Julia Extra Band 0316
leid“, fügte sie hinzu und rückte von ihm ab. „Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.“
„Vielleicht dass wir zwei erwachsene mündige Menschen sind?“, erwiderte er ironisch.
Dafür konnte Katie ihm keinen Vorwurf machen. Immerhin hatte sie ihn bis an diesen Punkt gebracht, nur um sich dann doch zurückzuziehen und den Zauber der Situation zu zerstören. „Ich kann mir vorstellen, was du nun von mir hältst.“
„Das glaube ich kaum“, widersprach er. Leichtfüßig stand er auf und schlüpfte in einen Bademantel. „Also, Signorina. Was hast du dir von diesem kleinen Intermezzo versprochen?“
Sein kalter Tonfall erschreckte sie.
„Nichts!“, wiederholte sie perplex.
„Nichts? Du hast mich also nicht heißgemacht, um dir irgendeinen Vorteil zu verschaffen?“
Dass er nicht wirklich mit ihr sprach, wusste Katie instinktiv. Rigo sprach mit der Frau, die ihm einst den Vater genommen hatte, und mit den Frauen, die nur den Multimilliardär in ihm sahen. Trotzdem taten seine Worte weh.
„Ich wollte dich nicht absichtlich verführen. Hör mal, Rigo, du verstehst da etwas falsch …“
„Verwechsle mich nicht mit einem deiner Sorgenfälle, Katie“, sagte er barsch und hob ihren Spitzenslip vom Boden auf. „Hier, vergiss den nicht! Vielleicht brauchst du ihn noch für dein nächstes Opfer.“
Mit diesen Worten ließ er sie allein.
Der Zwischenfall mit Katie hatte Rigo vollkommen aus dem Konzept gebracht. Dieses verflixte Testament hatte seine übliche Härte untergraben und all die Gefühle wieder ans Tageslicht gezerrt, die er hinter sich lassen wollte. Das Heim seiner Kindheit in einem fürchterlichen Zustand zu sehen, hatte genau den Effekt, den Katie befürchtete. Es stellte seine Welt auf den Kopf und machte es ihm unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen.
Dabei hatte er geglaubt, jede weibliche Strategie, sich an einen Milliardär heranzumachen, auswendig zu kennen. Trotzdem hatte Katie ihn wie ein Wirbelwind überfallen. Ihre sexuelle Gier war mitreißend – trotzdem konnte man ihr eine grenzenlose Naivität nicht absprechen. Ihr schockierter Gesichtsausdruck, als ihr bewusst wurde, wohin die Dinge zwischen ihnen führen würden, konnte nicht gespielt gewesen sein: Katie war unschuldig.
Dann hatte sie sich eben sündhafte Reizwäsche besorgt. Das war ja auch einer Jungfrau erlaubt, oder?
Wut und Frust ballten sich in seinem Magen zu einem unerträglichen Knoten zusammen. Der Zustand des Palazzos zerrte nicht nur an seinen Nerven, er erfüllte Rigo auch mit einer schwer zu definierenden Energie. Vielleicht war es reine Verärgerung. Jedenfalls brauchte er dringend eine Kompensation für diesen unerträglichen Druck.
Er hätte beim Schwimmen bleiben sollen! Schließlich konnte er Katie Bannister niemals geben, was ihr zustand: einen liebenden Ehemann und süße Kinder. Ein Heim, Romantik, ein klassisches Happy End. Dank ihm hätte sie heute beinahe ihre Unschuld verloren. Hoffentlich bewahrte sie das wenigstens davor, auf Männer mit weniger Skrupel hereinzufallen.
Um wieder zu klarem Verstand zu kommen, ging Rigo in sein Bad und stellte sich mehrere Minuten lang unter die kalte Dusche, bevor er sich nackt in sein Bett legte. Er würde nirgendwohin fahren, bevor diese Sache nicht geklärt war. Wie Katie gehofft hatte, nahm er sein Erbe an – und die damit verbundene Herausforderung. Aber Principe Arrigo Ruggiero Farnese würden dabei keine weiteren Fehler unterlaufen!
Nach einer rastlosen Nacht erwachte Rigo im frühen Morgengrauen. Ununterbrochen dachte er an Katie, die ihn vermutlich inzwischen hasste. Um sich abzulenken, sah er sich den Nordturm genauer an und stellte fest, dass das Dach zum Teil eingestürzt war. Aber das konnte repariert werden. Dieser alte Kasten hatte schließlich buchstäblich Jahrhunderte überlebt. Da würde er noch ein paar Rückschläge einstecken können, bevor er sich geschlagen gab.
Allerdings war es kein einfaches Unterfangen, den Palazzo zu restaurieren. Dazu waren viel Zeit und noch mehr Geld notwendig. Aber Rigo besaß die nötigen Mittel und auch die Entschlossenheit, dieses Projekt in Angriff zu nehmen und bis zum Ende zu führen.
Schon in der Vergangenheit hatte er an Gebäuden in ähnlich schlechtem Zustand gearbeitet – durchaus erfolgreich. Allerdings waren das nur lukrative Investments gewesen und keine Herzensangelegenheiten. Normalerweise engagierte Rigo renommierte Architekten, die daraufhin Teams zusammenstellten. Aber
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