Julia Extra Band 0319
zweifellos das Beste für sie beide. Doch Phoebe fehlte ihm so sehr. Mehr, als er für möglich gehalten hätte. Und mit jedem Tag, den ihre Hochzeit mit Dimitri näher rückte, war ihm elender zumute.
Er war so eifersüchtig auf seinen älteren Bruder, dass er dessen Nähe kaum ertragen konnte. Und so mied Spiros seine Familie ebenso gewissenhaft, wie Phoebe ihn mied.
Dennoch machte er sich Sorgen um sie.
Er hatte versucht, mit ihr zu reden. Phoebe blockte jedes Mal ab. Einmal hatte er in seiner Verzweiflung sogar von dem Kuss angefangen, doch sie hatte einfach aufgelegt und war danach drei Tage nicht ans Telefon gegangen.
Das Schlimmste war, dass jede Lebensfreude aus ihr gewichen zu sein schien.
Wenn er sich nach den Vorbereitungen für die Verlobung erkundigte, antwortete sie nur, soweit sie wisse, gehe alles seinen Gang. Als habe die Hochzeit mit seinem älteren Bruder überhaupt nichts mit ihr zu tun.
Obwohl Phoebe immer wieder betonte, sie sei mit der Hochzeit einverstanden, war sie es ganz offensichtlich nicht. Und es gab nichts, was er tun konnte. Wenn er versuchte, mit ihr zu reden, schaltete sie auf Durchzug, tat, als sei alles in Ordnung, und gab ihm zu verstehen, dass ihn ihre emotionale Verfassung nichts anginge.
Er wusste, dass er selbst schuld war, doch deshalb tat es nicht weniger weh. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich ihr fremd. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie viel ihre Freundschaft ihm bedeutete. Die Hilflosigkeit, die er dabei empfand, war fast unerträglich.
Dabei hatte er sich nach dem Tod seiner Eltern geschworen, dass ihm so etwas nie wieder passieren würde. Damals hätte seine Mutter mit ihrem verantwortungslosen Verhalten fast die Familie auseinandergerissen. Dann hatte ihm der Tod die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben genommen. Geblieben war das Gefühl der Hilflosigkeit.
Seither hatte er darauf geachtet, dass nie wieder jemand die Macht hatte, ihn zu verletzen. Er hatte immer einen gewissen Abstand gehalten, selbst zu seinem älteren Bruder und zu seinem Großvater. Doch Phoebe war es irgendwie gelungen, die Mauern, die er um sein Herz errichtet hatte, zu durchbrechen. Egal, wie viel Abstand sie zu brauchen glaubte – es war zu viel für ihn.
Der ganze Stress machte ihn launisch. Seine Sekretärin ging ihm aus dem Weg, und seine Geschäftsführer machten einen großen Bogen um ihn.
Er war es nicht gewohnt, so behandelt zu werden. Von den beiden Brüdern hatte er immer als der umgänglichere und aufgeschlossenere gegolten. Doch erst gestern hatte er eine seiner Angestellten sagen hören, sie würde gern in Dimitris Abteilung wechseln.
Spiros seufzte. Er war auf dem besten Weg, ein echter Petronides zu werden.
Phoebe studierte die Ankündigung ihrer bevorstehenden Hochzeit mit Dimitri im Gesellschaftsteil der Zeitung. Es war alles richtig. Alles war genau so, wie es sein sollte. Bis auf eine Kleinigkeit, die man der Zeitung nicht entnehmen konnte. Obwohl es die Leser sonderbar finden mochten, dass kein gemeinsames Foto der Brautleute abgedruckt war, sondern zwei Einzelporträts. Das lag daran, dass sie Dimitri seit ihrer Zustimmung zur Heirat immer noch nicht gesehen hatte.
Es war befremdlich, dass die Menschen um sie herum so taten, als bestünde ein Grund zum Feiern, als sei ihre Heirat mit Dimitri die Romanze des Jahrhunderts. Doch das Gegenteil war der Fall. Ihre Mutter und Theopolis Petronides planten eine geradezu königlich anmutende Hochzeit in einer der größten griechisch-orthodoxen Kirchen Athens. Und obwohl das Ganze ihr vorkam wie eine Farce, war auch das ihr egal.
Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass eine Zeremonie, die eigentlich heilig sein sollte, nur aus geschäftlichen Gründen abgehalten wurde.
Es war nicht das erste Mal, dass so etwas vorkam, und es würde sicher auch nicht das letzte Mal sein. Sie würde ihre Rolle spielen, aber sie würde nicht so tun, als sei sie die sittsame Braut, wenn sie in Wahrheit nur eine Ware war, die ihren Besitzer wechselte – die Bürgschaft für einen Kredit, das Bindeglied zweier alteingesessener, mächtiger Kaufmannsfamilien.
Das Projekt, ihre Liebe zu Spiros aus ihrem Herzen zu vertreiben, lief auf Hochtouren.
Und bisher war ihr das ganz gut gelungen. Fast rund um die Uhr arbeitete sie an einem Weg zur Rettung der Firma. Aristoteles’ Bitte, ihn dabei zu unterstützen, Leonides Enterprises aus der Krise zu führen, war zweifellos ein Wiedergutmachungsversuch. Doch die Aufgabe
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