Julia Extra Band 0316
seine tiefgrünen Augen glitzerten in der diffusen Straßenbeleuchtung. Offenbar gefiel es ihm sehr, jemandem seine Stadt zu zeigen, vor dem er sich wegen seiner anfänglichen Armut nicht zu schämen brauchte. Ihm gefielen die weniger populären Ecken von Rom noch immer.
Mit beiden Händen stützte er sich auf die steinerne Balustrade und blickte auf den Fluss hinunter. Katies Herz schlug schneller, als er den Kopf drehte und sie direkt ansah. Plötzlich war es gleichgültig, wohin sie gerade gingen. Dieser besondere Moment war voller Erotik, und er gehörte nur ihnen beiden. Das reichte Katie vollkommen.
Rigo brach den Bann. „Komm!“ Er richtete sich auf und ergriff ihre Hand. Obwohl es sie etwas Überwindung kostete, akzeptierte Katie, dass Rigo Hand in Hand mit ihr weiterging. In Italien bedeutete eine solche Geste vermutlich nicht viel.
Sie erreichten belebtere Straßen, und Katie war froh, sich in dem unübersichtlichen Verkehr an Rigo festhalten und sich hinter seinem breiten Rücken verstecken zu können. Er strahlte Ruhe und Sicherheit aus, und die Nähe zu ihm kam ihr wie ein stummes, geheimes Vorspiel vor – das vermutlich nirgendwo hinführte.
Aber es war ein herrliches Gefühl, dass jemand auf sie achtete und sich um sie sorgte. Selig lächelnd folgte sie ihm in ein gemütliches Restaurant, aus dem ihnen ein köstlicher Duft entgegenströmte. Es gab sogar eine kleine Tanzfläche, auf der sich Pärchen eng umschlungen zur Musik einer dreiköpfigen Liveband bewegten. Die Tische waren rot-weiß eingedeckt, und auf jedem einzelnen standen frische Blumen und hohe cremefarbene Kerzen.
„Gefällt es dir?“, fragte Rigo und musste die Stimme heben, damit sie ihn überhaupt verstehen konnte. Der Geräuschpegel war ziemlich hoch, weil um sie herum ausgelassen geschwatzt und gelacht wurde.
„Ich liebe es.“ Am meisten liebte sie jedoch seine warmen Hände auf ihren Schultern.
Die allgemeine Stimmung war ansteckend, trotzdem fühlte Katie sich etwas gehemmt. Ohne Rigo an ihrer Seite hätte sie sich niemals in ein so fröhliches Getümmel gewagt. Wenn sie sich allerdings umsah, musste sie zugeben, dass alle anderen Gäste ebenso bodenständig waren wie sie selbst. So hatte Katie sich das Nachtleben, in dem ein Mann wie Rigo sich bewegte, ganz sicher nicht vorgestellt. Und gerade diese Tatsache machte ihn in Katies Augen nur noch liebenswerter.
„Hörst du endlich mal auf damit, ständig deine Haare hinter die Ohren zu streichen?“, ermahnte er sie lächelnd.
„Ich bin es nicht gewohnt, es so lose herunterhängen zu lassen.“
„Dann solltest du dich besser umstellen. Du hast tolle Haare, die man vorzeigen muss. Also Finger weg!“ Entschlossen ging er ein paar Schritte auf einen vierschrötigen Mann in Kochschürze zu. „Darf ich dir meinen Freund Gino vorstellen?“
Vermutlich handelte es sich um den Besitzer des Restaurants.
„Rigo! Brigante!“ , rief Gino aus und klopfte dem viel größeren Mann heftig auf die Schultern. „Warum werde ich dich einfach nicht los?“
Die Antwort war deutlich in dem herzlichen Blick zu lesen, den die beiden Männer tauschten.
„Und wer ist diese schöne Dame hier?“, erkundigte sich Rigos Freund und richtete seine pechschwarzen Augen auf Katie.
„Das ist Signorina Bannister, eine Bekannte von mir.“
„Eine Bekannte?“ Bewundernd musterte der alte Wirt seinen neuen Gast, bevor er Katie kräftig die Hand schüttelte. „Dir muss deine Bekannte ziemlich am Herzen liegen, wenn du sie ganz hierher bringst, um mich kennenzulernen.“
Fragend sah er Rigo an, doch der zuckte nur nichtssagend mit den Schultern.
„Signorina Bannister muss noch eine originale italienische Pizza essen, bevor sie Rom morgen wieder verlässt. Warum sonst sollte ich sie mit zu dir bringen, Gino?“
„In der Tat, warum sonst?“, wiederholte der Wirt schmunzelnd. „Und für so eine hübsche Signorina habe ich grundsätzlich den besten Tisch des Hauses reserviert.“
„Aber es ist doch so voll hier“, bemerkte Katie und sah sich um. Sie wollte niemandem Umstände machen. „Woher hätten Sie wissen sollen, dass wir heute kommen?“
„Das muss ich nicht vorher wissen“, informierte Gino sie freundlich und stupste sie mit einem Finger auf die Nasenspitze. „Ich habe meinen eigenen Spezialtisch, den ich für besondere Gäste freihalte.“
Bevor sie es verhindern konnte, hatte Gino schon mit einem Wink nach dem erstbesten Kellner Katies Schal wegorganisiert.
„Oh,
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