Julia Extra Band 0316
natürlich immer noch alles selbst und hält Prinz Leopold an einer kurzen Leine. Trotzdem konnte der Prinz schon viel bewegen. Wir haben jetzt ein neues Krankenhaus in Njardvik mit einem besonderen Forschungszentrum für Lungenkrankheiten.“
Sofort dachte Phoebe an Leos Mutter.
„Außerdem arbeitet er für verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen“, fuhr Frances fort, „und erst vor Kurzem hat er einen Gesetzesentwurf eingereicht, nach dem Trunkenheit am Steuer strenger geahndet werden soll.“
Wegen Anders, dachte Phoebe.
Frances lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und hielt ihre Tasse Kaffee auf dem Schoß. „Er wird ein guter Fürst werden.“
Offensichtlich wusste das Kindermädchen noch nichts von Fürst Nicolas’ Plänen zur Thronfolge. Das erleichterte Phoebe, und sie hoffte, dass es noch eine Weile so bleiben würde.
Sie setzten ihr Frühstück fort, bis Christian begeistert „Leo!“ rief und Phoebe vor Schreck erstarrte. Dabei wagte sie nicht, sich umzudrehen. Wie lange hatte er wohl schon auf der Türschwelle gestanden? Warum hatte sie nicht gespürt, dass er kam? Jetzt war sie sich seiner Anwesenheit schließlich auch überdeutlich bewusst. Vorsorglich machte sie sich auf seinen kalten Blick gefasst.
Endlich drehte sie sich um. Doch er lächelte freundlich, und sein Blick ruhte warm auf ihr. Phoebe fiel ein Stein vom Herzen.
„Hallo, Christian“, begrüßte er den Jungen. „Schön, dich zu sehen.“
Frances stellte das Frühstücksgeschirr zusammen, und auch Phoebe stand auf. „Hallo“, sagte sie mit etwas brüchiger Stimme.
„Hallo.“
Und dann sagten sie nichts mehr, sondern standen nur da, während Phoebe ganz warm ums Herz wurde, weil sie an die schönen Momente des vergangenen Abends dachte. Wie Leo sie geküsst hatte, wie er ihre Brüste berührt hatte und ihren Po …
Christian aber zog an Leos Arm, und Leo sah zu ihm hinunter.
„Fahren wir heute Schlitten?“, bestürmte er Leo.
„Christian!“, rief Phoebe.
„Natürlich“, antwortete Leo leichthin und blickte wieder zu Phoebe. „Ich dachte, wir könnten ein paar Tage in den Bergen im fürstlichen Chalet verbringen.“
„Im Chalet?“, wiederholte Phoebe überrascht, während Christian bereits vor Begeisterung johlte.
„Ja, es liegt sehr abgeschieden, und wir wären ganz für uns.“ Er senkte die Stimme. „Ich glaube, es ist eine gute Idee, dem Palast eine Weile fernzubleiben, von den Journalisten gar nicht zu reden.“ Bei seinen letzten Worten nahm er ein gefaltetes Stück Zeitung aus der Hosentasche und reichte es Phoebe.
„O nein!“, stöhnte sie.
Geheimnisvoller Junge im Palast!
Unter der Schlagzeile prangte ein verschwommenes Foto von ihnen dreien beim Schlittschuhlaufen.
„Das musste ja passieren“, meinte Leo achselzuckend und nahm den Zeitungsausschnitt wieder an sich. „Aber je weniger Gerüchte, desto besser, und offen gesagt, wäre ich jetzt gern woanders.“
„Wirklich?“ Phoebe hatte gedacht, dass er gerade jetzt lieber vor Ort wäre. Aber warum eigentlich: Seine Thronfolge war nicht mehr gefährdet.
„Das Chalet liegt nur eine Autostunde von hier entfernt. Wir können zu dritt hinfahren und einmal richtig viel Zeit für uns haben. Es sei denn, du hast etwas dagegen.“
„Nein“, sagte Phoebe schnell, „das hört sich toll an.“
„Ja“, jubelte Christian, „am besten fahren wir gleich los!“
Leo sah zu ihm hinunter und zerzauste ihm das Haar. „Der Meinung bin ich auch.“
Ich spiele ein gefährliches Spiel, dachte Leo, als er den Kinderbereich verließ. Eigentlich sollte er die verbleibende Zeit dazu nutzen, um sich von Phoebe und der Hoffnung zu distanzieren, dass er sie haben konnte.
Doch gleich beim ersten Versuch war er gescheitert. Am frühen Morgen hatte er einige Stunden versucht zu arbeiten, um sich auch gedanklich von Phoebe zu lösen – und von dem intensiven Verlangen, das er nach ihr verspürte.
Anfangs dachte er noch, es wäre ihm gelungen, bis er die Zeitungen las. Die verdammten Zeitungen mit ihren Fotos und Geschichten, in denen, wie er leider zugeben musste, viel zu viel Wahres steckte. Geheimnisvoller Junge im Palast …
Als Leo sein Büro verließ, um Phoebe zu suchen, hatte er keinen konkreten Plan. Ganz automatisch war er zum Kinderbereich gegangen, hatte Phoebe von dem Chalet erzählt und sich selbst damit genauso überrascht wie sie. Er hatte nicht geplant, mit ihr dorthin zu fahren. Es war einfach so aus ihm herausgesprudelt. Erst als er
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