Julia Extra Band 0316
fristete? Niemand.
„Der Ausrufpreis ist hundert Pfund.“ Das war sehr niedrig angesetzt, aber sie rechnete damit, dass die Robe mindestens fünfhundert einbrachte, wenn nicht mehr.
Sofort zeigte eine Dame auf.
„Hundert Pfund von der Dame dort drüben“, sagte Alice.
„Zweihundert!“, erklang es von unten.
Sie sah hin, Cameron direkt in die Augen. Was wollte er mit einem solchen Kleid anfangen?
„Ich biete dreihundert“, rief eine Dame mit einer Nerzstola um den Schultern.
„Vierhundert“, erklang wieder Camerons tiefe, sexy Stimme.
Und so ging es weiter. Jedes Angebot wurde von ihm um hundert Pfund überboten. Kein Wunder, dass Alice ihre ganze Aufmerksamkeit nur noch auf ihn richtete. Er lächelte ihr zu, auf eine Art, die wie ein geheimes Band zwischen ihnen war. Plötzlich war ihr zumute, als befände sie sich allein mit ihm in dem großen Saal.
Als der Preis sich bereits auf tausend Pfund belief, wurde es Cameron anscheinend zu langatmig. Er war kein geduldiger Mensch, und man sah ihm an, dass er immer gereizter wurde, obwohl er es zu verbergen versuchte.
Bei tausendachthundert stand er plötzlich auf und rief: „Zehntausend!“
Niemand hielt dagegen. Aufgeregtes Flüstern breitete sich aus.
„Zehntausend, zum Ersten, zum Zweiten und … zum Dritten“, verkündete Alice.
Die Robe gehörte Cameron.
Cameron sah sich unauffällig um, ob er irgendwo den Schimmer eines grünen Kleids ausmachen konnte, während er mit halbem Ohr zuhörte, wie einer seiner Gäste ihm einen uralten Witz erzählte.
Nach der Modenschau war Alice sofort hinter die Bühne geeilt, um etwas Dringendes zu erledigen, und seither hatte er sie nicht mehr gesehen.
Das war der Nachteil, wenn man der Mann des Abends war: Alle wollten einem die Hand schütteln und eine Bemerkung über sein erstaunliches Angebot bei der Versteigerung loswerden.
Endlich entschuldigte Cameron sich bei den Geschäftsleuten, die ihn bisher in Beschlag genommen hatten, und machte sich auf die Suche nach Alice. Er entdeckte sie ziemlich bald jenseits der Tanzfläche und mit der Dame im Nerz sprechend, die eher unfreundlich aussah und ihr gerade etwas in die Hand zu drücken versuchte.
Auf dem Weg quer über die Tanzfläche verlor er viel Zeit, da er ständig den Walzer tanzenden Paaren ausweichenden musste, die ihm immer wieder den Weg versperrten.
So war es kein Wunder, dass Alice verschwunden war, als er endlich am anderen Ende des Tanzsaals anlangte. Seit der Modenschau war eine Stunde vergangen, es ging auf elf Uhr zu. Hoffentlich fand er Alice noch, bevor die Party zu Ende war!
Plötzlich spürte er, dass jemand hinter ihm stand, und wandte sich ganz langsam um.
Alice blieb abrupt stehen. Da drüben war Cameron! Nur etwa fünf Meter entfernt. Er drehte sich um, bemerkte sie aber nicht, denn dicht vor ihm stand die attraktivste Frau, die sie jemals gesehen hatte. Zumindest außerhalb eines Hochglanzmagazins.
Diese Frau war der personifizierte Hollywoodglamour. Groß, blond, kurvenreich – und sie trug ein rosa Kleid, ganz ähnlich wie Marilyn in „Blondinen bevorzugt“. Selbst auf die Entfernung konnte man sehen, dass es aus teurem Stoff und wunderbar gearbeitet war.
Die Blondine verschränkte die Finger mit Camerons, dann lehnte sie sich vor und flüsterte ihm ins Ohr. Und er neigte sich zu seiner Begleiterin und flüsterte ihr ebenfalls etwas zu.
Dass er einer anderen so nahe kam, machte Alice wütend, und heiße Eifersucht durchzuckte sie. Plötzlich öffnete sich sozusagen ein Weg zwischen den Tänzern, und sie hätte direkt zu Cameron gehen und ihn auf die Schulter tippen können und sagen …
Ja, was?
Bevor ihr etwas einfiel, drängten sich wieder die Menschen zwischen sie und ihn, und die Gelegenheit war verpasst.
Vielleicht war es besser so, tröstete sie sich. Sie wollte ohnehin nicht mit ihm sprechen, wenn diese Traumfrau in Rosa dabei war. Da wäre es zu leicht, sie beide zu vergleichen … zu ihrem Nachteil natürlich. Noch nie war sie bevorzugt worden, wie sie aus leidvoller Erfahrung mit Männern wie Paul wusste.
Nein, es war besser, später noch einmal zu versuchen, mit Cameron zu sprechen. Wenn er nicht abgelenkt und geblendet war von so viel Glanz! Dann würde sie herausfinden, ob er sie wieder so warm anlächelte wie vorhin nach der Modenschau. Bis dahin gab es genug zu tun.
Sie wandte sich ab und ging in die andere Richtung.
Tatsächlich wurde Alice in der folgenden halben Stunde ständig von jemand
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