Julia Extra Band 0318
stehen.
„Friedensangebot“, lächelte er und hielt ihr die Pizza entgegen. „Und Entschuldigung.“
„Wo ist Kyle?“, fragte sie.
„Kein Kyle heute Abend.“ Damit es nicht so aussah, als hätte er ihn einfach allein gelassen, fügte er rasch hinzu: „Kyle ist im Planetarium, mit Mary Kay Soundso.“
„O! Das hätte ich nicht erwartet … und das hier auch nicht“, bemerkte sie spitz.
„Kann ich reinkommen?“
„Darüber muss ich erst nachdenken.“
„Miss Maple, wissen Sie eigentlich, dass man auch zu viel nachdenken kann?“
„Was in Ihrer Welt augenscheinlich kein allzu großes Problem ist.“
„Nein, im Allgemeinen nicht.“
Um ihren Mund lag der Hauch eines Lächelns. Aber noch ließ sie ihn nicht ins Haus.
„Okay“, nickte er, „ich sehe ja ein, dass Sie mich offensichtlich nicht unwiderstehlich finden. Aber eine Pizza von ‚Mama Marietta‘? Mit drei Sorten Belag? Kommen Sie!“
„Welche Sorten?“, fragte sie.
„Champignons, Peperoni und kleine Grillwürstchen.“ Er sah, wie sie bei den Würstchen schwach wurde. Was ihn unter anderen Umständen zutiefst beleidigt hätte.
„Okay. Aber es gibt da ein paar Regeln“, erklärte sie.
„Man kann auch zu viele Regeln haben“, erwiderte er.
„Zunächst ist da die Sache mit den Dates mit Schülereltern.“
„Aber das hier ist kein Date“, protestierte er. „Das ist Pizza.“
„Gut. Dann wäre da noch das Küssen, das Sie heute Nachmittag ansprachen.“ Sie errötete leicht.
„Okay“, murmelte er, „ich werde nicht übers Küssen sprechen.“
„Sie dürfen nicht einmal daran denken. Schließlich sind wir hier allein und unbeaufsichtigt.“
„Miss Maple, Sie können mir nicht vorschreiben, was ich zu denken habe!“ Besonders jetzt nicht. Bei dem Wort „küssen“ hatte sich sein Blick unwillkürlich auf ihre schöne volle Unterlippe gesenkt.
Mit einem Mal erschien Ben das Ganze wie ein dummer Einfall. Warum war er eigentlich hergekommen? Um seinen Fehler wiedergutzumachen oder um sie zu küssen? Was machte man mit einer Frau wie Miss Maple, wenn die Pizza aufgegessen war? Schach spielen? Und wer in aller Welt benutzte das Wort „unbeaufsichtigt“ im Zusammenhang mit zwei erwachsenen Menschen?
„Okay, ich lasse Ihnen die Pizza einfach hier. Und entschuldige mich. Es tut mir leid, wenn ich Sie heute Nachmittag verletzt habe. Als ich gesagt habe, dass kein Mann Sie küssen will. Das ist Quatsch. Der richtige Mann will sie natürlich küssen.“
Ihn beschlich das dumme Gefühl, dass er die Sache jetzt erst recht vermasselte.
„Sie haben doch gerade gesagt, Sie würden nicht übers Küssen reden!“, empörte sich Beth.
„Aber dann haben Sie gesagt, dass ich noch nicht einmal daran denken darf. Das ist doch lächerlich!“ Welcher Mann würde beim Anblick dieser Lippen nicht ans Küssen denken? „Sehen Sie, die Sache ist doch eigentlich klar – wie lange wollen wir noch drum herumreden? Vielleicht sollten wir es einfach tun.“
„Bitte?“, quietschte sie. „ Was sollen wir tun?“
Ben seufzte. Er konnte nicht glauben, dass er das tatsächlich laut gesagt hatte. „Wollen Sie die Pizza jetzt mit mir teilen oder nicht? Sie wird kalt. Ich bitte Sie doch nicht, mit mir in eine Hütte im Wald zu ziehen und die Mutter meiner Kinder zu werden, verdammt noch mal! Bloß weil ich Ihre Lippen, sagen wir mal, sehr anziehend finde.“
„Ich glaube, es wäre keine gute Idee, Sie reinzulassen.“
„Das stimmt. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“
Sie dachte angestrengt darüber nach. Als ob ihn ins Haus zu lassen das Gefährlichste wäre, was sie je in ihrem Leben getan hatte.
Während Beth noch nachdachte, kam Ben der Gedanke, dass sie wahrscheinlich viel unerfahrener in Liebesdingen war als er. Und wenn er sie jetzt einfach küssen würde, damit sie merkte, dass sie keine Angst davor zu haben brauchte?
Er entschied sich dagegen. Eine Frau wie sie durfte man nicht leichtfertig küssen. Bei ihr musste man vorher gut über die Konsequenzen nachdenken. Wie er das hasste!
Schließlich öffnete Beth die Fliegengittertür.
„Benehmen Sie sich“, sagte sie streng, wie eine Lehrerin.
„Ja, Miss Maple“, versprach er und klang dabei fast kleinlaut. Er ermahnte sich selbst, dass er hier war, um die Dinge besser und nicht schlimmer zu machen.
Das Innere des Hauses war genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Beim Anblick der Einrichtung kam er sich wie ein grobschlächtiger Riese vor. Die Keramikvasen
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