Julia Extra Band 0318

auf dem Boden konnten leicht durch den ungeschickten Stoß eines Schuhs der Größe 45 umgeworfen werden. Auf dem filigranen Couchtisch vor dem Fernseher stand eine große Glasschale mit frischen Blumen. Ein begeisterter Jubelruf mit entsprechender Bewegung bei einem Touchdown, und es wäre um die Blumen geschehen. Und die Schale. Vielleicht sogar um den Tisch.
    Alles hatte seine Ordnung. Aber die Einrichtung wirkte keineswegs steif oder kühl. Überall lagen Kissen und Teppiche, die Wände waren hell gestrichen und mit gerahmten Bildern ihrer Schüler behängt. Es steckte viel Liebe in diesem Haus, das sah er.
    Beth ging auf das weiße Sofa zu, entschied sich dann aber anders. Entweder weil Pizza sich nicht mit dem weißen Stoff vertrug oder weil es definitiv zu klein für zwei Erwachsene war, die sich benehmen wollten. Ben wusste es nicht.
    Er folgte ihr in die Küche. Dort duftete es immer noch nach den Keksen vom Nachmittag.
    „Was machen Sie gerade?“, fragte er.
    „Kreuzworträtsel.“
    Das Buch mit den Kreuzworträtseln lag auf dem Küchentisch. Dieser war ähnlich filigran wie der Couchtisch und gerade groß genug für eine Person, obwohl zwei zerbrechlich wirkende Stühle daneben standen.
    „Ich helfe Ihnen beim Rätseln“, erklärte er und setzte sich mit äußerster Vorsicht auf einen der Stühle. Dabei entging ihm nicht, dass sie skeptisch eine Augenbraue hochzog.
    Während sie Teller aus dem Schrank holte, fragte sie: „Messer und Gabel?“
    „Machen Sie Witze?“
    Ben blickte auf das Kreuzworträtsel. Er hätte es wissen müssen! Es war eins von den richtig schwierigen, nicht so ein simples Sporträtsel aus der Fernsehzeitung.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie Besteck auf einen der Teller legte.
    „Kein Besteck, oder ich nehme meine Pizza und fahre nach Hause!“, protestierte er. Bleiben Sie doch mal locker, fügte er in Gedanken hinzu. Fast bereute er diesen Wunsch jedoch, als er sie die Pizza tatsächlich mit den Fingern essen sah. Mit größter Vorsicht nahm sie ein Stück Pizza in die Hand und biss ein winziges Stück ab. Dann leckte sie einen kleinen Spritzer Soße von ihrem Zeigefinger.
    Ben schluckte. Miss Maple beim Pizzaessen zuzusehen war ein erotisches Erlebnis, das ihn fast genauso um den Verstand brachte, wie sie beim Tigereisessen zu beobachten.
    Er rief sich in Erinnerung, dass sie „unbeaufsichtigt“ waren und dass er noch nicht einmal an Erotik denken durfte. Also konzentrierte er sich auf das Kreuzworträtsel.
    „Anderes Wort für ‚dumm‘, mit vier Buchstaben“, sagte er.
    „‚Blöd‘?“
    Sie hielt ihm einen Bleistift hin, aber er ignorierte ihn und griff stattdessen zu einem Kugelschreiber, der auf dem Tisch lag. „‚Doof‘.“
    „Nein, Sie dürfen das nicht gleich mit Kuli hinschreiben!“, rief sie.
    Sie schien auch nicht gerade begeistert darüber, dass er gleichzeitig aß und das Buch anfasste.
    „Wir wollten doch etwas wagen“, erinnerte er sie. „Ich kaufe Ihnen ein neues Buch, falls ich das hier mit Pizza beschmiere.“
    „Das Buch ist mir egal!“, sagte sie eingeschnappt.
    „Ist es nicht. – Was ist ein ‚sehr heißer Ort‘ mit sechs Buchstaben?“
    „‚Vulkan‘? – Das Buch ist mir wirklich egal!“
    „Nein, ist es nicht. – ‚Hölle‘.“
    „‚Hölle‘ hat nur fünf Buchstaben!“
    „Dann eben ‚Höllen‘.“ Er schrieb das Wort hin und drückte absichtlich fest mit dem Kugelschreiber auf, um sie zu ärgern. „Acht Buchstaben für ‚Ärgernis‘.“
    „‚Anderson‘?“, trällerte sie.
    Wie kann sie bloß so schnell die Buchstaben zählen? „Perfekt!“, nickte er und schrieb es hin. „Das ist viel zu leicht für uns. Beim nächsten Mal nehmen wir die New York Times.“
    Je mehr sie sich in das Rätsel vertieften, desto mehr verlor Beth ihre Reserviertheit. Bens „freie“ Art des Kreuzworträtselns machte ihr ganz offensichtlich zunehmend Spaß.
    „‚Inkognito‘!“, krähte sie fröhlich.
    „Passt nicht.“
    Sie nahm ihm den Stift aus der Hand und schrieb: ‚Inkogno‘.
    „Miss Maple, Sie werden immer besser“, lobte er. „Und hier passt dann ‚Gnuzolon‘.“
    „‚Gnuzolon‘“, wiederholte sie, „Wort mit acht Buchstaben für ein afrikanisches Tier mit langen Hörnern, wenn mich nicht alles täuscht.“
    „Geschafft“, erklärte Ben eine halbe Stunde später. Zufrieden blickte er auf das Chaos aus hingekritzelten und durchgestrichenen frei erfundenen Wörtern.
    Er spürte, wie ihn seine selbst