Julia Extra Band 0316
Atem, da sie wieder einen Zettel entdeckte, wie die vorangegangenen ein Computerausdruck mit simpler Botschaft.
„Ist das der erste?“
Xavier hatte die Gabe, sich lautlos anzuschleichen wie eine Katze, wie eine sehr große Raubkatze.
„Romy?“
Da er nicht lockerlassen würde, drehte sie sich zu ihm um. „Ich habe mehrere bekommen. So wie der hier.“ Sie deutete auf den Zettel. „Er lag zwischen den Hausaufgaben.“
„Hast du sie aufgehoben?“
Sie nickte. „Die Zettel sind in meiner Aktentasche.“
„Zeig sie mir.“
Sie nahm sie heraus, reichte sie ihm und sah zu, wie er sie las.
„Und du weißt nicht, wer das geschrieben hat?“
„Es könnte jeder gewesen sein.“
„Hast du keine Vermutung, wer dahinterstecken könnte?“
Ace? Aber die Worte passten nicht zu ihm. Trotzdem konnte sie ihn nicht ausschließen. „Nein.“
„Hast du es gemeldet?“
„Noch nicht.“
Seine Miene verhärtete sich. „Dann mach es, Romy. Sonst werde ich es tun.“
„Das ist meine Arbeit und mein Problem.“
„Also soll ich mich nicht einmischen?“
„Ganz genau.“
„Aber nur, wenn du mir Bescheid sagst, falls wieder so ein Zettel auftaucht.“
„Zu Befehl.“
Sanft strich Xavier mit der Hand über ihre Wange und berührte mit dem Daumen ihre Unterlippe. „Wenn du fertig bist, sehe ich mir deine Schulter an.“
Er war ihr viel zu nahe und die Versuchung, auch ihn zu liebkosen, zu groß.
Romy wünschte sich, er würde weitermachen. Stattdessen durchquerte er den Raum und zog seine Kleider aus, was ihrer Konzentration ganz und gar nicht förderlich war.
Trotzdem schaffte sie es, das letzte Heft zu korrigieren, dann sammelte sie ihre Papiere ein und verstaute sie in ihrer Mappe. Ein paar Minuten später kam sie in Hemdchen und einer leichten Baumwollhose aus dem Bad.
So vorsichtig wie möglich untersuchte Xavier ihre Schulter. Sie genoss diese Nähe, doch sie wich seinem Blick aus, da sie wusste, dass der blaue Fleck recht groß sein musste.
„Du hast mir nicht alles erzählt“, sagte er gelassen. „Aber ich würde vorschlagen, du tust es, und zwar bald.“
„Weil du sonst mit härteren Bandagen kämpfst?“
„Bei dir? Nein.“
Einen Augenblick hatte es ihr die Sprache verschlagen.
Die Luft zwischen ihnen schien geladen. Sie war ihm hörig, unfähig, sich zu bewegen. Xavier hatte es geschafft, ihre ohnehin zerbrechliche Selbstkontrolle noch weiter anzugreifen und ihr jeden vernünftigen Gedanken zu rauben.
In diesem Augenblick gab es nur ihn und ein unberechenbares Verlangen zwischen ihnen.
„Komm ins Bett“, sagte er sanft. „Es ist schon spät, und wir brauchen beide unseren Schlaf.“
Schlaf? Allein mit seinem Blick, der so viel versprach, konnte er sie erregen … um dann gelassen vorzuschlagen, dass sie schlafen sollte?
Das konnte doch nur ein Scherz sein!
Doch Xavier zog Romy nur an sich, nachdem sie unter die Decke geschlüpft waren, löschte das Licht, gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Ein paar Minuten später ging sein Atem ruhiger … und er war eingeschlafen.
Wie hatte er das nur fertiggebracht?
11. KAPITEL
Da bei der heutigen Wohltätigkeitsveranstaltung formelle Kleidung erwünscht war, entschied Romy sich für ein rotes Kleid aus Seidenchiffon mit gerüschtem Oberteil und Spaghettiträgern. Dazu passend trug sie die Ohrstecker, die ihre Eltern ihr zum einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatten.
Das Geld, das an diesem Abend gespendet würde, sollte leukämiekranken Kindern zugutekommen, während bei der eigentlichen Auktion antike Möbel und wertvolle Kunstwerke versteigert würden.
Jeder Gast bekam bei der Ankunft eine Hochglanzbroschüre, in der die einzelnen Objekte aufgeführt waren.
In der großen Eingangshalle wurden die Besucher mit Champagner und Orangensaft von livrierten Obern versorgt, während die weiblichen Bediensteten Kanapees anboten.
Eine Stunde hatten die Besucher Zeit, sich die Ausstellungsstücke anzusehen.
„Siehst du etwas, das dir gefällt?“, fragte Xavier, der mit Romy durch den Raum schlenderte.
Sie hatten einen wunderschönen kleinen Sekretär mit Einlegearbeiten entdeckt.
Das wertvolle Möbel war teuer, viel zu teuer, um es vom Gehalt einer Lehrerin erstehen zu können. Daher wollte sie Xavier auch nicht bitten, es ihr zu schenken.
„Alex, das musst du dir unbedingt ansehen.“
Chanel? Das lüsterne Schnurren war unverkennbar, und Romy spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog, als das Paar sich zu ihnen
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