Julia Extra Band 0316
dann Christians Begeisterung und Phoebes erstaunte Zustimmung sah, erkannte er, wie sehr er sich das alles wünschte: die beiden, eine Familie.
Nur ein paar Tage noch, sagte er sich jetzt. Mehr war es ja nicht, und mehr konnte es auch nicht sein. Eine Art Aufschub für alle Beteiligten, und dann …
Eine Stunde später warteten Phoebe und Christian in dem menschenleeren Palastfoyer auf Leo. Christian sprang aufgeregt von einem Bein aufs andere.
„Wo sind denn alle?“, fragte er im Flüsterton.
Phoebe zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht, aber ich habe gehört, dass der Fürst noch schläft. Wahrscheinlich hast du ihn zu sehr angestrengt.“
„Ach was, Mom, er schläft noch, weil er alt ist! Wo ist Leo?“
„Ich bin sicher, er kommt gleich …“
„Hier bin ich.“
„Leo!“ Christian eilte zu seinem Onkel, der gerade lächelnd in Jeans und Winterparka die Treppe herunterkam.
„Der Geländewagen steht gepackt im Hof, und wir beeilen uns jetzt lieber, wenn wir vor dem Schnee da sein wollen.“
Als Phoebe Leo nach draußen folgte, sah sie keinerlei Anzeichen für Schnee. Der Himmel war strahlend blau, die Luft klar und kalt. Leo schnallte Christian auf dem Kindersitz an, während Phoebe auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Wenige Minuten später passierten sie die Palasttore und fuhren durch Njardvik und dann eine schmale Straße entlang.
Phoebe versuchte gar nicht erst, eine Unterhaltung zu beginnen. Trotz der entspannten, freundlichen Art, mit der Leo Christian begegnete, bemerkte sie eine gewisse Härte in seinem Blick und an der Art, wie er den Kopf hielt und das Lenkrad umklammerte. Was er dachte oder fühlte, wusste sie nicht.
Nach einer halben Stunde bog Leo in eine noch schmalere Straße, die bergauf führte. Zwischen den Bäumen entdeckte Phoebe einige Holzhäuser, aber ansonsten war die Gegend völlig unberührt und einsam.
Je höher sie kamen, desto mehr Schnee lag auf dem felsigen Untergrund, und der Himmel leuchtete hier auch nicht mehr strahlend blau, sondern sah grau aus. Als Leo in eine Einfahrt bog, die auf ein schmiedeeisernes Tor zuführte, fielen die ersten Flocken.
Traumhaft, dachte Phoebe beim Aussteigen. Das Chalet war eigentlich ein Blockhaus mit bemalten Balkonen und Fensterläden. Es stand auf einem zerklüfteten Felsvorsprung und sah aus wie im Märchen.
Christian lief ihnen begeistert rufend voran, und der Schnee knirschte unter ihren Füßen.
Das Innere dominierte ein Wohnzimmer mit einer Gewölbedecke, einem riesigen gemauerten Kamin und einem Panoramafenster, das sich über zwei Stockwerke erstreckte. Es bot einen beeindruckenden Blick auf die Berge und das Meer.
„Es ist ganz toll hier“, sagte Phoebe, als Leo ihre Gepäckstücke hereinbrachte. Seine Wangen waren von der Kälte gerötet, und in seinem Haar saßen Schneeflocken. Auch er sah toll aus, dachte sie und schluckte.
Leo lächelte. „Es freut mich, dass es dir gefällt.“
„Sind wir hier ganz allein?“
„Nicht ganz, Grete und Tobias kümmern sich um das Chalet, wenn niemand von der Fürstenfamilie da ist.“
„Und wenn ihr hier seid?“
„Normalerweise haben wir Bedienstete dabei.“
„Aber du hast niemanden mitgebracht“, sagte Phoebe, während Christian sie am Ärmel zupfte, weil er unbedingt mehr von dem Haus sehen wollte.
„Ich dachte, wir verzichten lieber auf eine griesgrämig dreinblickende Dienerschar“, antwortete Leo scherzhaft. „Grete sieht wahrscheinlich gerade nach, ob alles in Ordnung ist. Ich habe sie und Tobias sehr kurzfristig darüber informiert, dass wir kommen.“
„Eigentlich bin ich gerade dabei, Plätzchen zu backen.“ Mit diesen Worten betrat eine lächelnde grauhaarige Frau das Zimmer. Sie trug ein Tablett mit mehreren Bechern heißer Schokolade. „Tobias ist draußen und sorgt dafür, dass mit den Schlitten und Skiern alles in Ordnung ist.“ Sie wandte sich an Phoebe und sah sie freundlich und ganz unvoreingenommen an. „Es ist schon lange her, dass hier Kinder waren.“ Dann stellte sie das Tablett ab und wandte sich an Leo. „Schön, dich wiederzusehen.“
Lächelnd umarmte Leo sie. „Ich freue mich auch, Grete, und es tut mir leid, dass ich euch nicht mehr Zeit für die Vorbereitungen lassen konnte.“
„Wenn du kommst, brauchen wir keine Vorwarnung“, erwiderte Grete lachend.
Phoebe beobachtete die beiden überrascht. Wie herzlich Leo mit dieser Angestellten umging! Und Grete sah Leo an, als wäre er ihr Sohn. Ob diese lächelnde,
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