Julia Extra Band 0318
wieder einmal derart überwältigen konnte. Es war beschämend, und sie fühlte sich billig. Marc musste sich voll und ganz in dem Glauben bestätigt fühlen, ihr ginge es nur um Lust und Geld.
„Was tust du da?“, fragte Marc.
„Wonach sieht es denn aus?“ Wütend zog sie am BH, auf dem er stand.
Hilfsbereit bückte Marc sich und hob das Dessous für sie auf. „Du scheinst es aber plötzlich sehr eilig zu haben.“
„Die Party ist doch vorbei, oder?“, fragte sie und zerknüllte den BH. „Oder erwartest du, dass ich jetzt dir zu Diensten bin?“
„Was hat dir denn plötzlich die Laune verdorben?“
Sie schob sich das wirre Haar aus der Stirn und sah ihm direkt ins Gesicht. „Die Befürchtung, dass du mich wahrscheinlich gleich fragen wirst, ob Douglas oder jemand anders das je mit mir gemacht hat, was du gerade getan hast.“
Heiße Eifersucht durchfuhr ihn wieder einmal allein bei dem Gedanken daran, doch er riss sich zusammen. „Keine Sorge, Ava“, antwortete er knapp. „Ich weiß inzwischen mit Sicherheit, dass du nie mit Cole geschlafen hast. Die gute Celeste hat mir verraten, dass er infolge seiner Krankheit seit Jahren impotent war.“
Suchend sah Ava sich nach ihren Pumps um und wunderte sich, wie es Marc gelungen war, der sonst so diskreten Celeste all diese Informationen zu entlocken. Wenn ihm dies gelungen war, musste sie befürchten, er würde auch den wahren Grund für ihre Ehe mit Douglas herausfinden. Doch sollte Marc dies je erfahren, bestand die Gefahr, dass er Serena öffentlich bloßstellte, um sich darüber an ihr, Ava, zu rächen.
„Wusstest du das, als er dir den Heiratsantrag gemacht hat, Ava?“
„Ich wüsste nicht, was dich das anginge. Sag mir lieber, wo meine Schuhe sind.“
„Hier.“ Marc reichte sie ihr. „Beantworte meine Frage, Ava.“
Schützend hielt sie sich ihre Kleidung vor die Brust. „Er hat mir nur gesagt, dass die Ärzte ihm noch zwei Jahre geben.“
„Du musst ihm eine bessere Ehefrau gewesen sein, als er sich erhofft hatte“, entgegnete Marc trocken. „Immerhin hat er noch weitere drei Jahre gelebt.“
„Bist du jetzt fertig? Oder hast du mir sonst noch etwas zu berichten?“, fragte sie angriffslustig, um zu überspielen, was wirklich in ihr vorging.
„Ja, da wäre noch etwas, was dich interessieren könnte. Meine überstürzte Reise nach London hatte etwas mit den Schulden zu tun, die Cole hinterlassen hat. Hugh Watterson, der Geschäftsführer und Buchhalter deines verstorbenen Ehemanns, hat Gelder unterschlagen.“
„Bist du sicher? Hast du Beweise?“ Ava war schockiert.
„Selbstverständlich. Meine Rechtsberater sind an der Sache dran. Hugh Watterson ist ein ganz gewiefter Buchhalter. In den vergangenen Monaten hat er große Summe auf Konten verbucht, die sehr schwer nachzuverfolgen sind.“ Marc umfasste ihr Kinn und zwang Ava, ihm in die Augen zu schauen. „Habt ihr euch das gemeinsam ausgedacht?“
Sie runzelte die Stirn. „Was meinst du? Was soll ich mir mit wem ausgedacht haben?“
„Du steckst mit Chantelle Watterson unter einer Decke“, behauptete Marc. „Hugh hat zugegeben, dass er das Geld für seine junge Frau brauchte, um ihr den gewohnten Lebensstandard zu sichern. Auch du hast einen wesentlich älteren Mann geheiratet, der dir ein Luxusleben ermöglichen konnte. Natürlich habt ihr beide gehofft, nach deren Tod ihr Vermögen zu erben. Wie dumm, dass Cole pleite war, als er starb. Aber immerhin bist du ja noch jung und attraktiv genug, dir ein neues Opfer zu suchen.“
Am liebsten hätte Ava ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. „Das ist eine abscheuliche Unterstellung“, sagte sie jedoch nur. „Ich wollte nichts von Douglas“, behauptete sie. Jedenfalls nicht für mich selbst, fügte sie im Stillen hinzu.
„Du weißt, dass das so nicht stimmt“, hielt Marc ihr vor. „Wäre er nicht reich und todkrank gewesen, hättest du ihn niemals geheiratet, oder?“
„Er hat mir ein Angebot gemacht, dass ich mich anzunehmen genötigt sah.“
„Wie meinst du das?“
„Das geht dich nichts an. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest? Ich möchte duschen.“
Widerstrebend machte er ihr den Weg frei. „Wir sehen uns in ungefähr einer Woche wieder“, erklärte er. „Ich fliege morgen früh nach Zürich.“
„Aha.“ Sie befeuchtete sich die Lippen und zögerte, als wollte sie noch etwas sagen. Doch nach kurzem Überlegen entschied sie sich dagegen und verließ wortlos das Zimmer.
6. KAPITEL
Ava
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