Julia Extra Band 0318
gründlich überlegte und vernünftige Entscheidung schneller als ein Schneeball im Feuer. Die Kehle jäh staubtrocken, konnte sie nur benommen auf den unglaublich attraktiven und anziehenden Mann starren. Im Gegenzug ließ Eduardo den Blick bewundernd über sie wandern. In seinen blauen Augen stand ein unverkennbarer Anflug von Humor, als er den Bademantel bemerkte, den sie offenbar hastig über ihr viktorianisches Nachthemd geworfen hatte.
„Ich habe auf dich gewartet.“ Seine tiefe samtige Stimme jagte ihr ein Prickeln über den Rücken. „Komm herein.“
„Ich wollte …“
„Ja?“
Als sie sich noch immer nicht rührte, nahm Eduardo sie bei der Hand und zog sie sanft über die Schwelle. Zwei reich verzierte Tischlampen strahlten warmes Licht aus und schufen eine intime Atmosphäre in dem stattlich eingerichteten Zimmer. Und sie warfen geheimnisvolle Schatten in die entlegeneren Winkel des großen Raumes. Der kurze Blick, den Marianne über Eduardos muskulöse Schulter richtete, zeigte ihr, dass seine Schlafzimmertür offen stand. Das Herz klopfte ihr bis in den Hals. Jetzt schloss Eduardo auch noch entschieden die Tür hinter ihr. Ein berauschender erdiger Duft hing in der Luft zwischen ihnen und machte Marianne trunken. Er lächelte, und sie hatte Mühe, ihren Blick von seiner nackten Brust zu reißen.
„Du wolltest etwas sagen?“, neckte er sie herausfordernd. Doch bevor sie überhaupt die Chance zu einer Erwiderung bekam, hob er sanft ihr Kinn und nahm ihre bebenden Lippen mit dem zärtlichsten und überwältigendsten aller Küsse in Besitz.
„Ich … ich kann nicht denken, wenn du solche Dinge mit mir tust“, gestand sie atemlos.
„Und ich vergesse alles, wenn ich in deine Augen schaue.“ Lächelnd führte er sie an der Hand auf sein Schlafzimmer zu. „Du musst eine der wenigen Frauen auf der Welt sein, die mit so etwas durchkommen.“ Sie standen jetzt neben dem großen Bett mit dem wahrhaft königlichen Himmel.
„Durchkommen?“, fragte sie, die grün-braunen Augen alarmiert aufgerissen.
„Mit diesem jungfräulichen und doch so maßlos verführerischen Nachthemd.“ Er fasste den Stoff und studierte ihn genauer.
Er ahnte ja nicht, wie sehr er ins Schwarze getroffen hatte. Für einen Moment war Marianne wie erstarrt. Ohne sich rühren zu können, verfolgte sie, wie er den Morgenmantel von ihren Schultern strich. Sie kam sich vor wie eine jener mythischen Figuren aus einem alten Märchen, die ein Zauber in Stein verwandelt hatte und die nun hilflos mit ansehen mussten, wie etwas Verbotenes geschah. Der Stoff glitt leise raschelnd an ihren Seiten herab und fiel zu Boden. Dieses kaum vernehmbare Geräusch hallte wie Donner in ihren Ohren und riss sie aus der Trance. Erst jetzt bemerkte sie, dass Eduardo die kleinen Perlmuttknöpfe ihres Nachthemds aufknöpfte.
Mit einem gleichzeitig faszinierten und entschlossenen Ausdruck in den Augen sah er sie an. Als rechne er damit, jeden Moment das größte aller Wunder zu enthüllen. Marianne begann zu zittern. Verzweifelt fragte sie sich, was aus ihrem Vorsatz geworden war, die Einladung, heute Nacht das Bett mit ihm zu teilen, abzulehnen. So sehr sie sich auch bemühte, sie wusste schon jetzt, wie aussichtslos es sein würde. Es würde ihr nicht gelingen, ihn aufzuhalten. Nicht, wenn dieser Mann so mühelos Macht über ihre Gedanken und ihren Körper ausübte. Aber sie durfte sich auch nicht widerstandslos seinen Verführungskünsten ergeben. Noch nicht.
Als er das Nachthemd beiseiteschob und die Hand auf ihre entblößte Schulter legte, umfassten ihre schlanken Finger sein Handgelenk. „Eduardo …“ Ihre Stimme bebte. „Es gibt da etwas, das ich dir sagen sollte.“
Eine kleine Falte erschien zwischen seinen dunklen Brauen, seine Miene drückte Sorge und Amüsiertheit zugleich aus. „Was ist, Kleines? Du willst mir doch jetzt nicht sagen, dass du plötzlich nervös bist?“
„Falls ich nervös bin, dann aus gutem Grund. Ich habe noch nie … ich meine, ich …“ Sie wagte nicht, ihn anzusehen, während sie darum kämpfte, die Worte auszusprechen, die in ihrer Kehle festzustecken schienen. „Ich war noch nie mit einem Mann zusammen.“ Dann gab sie Eduardos Hand frei und kaute an ihrer Lippe. „Nicht richtig, meine ich.“
Zuerst sah er verblüfft aus, dann verdunkelte plötzlich Wut sein attraktives Gesicht. Marianne wickelte schützend das Nachthemd um sich und wich zurück.
„Wie ist das möglich, wenn du verheiratet warst?
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