Julia Extra Band 0319
sein, der einzigen Frau, die ihn jemals wirklich fasziniert hatte.
Kurz war er versucht, sie anzurufen oder Noor zu fragen, ob sie den Job angenommen hatte. Doch das war viel zu gefährlich im Augenblick. Vielleicht in ein paar Monaten, wenn er eine Braut gefunden hatte und die Dinge wieder in geregelten Bahnen liefen. Irgendwann konnte er sich diese Schwäche leisten, aber nicht jetzt.
Möglicherweise, überlegte er, war es sogar am besten, wenn Felicity in London blieb und er sie dort gelegentlich besuchen konnte.
Zufrieden mit sich und dieser Idee, lächelte Karim, zum ersten Mal an diesem entsetzlichen Tag.
Mit klopfendem Herzen stieg Felicity aus dem Flugzeug und sah sich suchend um. Sie sollte abgeholt werden. Erleichtert entdeckte sie eine dunkelhaarige junge Frau, die ein Schild mit Felicitys Namen hochhielt.
„Herzlich willkommen, ich bin Helen“, stellte sie sich vor.
„Danke, dass Sie mich willkommen heißen.“ Eingeschüchtert von der vollkommen fremden Umgebung und noch immer verwirrt von der Entdeckung, die sie während des Fluges gemacht hatte, verstand Felicity nur einen Bruchteil dessen, was Helen ihr erzählte.
„Machen Sie sich keine Sorgen, in ein paar Monaten werden Sie sich hier schon gut auskennen. In den nächsten Tagen bekommen Sie eine Einweisung in den Klinikalltag, danach werden Sie mich in den ersten Schichten begleiten.“
„Wie lange arbeiten Sie schon hier?“
„Fast ein Jahr“, erzählte Helen. „In ein paar Wochen fliege ich nach Hause, um meine Eltern zu besuchen, und dann kehre ich für ein weiteres Jahr zurück. Es ist wundervoll hier. Wir duzen uns übrigens alle – schließlich arbeiten fast nur junge Leute hier.“
Während der Fahrt wandte Felicity den Kopf ständig von einer Seite zur anderen, um all die neuen Eindrücke aufnehmen zu können. Dann hielten sie vor dem Apartmenthaus, in dem das Pflegepersonal untergebracht war. Ungläubig betrachtete Felicity die gepflegte Anlage mit den üppigen Blumenbeeten, zwei Swimmingpools und großzügigen Balkonen vor jeder Wohnung.
„Es gibt einen Pool für die Männer und einen für die Damen – so ist das hier üblich“, erklärte Helen. Dann zeigte sie ihrer neuen Kollegin den Gymnastikraum mit Fitnessgeräten und ging schließlich mit ihr hinauf in die Wohnung. „Mein Apartment ist fast nebenan“, sagte sie. „Komm einfach vorbei, wenn du Fragen hast.“
In der Klinik werde Fleiß und Einsatz von den Angestellten erwartet, verriet Helen. Doch es gebe genügend Freizeit, die man hier auf luxuriöse Weise verbringen könne. „Ein Bad im Pool nach einem anstrengenden Tag ist einfach wunderbar“, meinte sie.
Und tatsächlich genoss Felicity die ersten unbeschwerten Tage. Helen nahm sie mit zu einigen Treffen der anderen Kollegen und fuhr mit ihr in die Stadt.
Begeistert schlenderte Felicity über die lauten, bunten Basare mit ihrem Duft nach orientalischen Gewürzen und entdeckte staunend nur wenige Straßen weiter edle Designerboutiquen, die zu einer anderen Welt zu gehören schienen. Mit ihrer Reise nach Zaraq hatte sie die beste Entscheidung ihres Lebens getroffen, so schien es ihr im ersten Überschwang. Tagsüber verblasste der Gedanke an Karim neben all den neuen Eindrücken, fast vergaß sie, dass sie in seinem Land war. Doch wenn sie nachts aufwachte, traf die Erinnerung an den Geliebten sie mit voller Wucht.
Erregung und Angst ergriffen sie gleichermaßen und ließen sie erzittern. Vom Fenster ihres Schlafzimmers konnte sie einen Blick auf die Türme des Palastes erhaschen. Voller Schmerz dachte sie an ihren Prinzen. Nacht für Nacht stand sie am Fenster und stellte sich vor, dass er hinter diesen Mauern lag und friedlich schlief.
Sie lehnte die Stirn an die Fensterscheibe, doch das kühle Glas verschaffte der Hitze in ihrem Körper keine Linderung. Kaum mehr als einen Steinwurf entfernt lebte der Mann, den sie liebte. Vielleicht dachte auch er gerade sehnsuchtsvoll an sie …
In den ersten Tagen lernte sie das Klinikum mit seinen Abteilungen kennen, doch Felicity wusste, dass sie erst wirklich angekommen war, wenn sie ernsthaft arbeitete. Dankbar hörte sie Helen vor Beginn ihrer ersten Schicht an ihre Tür klopfen und ging mit ihr gemeinsam über das üppig begrünte Klinikgelände ins Krankenhaus.
„Die ärztliche Versorgung hier steht allen Menschen offen“, erzählte Helen stolz. „Allerdings gibt es einen gesonderten Flügel für die königliche Familie. Und wenn du glaubst, die
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