Julia Extra Band 0318
Schönheitssalon aufzusuchen. Dort ließ sie sich die Haare waschen und föhnen und bat um Maniküre und Pediküre. Als sie den Salon schließlich beschwingt wieder verließ, lief sie direkt in die Arme von Chantelle Watterson. Diese war Anfang Dreißig, kleidete sich jedoch wie ein Teenager und war mit Douglas’ Geschäftsführer verheiratet.
„Ava! Das ist ja eine Überraschung.“ Die Frau deutete Wangenküsse an. „Sie sehen absolut fantastisch aus. Aber das ist auch kein Wunder, oder?“
„Na ja, ich komme gerade aus dem Schönheitssalon.“
Chantelle warf ihre blond gefärbten Haare zurück und lachte. „Sehr witzig, meine Liebe. Ich meine natürlich Ihren neuen Liebhaber. Ein Bild von einem Mann und viel jünger als Dougie. Sie sind wirklich ein Glückspilz. Ich habe es aus der Zeitung. Sie glauben gar nicht, wie neidisch ich bin. Hughie kommt ja leider langsam in die Jahre, nicht nur was das Aussehen betrifft.“ Sie lachte anzüglich. „Sie wissen schon, was ich meine. Aber es ist halb so schlimm. Ich komme schon nicht zu kurz.“ Chantelle Watterson zwinkerte vielsagend.
Ava rang sich ein Lächeln ab. „Hugh hat sich für sein Alter sehr gut gehalten.“
Das überhörte Chantelle geflissentlich. „Ich bleibe nur des Geldes wegen bei ihm“, vertraute sie Ava an und hakte sich bei ihr ein. „Was soll ich machen?“ Sie lachte schrill. „Ich finde, wir sollten auf Ihr neues Leben anstoßen.“
„Vielleicht ein anderes Mal“, antwortete Ava ausweichend und versuchte, sich aus dem Griff der falschen Schlange zu lösen. „Marc erwartet mich.“
Chantelles grüne Augen glitzerten triumphierend. „Jetzt habe ich Sie aber erwischt! Marc konferiert gerade mit Hugh in London. Es geht um die Übernahme von Dougies Firma. Hugh war etwas beunruhigt. Sie wissen wohl auch nicht, worum es geht, oder?“
Ava presste die Lippen zusammen. „Wir hatten kaum Zeit, uns zu unterhalten“, antwortete sie.
„Verstehe. Hugh hat nur gesagt, dass Marc Castellano nicht zu unterschätzen ist, wenn er etwas will“, erklärte Chantelle. „Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, meine Liebe: Männer wie Marc nehmen sich, was sie wollen. Ich würde also ein Auge zudrücken, wenn er sie mal betrügt. Hugh hat auch Affären gehabt, aber warum soll ich mich darüber aufregen, solange ich bekomme, was ich will.“
Der Zynismus dieser Schlange ging Ava auf die Nerven. „Hören Sie, Chantelle, ich muss jetzt wirklich weiter“, entschuldigte sie sich und wischte sich über den Arm, wo die Frau sie berührt hatte. „Übrigens sollten Sie nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. Marc und ich kennen uns von früher, und wir versuchen es lediglich noch einmal miteinander. Ich möchte nicht, dass Sie oder irgendjemand anders einen falschen Eindruck gewinnt.“
Chantelle schenkte ihr ein falsches Lächeln. „Mir können Sie nichts vormachen, Herzchen. Marc Castellano ist superreich und supersexy. Sie wären ja verrückt, ihn von der Angel zu lassen. Nur noch ein kleiner Tipp: Sehen Sie zu, dass er Ihnen so schnell wie möglich einen Ring über den Finger streift. Wenn Sie verheiratet sind, lässt die Presse Sie in Ruhe. So jedenfalls war es bei mir.“
„Von Heirat kann noch gar keine Rede sein“, stellte Ava richtig, doch es tat weh, dies laut auszusprechen.
Chantelle klopfte ihr freundschaftlich auf den Arm. „Dann sollten Sie schleunigst die Sprache darauf bringen. Ich weiß, wovon ich rede.“
Glücklicherweise tauchte in diesem Moment eine andere Bekannte von Chantelle auf und beanspruchte deren Aufmerksamkeit, sodass Ava erleichtert fliehen konnte.
Oberflächliche und selbstsüchtige Frauen wie Chantelle Watterson waren ihr ein Gräuel, noch dazu, wenn sie sich einbildeten, sie, Ava, wäre eine von ihnen. Dabei hatte sie Douglas Cole nur geheiratet, um Serena zu helfen. Sie hatte gehofft, bald ans andere Ende der Welt zu ziehen und diese schreckliche Episode in ihrem Leben schnell zu vergessen.
Douglas hatte ihr gegenüber kein Geheimnis daraus gemacht, dass er an Blasenkrebs erkrankt war, hatte sie aber um absolutes Stillschweigen gebeten, weil er befürchtete, potenzielle Investoren könnten sich zurückziehen, wenn sie erführen, dass er todkrank war. Die Ärzte gäben ihm noch knapp zwei Jahre, hatte er gesagt. Daraus waren am Ende fünf Jahre geworden. Ava hatte sich schon oft gefragt, ob Douglas sie bewusst belogen hatte, doch darauf würde sie wohl nie eine Antwort finden.
Die fünf Jahre waren
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