Julia Extra Band 0319
und den er lieben kann. Was er mit Suzanne hatte …“ Wieder schüttelte Mireille den Kopf. „Es war nicht richtig. Aber vielleicht mit Ihnen …“ Sie drückte Abbys Hand. „Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute.“
Abby war regelrecht schwindlig vor Erleichterung. Mireilles Erzählung hatte das Geheimnis um Lucs Vergangenheit offenbart und Hoffnung für die Zukunft gebracht. In trautem Einvernehmen verließen die beiden Frauen das Café, Mireille fuhr Abby zurück zum Bauernhaus. Abby war so müde, dass sie den Kopf an die Polster zurücklehnte und während der Fahrt döste, bis Mireille sie sanft an der Schulter rüttelte.
„Abigail, wir sind da.“
Abby hob die Lider und musste blinzeln. Das Schwindelgefühl war stärker geworden. Bemüht versuchte sie sich aufzusetzen und die Wagentür zu öffnen, doch sie fühlte sich unendlich schwach, ihr Kopf war wie in dichten Nebel gehüllt.
„Abigail, ça va ?“
Nur dumpf drang Mireilles besorgte Stimme zu ihr. „Ja, natürlich“, murmelte sie und blickte auf ihren Schoß.
Dunkles Blut war durch ihre Jeans gesickert und hatte sich auf dem Sitz ausgebreitet. Es war so viel, schien überall zu sein …
Dann packte die Bewusstlosigkeit nach ihr, und sie kippte nach vorn.
Das leise Klingeln von Lucs Handys brach die Stille in dem Pariser Besprechungszimmer. Vor Luc lag der Vertrag für den Verkauf von Château Mirabeau. Er hielt den Kugelschreiber schon in der Hand. Nur noch seine Unterschrift musste er auf das Papier setzen, um den Verkauf endgültig zu besiegeln.
Mit einer Entschuldigung für die Anwesenden nahm er den Anruf an. „ Oui ?“
„Luc, Mireille hier.“
Er verspannte sich, sobald er die Stimme seiner ehemaligen Schwiegermutter hörte. Seit Jahren hatte er keinen Kontakt mehr zu ihr gehabt. Auch das letzte Mal, als er mit ihr gesprochen hatte, lagen Anspannung und Trauer in ihrer Stimme. Auch damals hatte sie mit diesen drei kurzen Worten begonnen. Und dann hatte sie noch hinzugefügt: „Es hat einen Unfall gegeben.“
Jetzt wiederholte sich alles.
„Abby.“ Es kostete ihn unendliche Mühe, seine ganze Kraft und Selbstbeherrschung, den Namen auszusprechen. „Wie … wie kommt es, dass du wegen Abby anrufst?“
„Wir haben uns heute Morgen zufällig getroffen. Wir haben miteinander geredet.“
„Nein.“ Er schloss verzweifelt die Augen. Er würde es nicht ertragen, wenn seine Welt wieder zusammenbrach. Dieses zweite Mal wäre es so viel schlimmer, so viel unerträglicher. „Nein!“
„Luc, so ist es nicht. Sie lebt. Aber das Baby … Abby liegt im Krankenhaus.“
Grimmige Entschlossenheit verdrängte die Panik. „Ich bin in zwei Stunden dort.“
„Es tut mir so leid“, flüsterte Mireille erstickt, doch Luc hatte die Verbindung schon unterbrochen. Er stand auf und legte den Kugelschreiber ab.
„Monsieur le Comte?“
Er blinzelte, konzentrierte sich wieder auf den Raum und die Situation und stellte mit unerschütterlicher Klarheit fest, welchen Fehler er fast begangen hätte. Wie dumm er gewesen war.
„ Excusez-moi “, murmelte er und verließ den Raum.
Der Verkauf des Schlosses war vergessen. Nur noch ein Gedanke beherrschte ihn. Abby. Die Frau, die er liebte. Die Frau, die er nicht verlieren durfte.
Abby wachte auf. Nur langsam erkannte sie, dass sie in einem Krankenhauszimmer lag. Noch immer schien alles wie in dichtem Nebel zu liegen. Unwirklich. Unnatürlich. Ihre Hände wanderten zu ihrem Bauch, und sie stieß einen entsetzten Schrei aus. Dort, wo unter der harten Wölbung einst ihr Baby gestrampelt hatte, war nichts mehr, nur noch ihr weicher, nachgiebiger Bauch.
„Mein Baby …!“ Es war nur ein Krächzen, Ausdruck unermesslicher Verzweiflung.
Jemand fasste ihre Hände, warm und tröstend. Luc!
„Es geht ihr gut, Abby, mit ihr ist alles in Ordnung.“
„Aber …“
„Man hat sie per Kaiserschnitt geholt, während einer Notoperation. Deine Gebärmutter hatte sich gelöst. Glücklichweise hat Mireille dich sofort ins Krankenhaus gefahren, und hier haben sie direkt operiert. Unserer Tochter geht es gut. Sie ist klein, aber gesund.“
Er versuchte, sachlich zu sprechen, doch Abby hörte den Gefühlstumult in seiner Stimme. „Du bist zurückgekommen.“
„Mireille hatte mich auf meinem Handy erreicht. Ich hätte dich niemals allein lassen sollen.“ Das Raue in seiner Stimme wurde noch deutlicher. „Ich dachte, für einen Tag …“ Er schüttelte den Kopf. „Dem Himmel sei Dank, ihr seid beide
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