Julia Extra Band 0318
ärgerte sich, weil Marc sich überhaupt nicht meldete. Allerdings wurde er über jeden ihrer Schritte informiert, wie sie am zweiten Tag seiner Abwesenheit feststellen musste, als sie die Villa verließ. Vor dem Haus parkte ein Luxuswagen, und der Chauffeur sprach sie an. Er teilte ihr mit, dass er sie während Signor Castellanos Geschäftsreise fahren würde.
„Aber ich brauche keinen Fahrer“, erklärte Ava. „Ich gehe gern zu Fuß, und bis zum Fitnessstudio ist es ja nur ein Katzensprung.“
Doch Carlos – so hatte er sich vorgestellt – bestand darauf, dass sie einstieg. „Ich möchte meinen Job nicht verlieren, Miss McGuire“, beharrte er. „Wie soll ich sonst meine kleine Familie ernähren?“
Ärgerlich verzog Ava das Gesicht. „Signor Castellano ist ganz bestimmt nicht so herzlos, Sie zu entlassen, weil ich mir die Beine vertreten will, statt mich von Ihnen kutschieren zu lassen.“
„Aber ich habe strikte Anweisung, Sie überallhin zu begleiten“, erklärte Carlos. „Ich soll Sie von der Presse abschirmen. Signor Castellano möchte nicht, dass Sie belästigt werden, während er fort ist und sich nicht selbst darum kümmern kann.“
Missvergnügt gab sie nach und stieg ein. „Das ist absolut lächerlich. Ich brauche keinen Babysitter.“
„Betrachten Sie mich als Bodyguard, wenn Ihnen das lieber ist“, schlug Carlos vor.
Wütend sah sie aus dem Fenster. Sie wusste genau, dass Marc den Mann engagiert hatte, um sie keine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sie könnte ja auf die Idee kommen, der Presse ein Exklusivinterview über das Leben an Marc Castellanos Seite zu geben. Doch Marc kannte sie offensichtlich wirklich schlecht, dachte sie ärgerlich.
Irgendwie kam ihr der Chauffeur bekannt vor. Natürlich, das war der Mann, der sie schon bei Marcs letzter Abwesenheit auf Schritt und Tritt verfolgt hatte! Marc vertraute ihr also noch immer nicht. Er glaubte schließlich, sie hätte ihn hintergangen. Doch sie konnte das noch so oft abstreiten, er würde ihr immer misstrauen.
Aber woher sollte sie wissen, ob sie ihm vertrauen konnte? Er hatte zwar versichert, er wäre ihr treu, aber vielleicht war das nur so dahingesagt, und in Wirklichkeit vergnügte er sich auch mit anderen Frauen.
Heftige Eifersucht nagte an ihr. Er flog in der Weltgeschichte umher und amüsierte sich, während sie ungeduldig zu Hause auf ihn wartete.
Immerhin wurde ihr das Warten versüßt. Als sie vorhin online ihren Kontostand abgefragt hatte, wären ihr fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Marc hatte ihr einen so hohen Betrag überwiesen, dass sie davon sogar etwas für sich selbst behalten und weiterhin Serena ohne Bedenken finanziell unterstützen konnte. Und irgendwann musste es mit der künstlichen Befruchtung doch klappen!
Unbewusst berührte Ava ihren flachen Bauch. Sie wünschte sich so sehr eine Familie, auch wenn Marc betont hatte, das käme überhaupt nicht infrage.
Verträumt stellte sie sich einen kleinen Jungen vor, der Marcs dunkelbraune Augen und sein schwarzes Haar hatte und Grübchen in den Wangen, wenn er lächelte. Doch die Wahrscheinlichkeit, bereits schwanger zu sein, war nicht gegeben. Schließlich nahm sie schon seit Jahren eine niedrig dosierte Antibabypille – wenn auch in erster Linie aus medizinischen Gründen.
Nach einem ausgiebigen Fitnessprogramm kehrte Ava in die Villa zurück, weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Natürlich könnte sie lesen oder Celeste helfen, aber eigentlich hätte sie lieber einen Job gehabt, statt hier die Zeit totzuschlagen. Sie spielte mit dem Gedanken, ihr Studium fortzusetzen, das sie vor einigen Jahren abgebrochen hatte. Eigentlich könnte sie doch wieder Geschichte und Sprachen auf Lehramt studieren. Sie hatte immer davon geträumt, eines Tages als Lehrerin zu arbeiten.
Im letzten Jahr ihrer Ehe hatte Douglas sie ermutigt, ihr Studium in Form eines Fernstudiums weiterzuführen. Doch kurz vor der Immatrikulation hatte sich sein Zustand so dramatisch verschlechtert, dass sie Tag und Nacht für ihn da sein musste und keine Zeit mehr hatte zu studieren.
Und nun war sie wieder mit Marc zusammen. Mit dem Mann, den sie einmal von ganzem Herzen geliebt hatte und der sie nun hasste und als Geliebte engagiert hatte. Es tat Ava sehr weh, dass ihre Beziehung nur auf Sex reduziert war, und sie hatte auch keine Ahnung, wie lange Marc sie bei sich haben wollte. Er hatte lediglich gesagt, die Beziehung wäre nicht von langer Dauer.
Am Abend vor Marcs
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