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Julia Extra Band 0316

Julia Extra Band 0316

Titel: Julia Extra Band 0316 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens , Helen Bianchin , Fiona Harper , Kate Hewitt
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waren? – und versuchte nicht nachzudenken. Trotzdem drehten sich ihre Gedanken ständig im Kreis. Was hatte Leo ihr sagen wollen? Was hätte er geantwortet, wenn sie mutig genug gewesen wäre, um ihm ihre Liebe zu gestehen? Was geschah jetzt gerade?
    Auch Frances war für ihre Verhältnisse ziemlich einsilbig. Immer wieder sah sie durch die großen französischen Fenster auf den Hof hinunter, als ob sie so Neuigkeiten erfahren würde. Unten wehte die Flagge auf Halbmast, und die Tore waren mit schwarzem Krepppapier verhüllt.
    Nach einem frühen Abendessen mit Frances und Christian brachte Phoebe den Jungen ins Bett und legte sich auf das Sofa im kleinen Wohnzimmer der ihnen zugewiesenen Räumlichkeiten. Sie war einfach zu müde und niedergeschlagen, um etwas anderes zu tun.
    Irgendwann realisierte sie, dass sie Vorbereitungen treffen sollte, um nach New York zurückzukehren: Tickets buchen, Koffer packen. Sie könnten schon morgen abreisen. Es gab keinen Grund mehr zu bleiben. Das machte Leos Abwesenheit mehr als deutlich. Seit sie sich auf den Weg zurück zum Palast gemacht hatten, war es, als würden sie und Christian nicht mehr existieren.
    Phoebe schloss die Augen und kämpfte mit den Tränen. Im Grunde war es besser so. Leo hatte ihr sein wahres Gesicht gezeigt. Eine Ehe aus Vernunftgründen wäre ein Fehler. Und das Leben, das sie sich insgeheim ausgemalt hatte – mit Ehemann und einem weiteren Kind –, war nur noch ein Traum, unwirklich wie eine Fata Morgana.
    Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, erkannte Phoebe, dass sie nicht einfach so daliegen und darauf warten konnte, dass das Leben geschah … oder eben nicht, was wahrscheinlicher war. Sie wollte Leo suchen, um ihn zur Rede zu stellen. Sie wollte die Wahrheit wissen – so kalt und hart sie zweifellos sein würde –, um dann nach Hause zurückzukehren.
    Also stand sie auf, ordnete ihr Haar und ihre Kleidung und machte sich in den dämmrigen Palastfluren auf die Suche nach Leo.
    Leo nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. Vor Müdigkeit tat ihm alles weh. Er war von Meeting zu Meeting geeilt, hatte mit den Parlamentsmitgliedern, dem Palastpersonal und der Presse gesprochen und versucht, den Schaden wiedergutzumachen, den Nicholas in den letzten Tagen seiner Amtszeit angerichtet hatte.
    Jetzt war er der Fürst. Er stand vom Schreibtisch auf und ging zum Fenster, um auf den inzwischen schwach beleuchteten Palasthof hinunterzusehen. Trotz des schemenhaften Lichts sah er die Flagge auf Halbmast und die Kreppumhüllung am Tor. Der Fürst war tot, lang lebe Fürst Leopold.
    Schweren Herzens wandte er sich wieder dem Schreibtisch zu. Was war nur los mit ihm? Das hatte er doch immer gewollt. Warum fühlte er sich dann so unglücklich. So leer?
    Weil du es nicht verdienst, sagte seine innere Stimme. Doch er brachte sie zum Schweigen. Ob verdient oder nicht, er war jetzt Fürst und würde sich bemühen, ein guter Fürst zu sein. Seinem Land und seinem Volk gehörte sein ganzes Herz, sonst konnte es niemand beanspruchen.
    Und Phoebe? Wo war sie? Ob sie schon gegangen war? Es gab keinen Grund, Auf Wiedersehen zu sagen. Die gemeinsame Zeit im Blockhaus war ein Idyll gewesen, aber sie war vorbei. Das hatte Phoebe ihm ganz deutlich gemacht, als sie ihm ohne Umschweife erklärt hatte, dass sie nicht schwanger war. Beinahe, aber nur beinahe, hätte er ihr gesagt, dass er sie liebte und sie angefleht zu bleiben, auch wenn es keinen Grund dafür gab und sie seine Liebe nicht erwiderte.
    Jetzt war er froh, dass er nicht mehr dazu gekommen war, denn Phoebe war in New York besser aufgehoben. Dort konnte sie ein erfülltes, glückliches Leben führen, ohne Palastintrigen und ohne ihn.
    Er hörte etwas draußen vor der Tür und sah erstaunt auf. Im Türspalt erschien ein Lockenkopf, und zwei große graue Augen blickten ihn an: Phoebe. Sein Herz machte einen Sprung, doch dann stützte er sich auf dem Tisch ab. Er wusste, was zu tun war.
    „Komm herein.“
    Phoebe glitt in den Raum und sah auf seinem Schreibtisch die verstreuten Unterlagen und ein halbes Dutzend Tageszeitungen mit derselben Überschrift:
    Der Fürst ist tot: Fürst Leopold besteigt den Thron
    „Glückwunsch“, bemerkte sie mit rauer Stimme. Sagte man das zu einem Fürsten?
    Dankend neigte Leo den Kopf. „Ich werde mein Bestes tun, um dem Volk von Amarnes ein guter Fürst zu sein.“
    „Das weiß ich.“ Weil sie sich bemühte, nicht zu weinen, schmerzte ihr Hals. Dabei wollte sie

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