Julia Extra Band 0318
bereits hinter mir.“
In diesem Moment klingelte das Telefon. Ungeduldig nahm Marc den Hörer ab und meldete sich. „Es ist deine Schwester“, sagte er knapp – und offensichtlich enttäuscht.
Ava nahm ihm den Hörer ab und sah zu, wie Marc seine Sachen zusammensuchte und das Zimmer verließ. „Hallo Serena“, sagte sie dann. „Ich wollte dich auch gerade anrufen.“
„Schon gut. Es ist sicher etwas hektisch bei euch, Marc war eben sehr kurz angebunden. Ist alles in Ordnung?“
Ava kämpfte mit den Tränen. „Er will mich heiraten.“
„Das ist ja wunderbar, Ava. Du liebst ihn doch noch, oder etwa nicht?“
Ava biss sich auf die Lippe und atmete tief durch, bevor sie antwortete. „Ja, aber er liebt mich nicht.“
„Woher weißt du das? Hat er dir das etwa so gesagt?“, fragte Serena besorgt.
„Nein, aber darum ist es in unserer Beziehung auch nie gegangen. Andere Dinge waren immer wichtiger.“ Ava versuchte, nicht an das erotische Abenteuer unter der Dusche zu denken. „Er will mich nur heiraten, weil …“ Sie wusste nicht recht, wie sie ihrer Schwester möglichst schonend beibringen sollte, dass sie vielleicht schwanger war.
„Sag mal, Ava, willst du vielleicht andeuten, dass du ein Baby erwartest?“, half Serena ihr aus der Verlegenheit.
Ava räusperte sich. „Ich weiß es noch nicht genau. Eigentlich müsste der Arzt jede Minute anrufen, um mir das Ergebnis des Tests mitzuteilen.“
Beredtes Schweigen drang durch die Leitung.
Arme Serena, dachte Ava. Wahrscheinlich schwankten ihre Gefühle zwischen Freude und Neid darüber, dass ihre geliebte Schwester etwas erreicht haben könnte, wonach sie selbst sich seit Jahren sehnte.
„Ich freue mich wahnsinnig für dich, Ava“, sagte Serena schließlich.
„Wirklich?“
„Natürlich! Was dachtest du denn? Ich wäre traurig oder eifersüchtig oder so etwas in der Richtung?“
„Na ja, das wäre immerhin verständlich gewesen.“
„Ach, Ava! Du hast so unglaublich viel für mich getan. Es wird Zeit, dass du auch mal etwas Glück hast.“ Nach kurzem Schweigen fügte sie hinzu: „Übrigens wollte ich dir noch etwas sagen: Richard und ich haben beschlossen, die künstlichen Befruchtungen aufzugeben. Wir sind sehr dankbar für deine finanzielle Unterstützung, aber Richard ist es unangenehm, noch mehr Geld von dir anzunehmen.“
„Aber Liebes! Du kannst doch nicht einfach aufhören. Ich bin sicher, dass du wieder schwanger wirst. Ganz bestimmt.“
„Ja, das hoffe ich auch. Ich muss Richard aber recht geben“, sagte Serena. „In unserer ganzen bisherigen Ehe hat sich alles darum gedreht, dass ich schwanger werde. Du kannst dir gar nicht vorstellen, unter was für einem Druck wir die ganze Zeit gestanden haben – emotional und finanziell. Wir wollen dir das Geld zurückzahlen. Ich suche mir einen Job, und in zwei Jahren unternehmen Richard und ich einen neuen Versuch. Ich habe ja noch Zeit. Meine biologische Uhr tickt noch nicht besonders laut.“
Ava lachte. „Bist du sicher, Serena? Das Geld spielt keine Rolle. Marc gibt mir …“
„Es kommt aber gar nicht infrage, dass du meinetwegen weitere Opfer bringst.“ Serena unterbrach sie schnell. „Ich werde das ungute Gefühl nicht los, dass du mir etwas über deine Beziehung zu Marc verheimlichst. Bei Douglas war es ja auch so. Du hast mir eingeredet, du wärst glücklich mit der Regelung, und ich habe dir geglaubt, weil es so am einfachsten für mich war. Aber damit ist jetzt Schluss, Ava. Ich möchte, dass du wirklich glücklich bist. Niemand hat das mehr verdient als du.“
Gerührt kämpfte Ava erneut mit den Tränen. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Was hält Marc denn davon, eventuell Vater zu werden?“
Ava seufzte. „Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns. Alles ist ganz anders gekommen, als wir erwartet haben“, antwortete Ava ausweichend.
„Kann ich irgendetwas für dich tun? Du könntest einige Zeit zu mir kommen und ich könnte dir beistehen“, schlug Serena vor. „Wir könnten zusammen Babysachen einkaufen. Das bringt bestimmt Spaß und wäre eine gute Ablenkung von meinen Problemen.“
Eine Überlegung ist es wert, dachte Ava. Es wäre gar nicht schlecht, einige Zeit mit ihrer Schwester zu verbringen. In Marcs Nähe konnte sie sowieso keinen klaren Gedanken fassen, und es gefiel ihr nicht, dass er sie heiraten wollte, obwohl er sie nicht liebte. Doch er konnte sehr überzeugend sein, und sie befürchtete, er könnte sie doch noch
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