Julia Extra Band 0319
Blütenblättern bedeckt, die Chloe an Konfetti erinnerten.
Plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen. Es war so ein schöner Tag. Aber ihre beste Freundin war nicht da, um ihn mit ihr zu teilen. Liz würde nie mehr da sein.
Lorenzo Valente lenkte das Cabriolet schwungvoll um die zahlreichen Kurven der schmalen Landstraße. Es war ein schöner Nachmittag im Mai, und die Sonne, die ihm während der Fahrt durch das sattgrüne ländliche England auf die Schultern schien, fühlte sich überraschend warm an.
Normalerweise genoss er das Autofahren, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht war alles andere als glücklich – er dachte an Chloes letzte Dreistigkeit.
Nur sehr wenig schockierte Lorenzo. Die Tatsache, dass er in eine reiche Familie hineingeboren worden war und dieses Vermögen um ein Vielfaches vergrößert hatte, machte ihn zur Zielscheibe diverser geldgieriger Personen, das wusste er.
Niemals hätte er jedoch erwartet, dass Chloe ihn bestehlen könnte. Doch das war nur eine Sache mehr, für die er sie bezahlen lassen würde.
Seine sehnigen Finger schlossen sich um das Lenkrad, und seine Augen wurden gefährlich schmal. Eine Minute später erreichte er das kleine Dorf. Er drosselte das Tempo und nahm die Abzweigung, die zur Kirche führte. Es war nur ein kurzer Weg die schmale Straße hinauf, dann stellte er den Wagen auf einem Grünstreifen ab und wartete, bis die Leute, die aus der Kirche kamen, an ihm vorbeigegangen waren.
Er wusste, dass heute Chloes Freundin beerdigt wurde. Weil er dafür gesorgt hatte, dass er über ihre sämtliche Handlungen seit ihrer Flucht sehr gut informiert war.
Plötzlich entdeckte er eine zierliche Gestalt in Dunkelgrau, die in langsamen Schritten über den Friedhof ging und sich dann auf einer Bank niederließ.
Chloe.
Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in seinem Bauch breit, und er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Sofort sprang er aus dem Cabrio und ignorierte die neugierigen Blicke, die ihm einige Passanten zuwarfen. Er hatte nur Augen für Chloe.
Das weiche Gras schluckte das Geräusch seiner Schritte, als er über den Friedhof auf sie zuging. Sie sah und hörte ihn nicht kommen und saß völlig bewegungslos auf der Bank unter dem blühenden Kirschbaum, versunken in einen privaten Moment der Trauer.
Er wollte etwas sagen, zögerte dann jedoch und spürte eine ungewohnte Unsicherheit in sich aufsteigen. Ihre Augen waren geschlossen, während sie weinte. Tränen liefen lautlos über ihre weißen Wangen, und sie hielt das Baby fest an sich gepresst. Die Trauer um ihre Freundin war so persönlich – er wusste, dass er sie mit seiner Anwesenheit störte.
Doch plötzlich öffnete Chloe die Augen und starrte ihn an. Ein überraschter Ausdruck huschte über ihr Gesicht.
„Lorenzo.“ In ihren weit aufgerissenen grünen Augen schimmerten Tränen, und ihre blasse Haut wirkte beinahe durchscheinend. „Himmel, ich kann nicht glauben, dass du da bist.“
Als er sie seinen Namen mit so viel Inbrunst sagen hörte, spürte Lorenzo, wie ihn eine unerwartete Welle des Mitgefühls durchströmte. Er wollte die Hand ausstrecken und ihr die Tränen trocknen, zwang sich jedoch, einfach stehen zu bleiben.
„Tatsächlich?“, sagte er und wusste, dass seine Stimme hart klang, vor allem, nachdem er Zeuge ihrer tiefen Trauer geworden war. Aber die Intensität seiner Reaktion traf ihn völlig unvorbereitet. Normalerweise berührten ihn die Gefühle anderer Leute nicht. „Ich dachte, du hättest mein Geld gestohlen, um mich damit aus der Reserve zu locken.“
„Das Geld … bist du deshalb hier?“
Chloe sah ihn an. Ihr Herz raste noch immer. Lorenzo sah so stark und lebendig aus – und trotz allem war sein Anblick ihr willkommener als jeder andere.
Einen Moment lang hoffte sie, dass er vielleicht gekommen war, weil er wusste, dass sie ihn brauchte – wusste, wie traurig und allein sie sich fühlte. Sie zweifelte nicht daran, dass er über alles, was sie nach ihrer Flucht aus Venedig getan hatte, genauestens unterrichtet war. Information war für Lorenzo ein wichtiges Machtinstrument.
„Warum sonst sollte ich hier sein?“, erwiderte er kalt.
Sie holte tief Luft und unterdrückte die Enttäuschung, die in ihr aufstieg. Wenn Lorenzo tatsächlich irgendetwas für sie empfunden hätte, wäre er ganz sicher früher gekommen.
„Ich werde dir das Geld zurückzahlen“, sagte sie. „Ich brauchte es dringend.“
„Wofür?“, wollte Lorenzo wissen. „Was war so
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