Julia Extra Band 0316
Welt gab es sicher nicht viele englische Anwälte vom Land, die mit großen Augen durch das quirlige Rom liefen. Und Katie war bisher noch nie einem aufgestylten Popstardouble begegnet.
Nachdem das Missverständnis um Antonias Identität aus der Welt geschafft war, entspannte sich das Verhältnis zwischen den Frauen sofort. Schon kurze Zeit später hatte das blonde Mädchen Katie überredet, sich wieder hinzusetzen. Antonia sah ihrem schwarzhaarigen Bruder überhaupt nicht ähnlich, und Katie glaubte sich daran zu erinnern, dass auch sie lediglich eine Halbschwester von ihm war. Sie hätte Rigos familiären Hintergrund wirklich gründlicher recherchieren müssen.
„Hast du im Hotel wirklich alles, was du brauchst?“, erkundigte sich Antonia vertraulich. „Nachdem mein unverschämter Bruder dich nun hier in Rom festhält, musst du unbedingt ausgiebig einkaufen gehen!“ Sie wandte sich an Rigo. „Du kommst von allein gar nicht auf den Gedanken, dass andere Leute keine eigene Wohnung in jeder Stadt haben, oder? Ich wette, die arme Katie hat nicht einmal eine Zahnbürste dabei.“
„Ich muss tatsächlich noch ein paar Dinge besorgen“, gestand Katie. „Eine Übernachtung hatte ich nicht eingeplant.“
„Zum Glück hast du jetzt eine echte Expertin an deiner Seite“, rief Antonia begeistert. „Wir kaufen dir Waschzeug, Zahnpasta, eine gute Bürste und noch einen ganzen Haufen langweiliges Zeug, das man aber einfach braucht.“
Zum Glück bemerkte Rigo Antonias vielsagendes Zwinkern nicht.
„Bietest du etwa an, mit Katie einkaufen zu gehen?“ Mit gerunzelter Stirn sah er Katie an. „Wir können doch jetzt auch endlich zum du übergehen, oder?“
Wortlos zog Katie die Augenbrauen hoch. Dann räusperte sie sich. „Kannst … du deine Schwester denn entbehren?“
„Ich freue mich über jeden, der Antonia ein oder zwei Stunden beschäftigen kann“, begann er und brach ab, als beide Frauen ihn fassungslos anstarrten. „Und vergesst nicht, Dinner um acht!“, schloss er knapp.
Katie ignorierte ihn und strahlte Antonia – die ziemlich betroffen aussah – aufmunternd an. „Ich würde liebend gern mit dir einkaufen gehen. Und ich bin sehr zufrieden mit der Aussicht, heute Abend in meinem Hotel zu essen“, wandte sie sich abschließend an Rigo.
Das blonde Mädchen warf ihrem Bruder einen triumphierenden Blick zu. „Du scheinst endlich ein ebenbürtiges Gegenüber getroffen zu haben“, sagte sie auf Italienisch. Dann wandte sie sich wieder an Katie. „Und für heute Abend kaufen wir erst einmal auf seine Kosten ein umwerfendes Outfit.“
„Nein, nein, auf keinen Fall!“, wehrte Katie sich, doch schon im gleichen Moment tat es ihr leid, Antonia den Spaß zu verderben.
Die Augen der jungen Frau trübten sich, und ihr Gesichtsausdruck wurde beinahe defensiv. Antonia besaß ebenso viel Charme wie ihr Bruder, nur dass sie manchmal den Eindruck erweckte, als wäre sie es gewohnt, enttäuscht zu werden.
„Und wenn uns ein tolles Kleid in die Hände fällt?“, fragte sie hoffnungsvoll und schenkte ihrem Bruder einen flehenden Blick.
In Katie verkrampfte sich alles. Es war nicht so sehr ihr Stolz, der dem geplanten Einkaufsmarathon im Weg stand. Wenn Rigo sie für ihre Unannehmlichkeiten entschädigen wollte, bitte schön! Aber sie wollte keinesfalls riskieren, dass jemand ihre Narben sah. Vor allem einem blutjungen Mädchen wie Antonia musste sie einen solchen Anblick ersparen.
Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als Rigo seiner Schwester ein Bündel Geldscheine in die Hand drückte. „Kauf etwas Schönes für Euch beide!“, seufzte er und hob beschwichtigend die Hand, als Katie protestieren wollte. „Es ist das Mindeste, was ich für dich tun kann, nachdem ich mich heute Nachmittag so unmöglich verhalten habe.“
„Das absolut Mindeste“, bekräftigte Antonia vehement.
Die Einkaufstour mit Antonia übertraf Katies wildeste Träume. Konnte dies alles noch verrückter werden? Antonias Enthusiasmus war nicht zu bremsen, was angesichts des Angebots um sie herum kaum verwunderlich war. Katie selbst fiel immer öfter zurück, weil sie sich an den vielen exklusiven Schaufenstern nicht sattsehen konnte.
Dann stieß Antonia plötzlich einen Schrei aus und winkte ihre neue Freundin aufgeregt zu sich heran. Fassungslos betrachtete Katie das ausgestellte Kleid aus hauchzarter Seide im Fenster. Der Unterrock bestand aus besticktem Satin, verziert mit Perlen und Brillanten.
„Oh, ich kann
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