mittag.
Xavier wich nicht von ihrer Seite und legte ab und zu seine Hand auf ihren Rücken, wenn er sie auf eine besonders schöne Auslage aufmerksam machen wollte.
Sein Verhalten erinnerte sie an früher, als sie geglaubt hatte, dass sie zusammengehörten. Wie naiv sie doch gewesen war! Damals war es ihr Traum gewesen, Xavier zu heiraten.
Jetzt war sie tatsächlich seine Frau … wenn auch aus den falschen Gründen. Schlimmer noch war, dass sie mit ihren Gefühlen rang. Wie konnte es möglich sein, dass sie ihn auf der einen Seite hasste, weil er sie zu dieser Heirat gezwungen hatte, und sich doch danach sehnte, die Freuden wiederaufleben zu lassen, die sie einst miteinander geteilt hatten?
Verrückt. Als ob sich dieser Wunsch so schnell erfüllen würde, wenn überhaupt.
Und was war mit ihren Scheidungsabsichten?
„Du denkst zu viel“, meinte Xavier mit einem Lächeln.
„Und du weißt, warum.“
Leicht strich er mit dem Finger über ihre Lippe. „Ein verräterisches Zeichen.“
So viel dazu, eine kühle Fassade zu wahren!
„Möchtest du hier zu Abend essen oder zum Hotel zurückfahren?“
„Du lässt mir die Wahl?“
„Überrascht dich das?“
„Ja“, gab sie süßlich zurück. „Aber lass uns hier essen.“
Er lächelte wissend. „Um unsere Zweisamkeit hinauszuschieben?“
Sie gab nicht vor, ihn missverstanden zu haben. „Wie hast du das denn erraten?“
6. KAPITEL
Romys Wahl fiel auf ein exklusives Restaurant, in dem köstliches Essen und bester Wein für einen angenehmen Abend sorgten.
Vielleicht lag es am Wein, dass die Stimmung lockerer wurde. Jedenfalls fiel es Romy nicht schwer, ein paar amüsante Anekdoten zum Besten zu geben.
„Lulubelle hätte als Name vielleicht in der ersten Klasse noch süß geklungen“, erinnerte sie sich mit verschmitztem Lächeln. „Aber in der zehnten … das konnte ja nicht gut gehen.“
Entspannt
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