Julia Extra Band 0316
nicht“, hauchte sie überwältigt. „Aber geh du ruhig hinein“, ermunterte sie Antonia dann. „Ich warte hier auf dich.“
„Nicht ohne dich“, erwiderte das Mädchen beharrlich. „Hier gibt es alles, was das Frauenherz begehrt. Du kannst dir doch einen Pyjama und süße Unterwäsche kaufen. Die brauchst du sowieso.“
Eigentlich hat sie recht, dachte Katie und gab nach.
Niemand würde die hübschen Wäschestücke je zu Gesicht bekommen, aber warum sollte sie sich nicht einmal selbst verwöhnen? Einzigartige Mode wie hier würde sie in Nordengland nicht so leicht finden. Also ließ sie sich nach langem Hin und Her ein paar wunderschöne Kleidungsstücke einpacken, die sie entweder nachts oder drunter tragen wollte …
Sie hätte diesem Einkauf trotz Antonias permanenter Ermunterung jederzeit Einhalt gebieten können, das wusste Katie. Doch sie wollte es gar nicht. Es gefiel ihr, ein Überraschungspaket schöner Dinge mit zurück ins Hotel zu nehmen, um die Sachen dort in Ruhe vor dem Spiegel anzuprobieren, ohne dass jemand ihre Narben sah.
Zu ihrem Entsetzen verpackte die Angestellte alles in roséfarbenem Seidenpapier und legte das Bündel dann in eine große Papiertüte, auf der eine nackte Frau abgebildet war, die sich in einem großen Champagnerglas räkelte.
„Sehr subtil“, murmelte Katie ironisch, als sie mit Antonia das Geschäft verließ. Im Grunde ihres Herzens fand sie diese außergewöhnliche, gewagte Tüte hinreißend. Aber ein Teil von ihr wünschte sich dennoch, sie wäre nicht unbedingt beidseitig bedruckt.
Antonia hakte sich unter und drückte Katies Arm. „Wir besorgen jetzt noch ein paar Sachen für dich, und dann habe ich die strikte Anweisung, dich mit dem Taxi ins Hotel zu bringen. Oh, sieh mal! Dort drüben ist Rigo!“
Tatsächlich. Katie zuckte heftig zusammen, als sie ihn aus einer Herrenboutique kommen sah und beobachtete, wie er die Sonnenrille aufsetzte und auf sie beide zusteuerte. Wie sollte sie ihre verräterische Tüte nur vor ihm verbergen?
Kurz darauf stand er schon vor ihr, und ihre Haut kribbelte vor Aufregung. Oder war es die Tatsache, dass er ihre Einkaufstüte kritisch musterte?
„Ihr Mädels habt offensichtlich alles gefunden, was ihr braucht?“, bemerkte er tonlos, doch der Sarkasmus in seiner Stimme war kaum zu überhören.
Eine heiße Röte überzog Katies Gesicht. „Ja, vielen Dank“, stieß sie hervor und begegnete tapfer seinem Blick. „Und wie du siehst, muss ich sogar noch die Tüten für deine Schwester tragen.“
In Rigos Augen blitzte es amüsiert auf. Es war offensichtlich, dass er ihr kein einziges Wort glaubte.
Die beiden jungen Frauen verabschiedeten sich wieder von Rigo und setzten ihren Einkaufsbummel fort. Es tat Katie gut, mit jemandem Zeit zu verbringen, der sie nicht ständig beobachtete oder bewertete. Außerdem sah sie so mehr von dieser wunderbaren Stadt, als sie je zu träumen gewagt hätte.
Wie sehr Antonia an ihrem Bruder hing, überraschte Katie. Wenn man dem Mädchen zuhörte, könnte man fast auf Idee kommen, er wäre ein Heiliger. Aber natürlich war Antonia – die augenscheinlich von Rigo verwöhnt wurde – nicht gerade objektiv.
Zum Dank für ihre Hilfe kaufte Katie ihrer neuen Freundin ein edles Notizbuch mit blauem Ledereinband, in das Antonia sofort mit geschwungenen Lettern ihren Namen eintrug. Alles in allem war es ein herrlicher Tag, obwohl Katie den Eindruck hatte, dass Antonia sich nicht noch mehr Luxus, sondern einfach nur etwas Zeit mit ihrem Bruder wünschte.
In das triste Braun von Katies Garderobe mischte sich dank Antonia endlich etwas Farbe. Ohne es anzuprobieren, kaufte Katie sich auf dem Markt ein langärmeliges Seidenkleid mit Blumenmuster, dessen halblanger Rock luftig um die Beine schwang, und das vorn einen ausgesprochen sexy Ausschnitt hatte. Dort konnte sie es sich leisten, etwas Haut zu zeigen. Außerdem legte Katie noch ein paar Oberteile und eine lässige Jeans dazu – wo sie nun schon einmal dabei war! Zum Abschluss gab sie Antonia nach und kaufte zwei Paar Schuhe: sportliche Sneaker und elegante Lederpumps.
„Für dein Alter kleidest du dich viel zu konservativ“, hatte Rigos Schwester sie zuvor kichernd ermahnt.
Jetzt wusste Rigo wieder, warum er so lange nicht mehr mit Antonia essen gegangen war. An allem hatte sie etwas auszusetzen: Sie maulte über den Tisch, die Kellner, die Beleuchtung und die Musik. Am meisten aber beschwerte sie sich bei ihm über die Art, wie er Katie
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