Julia Extra Band 0319
und es sei sicher für alle das Beste. Phoebe widersprach nicht, doch als er sie umarmte, war sie wie versteinert. Nicht vor Wut, sondern aus Gleichgültigkeit. In ihrem Innern spürte sie nichts als eine große Leere.
Beim Abendessen verkündete Aristoteles die bevorstehende Heirat. Basila begann sogleich, die Hochzeit zu planen, und fragte Phoebe nach ihren Vorstellungen. Doch Phoebe hatte keine Vorstellungen. Es war ihr schlicht und einfach egal. Sie stimmte ihrer Mutter in allem zu, lächelte, wenn ein Lächeln erwartet wurde, und versicherte Basila, dass sie bei den Vorbereitungen freie Hand hatte.
„Ihr jungen Frauen heutzutage habt überhaupt keinen Sinn für Romantik“, klagte ihre Mutter ahnungslos.
Phoebe zuckte nur die Schultern und wich den argwöhnischen Blicken ihres Vaters aus. Sie konnte nichts Romantisches an einer arrangierten Ehe finden, aber vielleicht lag das an ihr.
Die Gleichgültigkeit, die ihr Handeln jetzt bestimmte, war auf jeden Fall besser zu ertragen als der Schmerz und die Enttäuschung, die sie noch vor wenigen Stunden empfunden hatte.
So fiel es ihr auch leicht, auf die vielen Nachrichten zu reagieren, die Spiros auf ihrer Mailbox hinterlassen hatte, während sie vorhin im Parkhaus den Tränen freien Lauf gelassen hatte.
„Phoebe! Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, als sie sich endlich bei ihm meldete.
„Ja, natürlich.“
Er schwieg kurz. „Wir müssen reden.“
„Nein, nicht nötig.“
„Ich hätte fragen müssen, was dich bedrückt … Ich hätte dich vorhin in meinem Büro nicht so abblitzen lassen dürfen.“
„Ist schon gut.“
„Nichts ist gut.“
„Wie du gesagt hast, du bist für meine Probleme nicht mehr zuständig.“
„Äh … Phoebe …?“
„Ich brauche niemanden, bei dem ich mich ausheulen kann.“ Und wenn doch, würde sie sich bestimmt nie wieder an ihn wenden. Er war tabu. Sie wollte endlich aufhören, ihn zu lieben, und ihre Freundschaft verstärkte ihre verbotenen Gefühle nur. Es war an der Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. „Ich habe meinem Vater eben gesagt, dass ich mein Versprechen, Dimitri zu heiraten, halten werde.“
„Nein.“
„Doch.“
„Ich … äh …“
„Dann sind wir bald tatsächlich verwandt.“ Für einen Augenblick drohte ihre Gleichgültigkeit einzubrechen, und sie krümmte sich vor Schmerz.
„Phoebe? Alles in Ordnung?“ Spiros klang aufrichtig besorgt.
Es gelang ihr, sich zusammenzureißen. „Meine Mutter ist schon mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt“, fuhr sie fort, ohne auf seine Frage einzugehen.
Es war doch sowieso egal, was sie sagte. Ihr Vater hatte sie nach dem Abendessen dasselbe gefragt. Alles in Ordnung? Aber würde es einen Unterschied machen, wenn sie Nein gesagt hätte? Wohl kaum. Sowohl ihr Vater als auch Spiros würden nur versuchen, sie davon zu überzeugen, dass Dimitri einen guten Ehemann abgeben würde. Dass die Heirat das Beste für sie war. Sie wollte es gar nicht hören.
„Ach ja?“, fragte Spiros mit brüchiger Stimme.
„Ja.“
Beide schwiegen.
„Großvater will dabei sicher auch ein Wörtchen mitreden.“
„Das sollen die beiden unter sich ausmachen.“
„Und was ist mit dir?“
„Nichts.“
„Ist dir deine Hochzeit etwa egal?“
Sie schwieg. Es war nicht ihre Hochzeit, es war eine Firmenfusion … eine Verbindung, die andere arrangiert hatten … Sie spielte mit, aber es war nicht ihre Hochzeit . Nicht solange der Bräutigam der ältere der Petronides-Brüder war.
„Phoebe …“
„Ich muss Schluss machen. Mutter will etwas mit mir besprechen.“ Vielleicht entsprach das sogar die Wahrheit, aber vor allem musste sie dieses Gespräch beenden. Spiros gefährdete ihre mühsam erkämpfte Gleichgültigkeit, die sie in den nächsten Wochen so dringend brauchen würde.
Bestimmt waren weder ihr Vater noch Theopolis Petronides an einer langen Verlobungszeit interessiert.
„Dann bis bald.“ Komisch … Er klang ebenso gleichgültig wie sie.
Oder bildete sie sich das ein? „Leb wohl, Spiros.“
Ehe er etwas erwidern konnte, legte sie auf.
4. KAPITEL
Spiros hinterließ zum wiederholten Mal eine Nachricht auf Phoebes Mailbox und legte auf. In den vergangenen zwei Wochen hatte sie seine Anrufe entweder ignoriert oder war am Telefon kurz angebunden. Auf seine E-Mails reagierte sie nur sporadisch und so abweisend, dass er es bald aufgab. Offensichtlich hatte sie beschlossen, ihn aus ihrem Leben zu verbannen.
Er sollte froh sein. Es war
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