Julia Extra Band 0319
„Du hast gesagt, du liebst mich. Dann hast du dich benommen, als würde ich dir gar nichts bedeuten.“
„Was war ich denn für dich?“, wollte Chloe wissen. „Jemand, den du in die Ehe gelockt hast – jemand, der dir nicht wichtig genug war, um ihm die Wahrheit zu sagen?“
„Du warst meine Frau.“
Lorenzos Stimme klang hart, und sein Ton war endgültig. Er wandte sich abrupt ab und ging auf die Tür des Arbeitszimmers zu.
Chloe starrte ihm nach und hatte das Gefühl, als sei gerade ein Hurrikan durch den Raum gefegt. Ihr Herz raste und ihre Haut prickelte von der Spannung um sie herum – aber jetzt, wo keiner von ihnen sprach, war das Zimmer von einer unnatürlichen Stille erfüllt.
Plötzlich, als er gerade die Hand auf die Türklinke legte, drehte Lorenzo sich um und fixierte sie mit seinen durchdringenden Augen.
„Du bist immer noch meine Frau“, sagte er. „Und so wird es auch bleiben.“
Er schloss die Tür hinter sich, und Chloe ließ sich kraftlos gegen den Schreibtisch sinken.
Instinktiv wusste sie, dass der Hurrikan noch nicht vorüber war. Diese Stille war nur das Auge des Sturms. Tatsächlich würde es noch viel schlimmer werden, bevor sie auf die andere Seite gelangte.
Chloe stieg die Treppe zu ihrem Zimmer wieder hinauf. In ihren Augen brannten verräterische Tränen, aber sie blinzelte sie entschlossen fort. Das Mitleid der Haushälterin hätte sie einfach nicht ertragen. Mit ihrem Liebeskummer musste sie allein fertig werden, das wusste sie.
„Da sind Sie ja, meine Liebe“, sagte Mrs. Guest und lächelte freundlich, als sie ins Zimmer trat. „Der kleine Schatz hat die ganze Zeit über fest geschlafen.“
„Danke“, antwortete Chloe und erwiderte das Lächeln der älteren Frau.
Sie durchquerte das Zimmer und sah auf Emma hinunter, die noch genauso dalag wie zuvor. Es kam ihr vor, als wären seit ihrem Weggang Stunden vergangen, aber tatsächlich waren es nur Minuten gewesen.
„Sie sehen erschöpft aus, meine Liebe“, bemerkte Mrs. Guest. „Ich kann sehr gerne noch ein bisschen bleiben, dann können Sie noch in Ruhe ein Bad nehmen und müssen nicht ständig nachsehen, ob das Baby auch wirklich noch schläft.“
„Danke.“ Chloe nahm das Angebot erleichtert an, weil sie plötzlich das dringende Bedürfnis verspürte, sich von der ganzen Welt zurückzuziehen – oder, wenn sie ehrlich war, von Lorenzo. Sie hatte keine Ahnung, wo er war, und es konnte sehr gut sein, dass er plötzlich auftauchte. Sie wusste, dass er dieses Schlafzimmer ebenfalls benutzte, und in diesem Moment hätte sie es nicht ertragen, ihm noch einmal gegenüberzustehen. „Aber ich glaube, ich werde duschen“, fügte sie hinzu und versuchte, sich die Gefühle nicht anmerken zu lassen, die in ihr hochdrängten und sie zu überwältigen drohten. „Ich bin einfach zu müde für ein Bad.“
Sie schloss die Badezimmertür ab. Ein Schluchzen löste sich aus ihrer Kehle, und sie legte die Hand vor den Mund, damit Mrs. Guest es nicht hörte. Dann stolperte sie durch den Raum, entkleidete sich hastig und stand einen Moment später unter der Dusche. Das warme Wasser prasselte auf sie nieder, und sie stand unter dem Strahl und ließ endlich den Tränen freien Lauf, die sie so lange zurückgehalten hatte. Sie weinte und weinte. Gequältes Schluchzen schüttelte ihren schlanken Körper.
Als es ihr schließlich gelang, sich zu beruhigen, lehnte sie sich gegen die geflieste Wand und strich sich mit den Händen über ihr heißes Gesicht. Das ganze Unglück der vergangenen Tage drängte in ihr hoch. In diesem Moment konnte sie nicht mehr zwischen ihrer Trauer um ihre Freundin und der Belastung durch die unerträgliche Situation unterscheiden, in der sie sich mit Lorenzo befand.
Das Wasser lief weiter auf sie herunter, und sie griff automatisch nach dem Shampoo. Für ein paar Minuten würde sie sich in die alltägliche Routine flüchten.
Kurz darauf verließ Chloe in einen weichen weißen Bademantel gehüllt das Bad. Mrs. Guest ließ ihr Buch sinken und sah mit einem Lächeln auf.
„Mr. Valente war hier“, sagte sie, und Chloes Magen zog sich zusammen. „Er sagte, dass er leider noch arbeiten muss. Aber weil er weiß, wie müde Sie sind, schläft er heute Nacht im Gästezimmer – er sagte, er will Sie und Klein Emma nicht stören.“
„Danke, dass Sie mir das ausrichten“, erwiderte Chloe. Als Mrs. Guest ging und die Tür hinter sich schloss, fragte sie sich, was die ältere Frau über diese Nachricht
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