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Julia Extra Band 0316

Julia Extra Band 0316

Titel: Julia Extra Band 0316 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens , Helen Bianchin , Fiona Harper , Kate Hewitt
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Niemand.
    Noch heute gellten ihm die Wörter manchmal in den Ohren. Und es war nicht bei den Schimpfwörtern geblieben. Man hatte ihm üble Streiche gespielt, die er Alice aber nicht schildern wollte.
    „Die Lage spitzte sich zu, als einer aus der Bande entdeckte, dass ich ausgerechnet seinen abgelegten Schulblazer trug. Meine Mutter hatte sich so gefreut, als sie ihn im Laden der Caritas entdeckte, weil er in wirklich gutem Zustand war.“
    Dieses Mal hatte er die Beleidigungen nicht stillschweigend geduldet, sondern zurückgeschlagen.
    Die Strafen dafür hatte er gern auf sich genommen, auch die Standpauke des Direktors.
    Danach hatten die anderen ihn nicht mehr angefasst, der Spott allerdings war geblieben.
    Plötzlich war es Cameron egal gewesen. Den Blazer zog er freilich nie wieder an, obwohl er ständig nachsitzen musste, weil er nicht die korrekte Schuluniform trug.
    Er hatte sich einen Job als Zeitungsausträger gesucht und jeden Penny gespart, bis er sich selbst einen brandneuen Schulblazer kaufen konnte.
    Doch so genau brauchte Alice das alles nicht zu wissen, fand Cameron. Sie verstand, ihrem Blick nach zu urteilen, auch so, was es bedeutete, gedemütigt zu werden.
    Ob sie selber Ähnliches erlebt hatte? Wusste sie, wie es sich anfühlte, wenn man den Erwartungen anderer nicht gerecht wurde?
    Darüber zu reden würde allerdings zu weit gehen!
    „Jetzt verstehst du bestimmt, warum ich etwas dagegen habe, anderer Leute Sachen zu tragen“, beschloss Cameron seinen Bericht bemüht beiläufig.
    Alice legte tröstend ihre Hand auf seine.
    Die einfache Geste ließ seine Kehle eng werden.
    „Qualität überdauert“, erklärte Alice und sah ihm tief in die Augen. „Sie überdauert Moden, Vorurteile, Fehlurteile. Wenn etwas wirklichen Wert besitzt, wird der sich eines Tages zeigen, auch wenn dem gegenüber bis dahin alle blind waren.“
    Plötzlich sah er, dass ihre Augen feucht schimmerten. War sie etwa von seinen Geschichten zu Tränen gerührt?
    Sanft strich er ihr mit den Fingerspitzen unter den Augen entlang.
    Sie sollte nicht seinetwegen weinen.
    Weil er nicht abschätzen konnte, wie er dann reagieren würde. Was er empfinden würde. Lieber sah er ihr auf die rosigen, schön geschwungenen Lippen.
    Er fragte sich, wie sie wohl schmeckten.
    Und diesmal werde er die Antwort bekommen, schwor er sich.

6. KAPITEL
    Ein Prickeln überlief Alice, als Cameron sie so eindringlich ansah, und ihr Herz fing an, wie rasend zu pochen.
    Sie versuchte, sich vor Augen zu halten, wie wenig vorteilhaft er damals bei den albernen Partyspielen gewirkt hatte … aber alles, was ihr wirklich einfiel, war, wie gern sie damals von ihm geküsst worden wäre.
    Unwillkürlich seufzte sie leise.
    Dann schien ein Stromstoß sie zu durchzucken, als sie Camerons Lippen nicht in der Fantasie auf ihren spürte, sondern in Wirklichkeit! Sanft und forschend ließ er sie über ihren Mund gleiten, und da sie sich nicht rühren konnte, ließ sie es geschehen.
    Aber dann erwachte sie aus ihrer Trance und erwiderte den Kuss hingebungsvoll und zärtlich.
    Es war wie im Märchen! So war sie noch nie geküsst worden, so sinnlich und gekonnt. Ungeahnte Empfindungen erwachten in ihr und begannen sie zu durchströmen, sie fühlte sich wie auf Wolke sieben.
    Wunderbarerweise wurde es sogar noch schöner. Cameron umfasste sie und zog sie auf seine Knie. Dann streifte er mit den Händen über ihren Rücken, ihre Lippen über ihren Hals bis zu der Stelle hinter dem Ohr, wo die Haut besonders zart und sensibel war.
    Was machte er nur mit ihr? Was stellte Cameron da mit ihr an, dass sie gleichzeitig sich selbst zu vergessen schien und trotzdem jede Faser ihres Körpers spürte – und genoss?
    Cameron.
    Seinen Namen zu denken, brachte sie schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Sie küsste hier nicht irgendwen, sondern den Boss von Orion Solutions, für den das Beste gerade gut genug war. Und er küsste sie bestimmt nur, weil er sich von der Erinnerung an seine deprimierende Kindheit ablenken wollte.
    Ja, sie beide hatten vorübergehend den Verstand verloren. Oder zumindest die Vernunft ausgeschaltet.
    Aber die meldete sich gerade unüberhörbar zurück.
    Alice versuchte, sich aus Camerons Umarmung zu lösen, aber er ließ nicht locker. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Und küsste sie weiter.
    „Cameron“, konnte sie schließlich zwischen zwei atemberaubend sinnlichen Küssen flüstern und lehnte die Stirn an seine, während sie so rasch atmete, als wäre

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