Julia Extra Band 0318
Bürowaschräumen verbrachte, während er von der gesamten Belegschaft ausgelacht wurde.
Als er sich schließlich wieder seinem Chef stellte, war Talos verschwitzt, rotwangig und zutiefst erniedrigt.
„Nun haben Sie hoffentlich gelernt, dass man mich nicht bestiehlt“, sagte Dalton kalt, bevor er sich abwandte. „An die Arbeit!“
Alles in Talos zog sich zusammen, wenn er an diesen beschämenden Tag dachte. Er hatte nie wieder einen Scotch anrühren können. Selbst jetzt, fast zwanzig Jahre später, musste er schon bei dem Geruch heftig würgen.
Und genau so sollte es ihm mit Eve gehen. Er, der stolze Grieche, wollte sie ein für alle Mal aus seinem Leben und vor allem aus seiner Sehnsucht streichen. Allein der Gedanke daran, mit ihr zwischen die Laken zu schlüpfen, sollte irgendwann den gleichen Effekt auf sein Wohlbefinden ausüben wie eine Karaffe importierten Single Malts.
Lustlos betrachtete Talos sein Spiegelbild und war unschlüssig, wie er in Zukunft mit Eve verfahren sollte. In jedem Fall musste er mental einen gehörigen Abstand wahren, um nicht seinen eigenen Emotionen ausgeliefert zu sein. Jetzt waren rationaler Verstand und psychologische Kriegsführung gefragt. Er durfte seinen Schutzschild kein bisschen senken und seine Selbstkontrolle keinesfalls aufgeben.
Allerdings war es unumgänglich, dass Eve ihn so schnell es ging heiratete. Am besten noch heute, überlegte Talos und rieb sich mit der Hand über das Kinn. Er durfte nicht riskieren, dass sie ihre Erinnerung wiedererlangte, bevor er seinem Kind einen Namen geben konnte. Dann würde er ihr sogar bei der Vergangenheitssuche helfen, und nach der Geburt durfte sie sich dann zwischen ihrem Geld oder ihrem Baby entscheiden!
Schon jetzt stand fest, wie ihre Wahl ausfallen würde, und dann hatte Talos erreicht, was er wollte.
Aber heute musste er noch den reizenden Verführer spielen, süße Worte flüstern, Eve mit Poesie, Blumen und Geschenken beglücken. Sie einlullen und sich gefügig machen. Um jeden Preis! Das konnte doch nicht so schwer sein?
Eine Tür fiel ins Schloss, und plötzlich stand Eve genau hinter ihm. Talos wollte nicht glauben, was er da neben sich im Spiegel sah.
Fröhlich strahlte sie ihn an. „Guten Morgen!“
„Eve.“ Abrupt fuhr er herum. „Was hast du getan?“
5. KAPITEL
Zuerst war sie voller Zuversicht gewesen, doch unter Talos’ ungläubigem Blick wurde Eve etwas unsicher. Mit einer Hand griff sie in ihr Haar, das gestern noch bis über ihre festen Brüste gereicht hatte und nun stufig auf Schulterlänge gestutzt war. „Ich bin beim Friseur gewesen.“
„Das sehe ich selbst.“
„Warum fragst du dann?“, erwiderte sie schnippisch und straffte die Schultern.
Geflissentlich ignorierte Talos diese Frage und umkreiste Eve, ohne einmal den Blick von ihr abzuwenden. Schweigend und mit erhobenem Kinn ließ sie die Musterung über sich ergehen.
Der moderne Schnitt war nicht die einzige Veränderung ihres Äußeren. Das rote, tief ausgeschnittene Kleid vom Vorabend war einer taillierten Sweatshirtjacke und einem rosafarbenen Baumwollrock gewichen. Noch immer hübsch, wie Eve fand, aber gleichzeitig praktisch und natürlich. Vor allem waren alle Stücke aus dehnbarem Stoff gefertigt, damit sie während der Schwangerschaft noch passten. Auch die flachen Sneaker waren wesentlich bequemer als die Sandalen von gestern.
Endlich fühlte sich Eve wieder wohl in ihrer Haut. Umso mehr wunderte sie die merkwürdige Reaktion von Talos.
„Ich verstehe das nicht“, brummte er und streckte eine Hand aus. Doch bevor seine Finger Eve berührten, ließ er die Hand wieder sinken. „Wo hast du dir das gekauft?“
„In einer Boutique, die mir vom Concierge empfohlen wurde.“
„Hast du Kefalas mitgenommen?“
„Ja“, erwiderte sie seufzend. „Eigentlich wollte ich nicht, aber er bestand darauf. Ich durfte nicht einmal mit meiner eigenen Karte bezahlen.“
„Gut.“ Mit gerunzelter Stirn sah Talos sie an. „Du siehst verändert aus.“
Heißt das gut oder schlecht?, fragte sie sich im Stillen und sah auf ihre Fußspitzen hinunter.
„Wozu diese Totalveränderung?“, wollte er wissen.
Eve atmete tief durch. Wie sollte sie Talos erklären, dass sie die neugierigen Blicke fremder Männer nicht mehr ertrug? Und dass sie sich sogar Sorgen um Talos machte, weil dieser ständig so wirkte, als würde er Eves Bewunderern an die Gurgel springen wollen.
„Nun“, begann sie zögernd, „die Klamotten in meinem Koffer
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