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Julia Extra Band 0316

Julia Extra Band 0316

Titel: Julia Extra Band 0316 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens , Helen Bianchin , Fiona Harper , Kate Hewitt
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ja auch nicht viel zu tun“, erwiderte Cameron mürrisch. „Abgesehen davon, dass ich ihm meine Existenz verdanke. Um ein richtiger Vater zu sein, muss man sich allerdings um seine Sprösslinge kümmern.“
    Am liebsten hätte sie nun tröstend ihre Hand auf seine gelegt, aber sie war sich sicher, dass er sie abschütteln würde. Offenbar hatte sie einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Dennoch war sie der Meinung, es wäre besser für ihn, sich alles von der Seele zu reden.
    „Wann hat er euch verlassen?“, fragte sie in neutralem Ton.
    „Zwei Wochen vor meinem zwölften Geburtstag.“
    Cameron blickte weiterhin starr vor sich hin, aber man sah ihm an, wie sehr seine Gefühle in Aufruhr waren.
    Alice wartete ab. Vielleicht würde er von sich aus weiterreden, wenn sie ihn jetzt nicht bedrängte.
    „Er hatte uns satt“, brach es mit einem Mal förmlich aus ihm heraus. „Unser alltägliches Leben mit der immer gleichen Routine ging ihm auf die Nerven. Er dachte, er hätte Besseres verdient. Was machte er also? Er setzte sich an die Costa Brava ab, mit der Kellnerin aus dem Pub in unserer Straße. Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen.“
    „Das tut mir so leid für dich“, sagte Alice, wohl wissend, wie wenig Trost das bedeutete.
    Cameron zuckte die Schultern. „Wieso? Mir ist ja nichts Wesentliches verloren gegangen damals. Meine Mutter war die Leidtragende, weil sie in dem ganzen Durcheinander allein blieb. Mein Vater war Oberlehrer und verdiente gut, meine Mutter war sogenannte Nurhausfrau. Als er sie ohne Geld sitzen ließ, musste sie unser Haus verkaufen. Weil sie keine Berufserfahrung hatte, musste sie mit schlecht bezahlten Jobs vorliebnehmen, manchmal nahm sie sogar zwei Jobs gleichzeitig an, nur um uns mehr schlecht als recht über Wasser zu halten.“
    „Das wusste ich nicht.“ Alice schlug einen möglichst sachlichen Ton an. „Ich wusste von Jennie, dass du auf dem St. Michael Gymnasium warst, also nahm ich an, dass du aus guten Verhältnissen stammst, wie man so sagt.“
    Dieses private Gymnasium besaß einen ausgezeichneten Ruf – und verlangte exorbitante Schulgebühren. Es war wirklich nichts für arme Schlucker.
    „Ich bekam ein Stipendium“, erklärte Cameron. „Als Dad uns verließ, war ich in der Sekunda, wie sie das an jener Schule noch vornehm nannten, also im zweiten Jahr dort. Man ließ mich eine Prüfung absolvieren, und dann durfte ich bleiben.“
    „Dafür bist du wahrscheinlich sehr dankbar“, meinte Alice.
    Cameron lachte spöttisch. „Dankbar ist das letzte Wort, auf das ich in Zusammenhang mit meiner Schulzeit komme. Das darfst du mir glauben.“
    Er stand auf und ging zum Fenster, obwohl er noch nicht aufgegessen hatte. Sie hatte den Eindruck, er hätte die Grenzen seiner Belastbarkeit fürs Erste erreicht. Um ihm eine Atempause zu gönnen, stand sie ebenfalls auf.
    „Ich hole etwas aus meinem Büro“, verkündete sie und ging zur Tür. „Bin gleich wieder da.“
    Als Alice zurückkam, stand Cameron noch immer am Fenster und blickte starr nach draußen. Vermutlich, ohne dort irgendetwas wahrzunehmen.
    „Da bin ich wieder! Du hast doch zugestimmt, beim Ball auch etwas aus unserem Fundus zu tragen“, begann sie.
    Er sah sie über die Schulter hinweg an. „Netter Versuch, Alice, aber soweit ich mich erinnere, habe ich noch gar nicht zugestimmt.“
    „Aber du hast auch nicht ausdrücklich abgelehnt, also hast du quasi deine Einwilligung gegeben.“
    Plötzlich lachte er schallend und überraschte damit sich selbst anscheinend genauso wie sie.
    „Du bist eine wirklich hartnäckige Person, Alice.“
    „Tut mir leid“, erwiderte sie kleinlaut.
    „Keine Ursache! Mir gefällt das.“
    Ihr wurde beinah schwindlig vor Freude über dieses Kompliment. Rasch nahm sie die kleine Schachtel aus der Tragetasche, die sie seit Tagen unter ihrem Schreibtisch versteckt hatte. Geöffnet hielt sie Cameron die Schachtel hin.
    „Manschettenknöpfe?“, fragte er und lächelte. „Diese hier sind ja sehr ausgefallen.“
    Es handelte sich um echte Art-déco-Stücke: schlichte Achtecke aus Silber mit jeweils einem rund geschliffenen „Tigerauge“ in der Mitte.
    Alice nahm an, dass diese schlichten eleganten Teile Cameron besser gefallen würden als extravagante Designs. Dass sie die Manschettenknöpfe auch deswegen ausgesucht hatte, weil die dunkel- und goldbraun gesprenkelten Steine so gut zu seinen Augen passten, verriet sie ihm natürlich nicht. Beim Gedanken daran errötete

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