Julia Extra Band 0316
gestikulierend mit Leo. Wahrscheinlich schwärmte er von ihrem Rodelerlebnis. Leo hörte lächelnd zu.
Phoebe fand es einfach zu schön, die beiden zu beobachten. Doch ihre Gemeinsamkeit wäre nur von Dauer, wenn sie schwanger war. Hastig schob sie den Gedanken beiseite. Sie wollte den Tag genießen und die wunderbare Umgebung, die gute Luft und Leo. Vor allem Leo.
Als er oben ankam, lächelte er ihr zu. „Jetzt bist du dran.“
Phoebe erschrak. Sie war schon ewig nicht mehr Schlitten gefahren und hatte als Stadtkind ohnehin nur selten Gelegenheit dazu gehabt. „Ich weiß nicht.“
„Komm schon, Mom“, drängte Christian. „Es macht Spaß!“
„Ich fahre mit dir“, schlug Leo vor.
Sie schluckte. „Na gut“, willigte sie ein.
Wenige Augenblicke später saß sie zwischen Leos Beinen auf dem Schlitten und spürte seine Wärme am Rücken und an den Schenkeln. Leo legte ihr die Arme um den Bauch. „Bereit?“, flüsterte er ihr ins Ohr, und Phoebes Herz begann wie wild zu schlagen, aber nicht aus Angst vor der Abfahrt.
„Ja …“
Leo stieß sich ab, und der Schlitten kam in Schwung.
„Das ist gar nicht so schlecht …“, begann Phoebe, doch gleich darauf stieß sie einen spitzen Schrei aus, da der Schlitten Fahrt aufnahm.
„Keine Sorge, ich passe auf dich auf.“
Während die Welt an ihnen vorbeiflog und der Schnee seitlich aufstob, hielt Leo sie ganz fest. Phoebe lehnte den Kopf an seine Brust und genoss es, von ihm gehalten zu werden. Viel zu schnell war alles vorbei, und der Schlitten kam am Fuß des Hügels zum Stehen.
„Das war toll“, rief Phoebe lachend und klopfte sich den Schnee ab. „Ganz toll.“ Dabei sah Leo sie so eindringlich an, dass sie verlegen wurde.
„Phoebe“, begann er leise, und Phoebes Herz machte einen Sprung.
„Ja“, flüsterte sie.
„Kommt schon!“, hörten sie Christian von oben rufen. „Ich bin dran.“
Der Moment war vorbei. Bedauernd schüttelte Leo den Kopf und zog den Schlitten wieder den Hügel hinauf.
An diesem Abend aßen sie mit Grete und Tobias. Erschöpft vom Nachmittag im Freien schlief Christian sehr früh ein. Während Grete und Tobias sich in ihre Räumlichkeiten zurückzogen, blieben Phoebe und Leo allein im Wohnzimmer.
Das Feuer im Kamin warf tanzende Schatten an die Wand, und es herrschte vollkommene Stille.
„Das war ein wundervoller Tag“, sagte Phoebe, die es sich auf einem der großen Sofas gemütlich gemacht hatte. „Ich wünschte, ich könnte ihn konservieren und immer wieder erleben. Als Kind hattest du bestimmt viel Spaß hier.“
„Ja.“ Leo, der ihr gegenübersaß, blickte ins Feuer und klang, als wäre er ganz in Gedanken versunken.
Phoebe stellte ihn sich als kleinen Jungen vor, mit dunklen Locken und keckem Lächeln. Bestimmt war er wenigstens hier bei Tobias und Grete glücklich gewesen. „Bist du damals auch Schlitten gefahren?“
„Ich war meistens draußen. Es hatte viele Vorteile, nur der Mann auf der Ersatzbank zu sein.“
„Was meinst du damit?“
„Man ließ mir gewisse Freiheiten.“ Leo hielt inne. „Anders hat es hier oben gehasst. Er durfte nie etwas Gefährliches machen, ob es nun ums Skifahren oder Schlittenfahren ging. Selbst schnell laufen, war ihm untersagt. Manchmal habe ich mich gefragt, ob er darum …“
„Ob er darum so eifersüchtig auf dich gewesen ist?“, beendete Phoebe den Satz und erinnerte sich, wie Anders Leo angesehen hatte, kurz bevor sie vor sechs Jahren den Palast verlassen hatten.
Leo sah sie überrascht an. „Ich nehme es an. Ich hätte nie gedacht … Ich wünschte, er hätte sein Leben nicht so verschwendet.“ Kopfschüttelnd gab er sich wieder seinen Erinnerungen hin.
„Du bist nicht für Anders verantwortlich gewesen.“
„Ach nein?“ Leo richtete sich halb auf, sodass die Flammen sein Gesicht erhellten. „Genug von mir. Ich will mehr von dir wissen.“
„Was zum Beispiel?“
„Du hast gesagt, du hättest eine glückliche Kindheit gehabt. Erzähl mir davon.“
Phoebe lachte ein wenig befangen. „Meine Mutter ist Töpferin. Sie hat ein Atelier in Brooklyn. Sie ist ein bisschen unkonventionell. Wir hatten immer Besuch von Künstlern, Schriftstellern und Dichtern.“ Sie lachte wieder. „Ich glaube nicht, dass einer von ihnen besonders erfolgreich gewesen war. Aber sie waren zumindest leidenschaftlich in dem, was sie taten, und sie liebten das Leben.“
„Daher hast du das also.“
„Was meinst du?“, fragte Phoebe errötend.
„Deine
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