Julia Extra Band 0316
länger, ihr Mitleid zurückzuhalten. „Rigo, es tut mir so leid!“, seufzte sie.
„Ich brauche dein Mitgefühl nicht“, fuhr er sie an. „Wir fliegen zurück nach Rom und übergeben diesen Schrotthaufen einem fähigen Makler.“
„Du willst allem den Rücken kehren?“, fragte sie fassungslos und war sich bewusst, dass die nervösen Angestellten noch immer im Hintergrund auf weitere Anweisungen warteten.
„Ich muss tun, was getan werden muss.“
„Rigo!“ Eilig folgte sie ihm bis zur Tür. „Denkst du nicht, du solltest …“
„Was?“ Auf dem Absatz wirbelte er herum. „Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“
Bevor er den Griff herunterdrücken konnte, legte Katie eine Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück. „Dann gewinnt Carlo doch.“
„Das hat er doch längst.“ Wütend schlug er mit der Faust neben dem Türrahmen gegen die Wand und senkte den Kopf. Hier, in den altvertrauten Wänden holten ihn die Erinnerungen an früher ein und trübten sein Urteilsvermögen. Und obwohl Rigo das vorher gewusst hatte, brauchte er eine ganze Weile, bis er sich wieder gesammelt hatte.
Endlich richtete er sich auf und räusperte sich. „Sag dem Personal, es soll sich in zwei Stunden zu einer Besprechung in der Halle einfinden! Und versichere ihnen schon einmal, dass für sie gesorgt werden wird, bevor ich nach Rom zurückkehre!“
Und wer kümmert sich um dich, hätte Katie gern erwidert. Die Erinnerung an seine Kindheit war praktisch ruiniert, und das brach ihr das Herz. Denn sie wusste genau, wie sich so etwas anfühlte.
„Wo willst du jetzt hin?“, erkundigte sie sich zaghaft.
„Ich werde meinem Fahrer Bescheid geben, dass wir nachher zurück nach Pisa fahren“, antwortete er. „Hier gibt es keinen Job für dich, wie du sicherlich mit eigenen Augen gesehen hast. Bitte nimm meine Entschuldigung wegen dieser überflüssigen Reise an!“, fuhr er steif fort. „Ich werde veranlassen, dass du zum Flughafen gebracht wirst und dort den nächsten Flug nach Hause nehmen kannst.“
Nach Hause.
Nachdem Rigo draußen verschwunden war, ging Katie zögernd auf die Angestellten zu, die sie erwartungsvoll ansahen. Von irgendwoher beschlich sie das Gefühl – wie ein instinktiver sechster Sinn –, schon längst zu Hause angekommen zu sein.
7. KAPITEL
Die Angestellten flüsterten miteinander und warfen ängstliche Blicke in Katies Richtung. Ihr schossen Tränen in die Augen, als sie bemerkte, dass einige von ihnen Besen und Putzzeug in den Händen hielten. Offenbar hatten sie versucht, den größten Schaden zu beseitigen, wobei ihnen die feierwütigen Damen im Weg gewesen sein dürften.
Spontan fasste Katie einen Entschluss. „Haben Sie noch einen Schrubber für mich?“, fragte sie mit einem entwaffnenden Lächeln. „Wenn wir alle anpacken, wird es nicht lange dauern.“
Von da an war jede Konversation überflüssig. Einträchtig arbeitete Katie Seite an Seite mit ein paar anderen Frauen und Männern daran, dem grandiosen, alten Palazzo eine zweite Chance zu geben.
Das eindrucksvolle Gebäude war durch Carlos Misswirtschaft und die Nachlässigkeit seiner Freunde vielleicht in die Knie gezwungen worden, aber dies konnte ein Wendepunkt sein, wenn jeder hart genug dafür arbeitete. Und alle Beteiligten schienen das zu wissen.
Als die alte Halle endlich glänzte und von Licht und Luft durchflutet wurde, fragte Katie, wohin Rigo verschwunden war.
„Nachdem er mit seinem Fahrer gesprochen hat, hat er sich in den Wellnessbereich zurückgezogen“, informierte sie die Haushälterin freundlich. „Den habe ich nämlich fest abgeschlossen, als diese Horde hier eingefallen ist. Am Anfang waren es noch viel mehr. Aber die Männer haben zuerst das sinkende Schiff verlassen“, fügte sie vertraulich hinzu.
„Sehr vernünftig“, lächelte Katie.
„Der neue Herr wollte im Innenpool schwimmen gehen, soweit ich weiß.“
„Der neue Herr?“, wiederholte Katie verwundert. Die Worte der Haushälterin erinnerten Katie an das Wappen auf dem Ring und dem Torbogen. Hier schien Rigo jemand ganz anderes als ein berüchtigter reicher Playboy zu sein.
„Si.“ Die ältere Frau strahlte über das ganze Gesicht. „Principe Arrigo Ruggiero.“
Prinz Arrigo, schoss es Katie durch den Kopf. „Ja, natürlich“, nickte sie dann. Vielleicht hielt die Haushälterin sie jetzt für etwas schwer von Begriff, aber das machte nichts. Katie musste erst einmal die Nachricht verdauen, dass Rigo so etwas wie
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