Julia Extra Band 0316
gingen sie auch nebeneinander her wie … Freunde.
Aber warfen sich Freunde von Zeit zu Zeit derart intensive Blicke zu? Ja, natürlich. Krampfhaft versuchte Katie, ihre hoffnungsvolle innere Stimme zum Schweigen zu bringen.
„Die Pizzerien in dieser Gegend sind nur etwas für Touristen“, erklärte Rigo und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wir nehmen den Bus und fahren …“
„Den Bus?“, wunderte sie sich laut.
„Es sei denn, eine Busfahrt ist für dich nicht gut genug“, erwiderte er ironisch.
„Überhaupt kein Problem. Ich bin nur überrascht, dass du den Bus nimmst.“
„Du meinst, ein Mann wie ich? Ich kenne Rom wie meine Westentasche und bin nicht mein ganzes Leben lang mit Helikoptern und Privatjets umhergereist.“
Da fiel es Katie wieder ein: Rigo hatte sich ganz allein hochgearbeitet. Wie hatte sie das nur aus den Augen verlieren können? Höchst unprofessionell. Und dabei blieb er so höflich und humorvoll – eine äußerst gefährliche Mischung für jede
Frau!
Im Doppeldeckerbus führte er Katie die Treppe hinauf. „Hier oben ist die Sicht viel besser.“
Aber sie konnte nur daran denken, wie warm sich seine Hand an ihrem Arm anfühlte. Als sie sich setzte, strich sie übertrieben sorgfältig die Falten aus ihrem Kleid und zupfte am schmalen Saum herum.
Warum bin ich nur so unsicher und einfältig, fragte sie sich unglücklich. Ob Rigo mich für ein langweiliges Mauerblümchen hält?
Er selbst war die meiste Zeit unbeschwert, charmant und sah in der Jeans und dem figurbetonten schwarzen Hemd unfassbar sexy aus.
„Mir gefällt dein Look“, sagte er plötzlich und strahlte Katie an. „Du solltest deine Haare öfter offen tragen. Das steht dir super.“
Für Katie war es eine völlig neue Erfahrung, so offene Komplimente zu bekommen. Verlegen murmelte sie etwas Unverständliches und sah aus dem Fenster.
Einmal mehr staunte sie darüber, welch tiefgründigen Veranlagungen in Rigo schlummerten. Den ganzen Tag über hatte sie ständig neue Facetten an ihm entdeckt, die ihr außerordentlich gut gefielen. Jetzt beeindruckte er sie mit seinem immensen Wissen über die Geschichte Roms, über Politik und Wirtschaft in der Region und Kultur im Allgemeinen.
Katie hörte ihm gern beim Reden zu, sie diskutierte und stellte Fragen, obwohl es ihr unendlich schwerfiel, sich in seiner Gegenwart zu konzentrieren. Wie gern wäre sie immun gegen seine Anziehungskraft! Aber das war Wunschdenken. Also beschränkte sie sich vorerst darauf, von seinen Berührungen zu träumen, während sie mit ihm ein ernsthaftes Gespräch über das wunderschöne Rom führte.
Sie wollte Sex mit ihm, das ließ sich nicht länger beschönigen. Dass sie zu derartigen Gefühlen fähig war – und das nach nur einem einzigen Tag –, verblüffte Katie maßlos. Sie musste dieser Fantasie unbedingt ein Ende setzen.
„Ich fand es übrigens ganz toll von dir, dass du mit Antonia einkaufen gegangen bist“, sagte er gerade. „Vielen Dank dafür.“
„Es war mir ein Vergnügen. Deine Schwester ist wundervoll. Und um fair zu sein: Sie hat sich wirklich alle Mühe gegeben, um mir einen schönen Tag zu bereiten.“
Auf Rigos Geheiß hin hatte der Busfahrer sie unterwegs zwischen zwei Stationen an einer ruhigen Straßenecke abgesetzt. Mit gerunzelter Stirn sah Katie sich um, doch Rigo schien zu wissen, wohin er wollte.
Nach einer Weile wurden seine Schritte jedoch langsamer, und er blickte ratlos eine dunkle Seitengasse entlang. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo ich bin“, murmelte er mit finsterer Stimme.
Doch als Katie ihm einen erschrockenen Blick zuwarf, grinste er verschmitzt. „Du machst dich über mich lustig“, stellte sie fest.
„Glaubst du, ich würde das jemals tun?“, fragte Rigo unschuldig und sah sich dann um. „Ich habe nicht immer in den besten Stadtteilen Roms verkehrt.“
Diese Andeutung konnte und wollte Katie nicht unbeachtet lassen. „Ach?“, erwiderte sie knapp und betrachtete Rigo auffordernd von der Seite. Sie war furchtbar neugierig und wollte mehr über seine Vergangenheit herausfinden.
„Als ich aus der Toskana direkt nach Rom kam, fand ich mich schnell in Monti wieder: enge Gassen und steile Kopfsteinstraßen. Dort gab es unzählige handwerkliche Betriebe und eigentlich immer etwas zu tun für einen kräftigen Jungen vom
Land.“
Mitten auf einer Steinbrücke, die über den Tiber führte, blieben sie stehen, und Katie sah Rigo fragend an. Doch der lächelte nur, und
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