Julia Extra Band 0319
dachte. Als sie und Lorenzo noch zusammen gewesen waren, hatten sie keine Nacht getrennt voneinander verbracht.
Chloe kroch ins Bett, aber obwohl sie erschöpft war, konnte sie nicht einschlafen. Sie dachte die ganze Zeit nur an Lorenzos letzte Bemerkung.
Sie verstand einfach nicht, warum er sich so gegen die Scheidung stellte. Es ergab keinen Sinn.
Tief in ihrem Herzen sehnte sie sich danach, mit Lorenzo verheiratet zu bleiben – sie wollte immer noch all das, was sie sich gewünscht hatte, als sie seinen Heiratsantrag annahm.
Aber die Situation war jetzt ganz anders. Sie musste an Emma denken. Und akzeptieren, dass Lorenzo sie nicht liebte.
Als Chloe am nächsten Morgen aufwachte, stellte sie fest, dass sie allein im Haus war. Oder besser gesagt, dass Lorenzo nicht da war. Mrs. Guest arbeitete in der Küche und ihr Mann im Garten.
Chloe kümmerte sich um Emma, aber ihr Kopf war voller verwirrter Gedanken über die Zukunft, die es ihr unmöglich machten, sich zu entspannen. Deshalb ging sie mit Emma in den Garten und hoffte, dort etwas Ablenkung zu finden.
Wieder war sie ganz überwältigt davon, was für ein wundervolles Haus Lorenzo gekauft hatte. Chloe wusste, dass es nicht als ihr Hauptwohnsitz gedacht gewesen war – er würde niemals den großen venezianischen Palazzo verlassen, der seit Generationen seiner Familie gehörte. Aber dieses Haus mit seinen klaren modernen Linien und der hellen, luftigen Atmosphäre stellte einen angenehmen Kontrast zu dem mit Geschichte erfüllten alten Palast dar.
„Guten Morgen!“ Mr. Guest kam um die Ecke. Er hielt einen Karton in den Händen, der aussah, als enthielte er irgendeine Art Kinderspielzeug.
„Hallo.“ Chloe lächelte. Es war eine große Erleichterung, dass Lorenzo zwei so freundliche, bodenständige Leute eingestellt hatte, die sich um den Haushalt kümmerten. Mit dem förmlichen und stets äußerst korrekten Personal in Venedig war ihr der Umgang schwerer gefallen.
„Ich dachte, die Kleine würde vielleicht gerne mal hier drin schaukeln.“ Er hielt den Karton hoch, und Chloe wurde klar, dass er eine Babyschaukel mit hoher Lehne enthielt. „Ich weiß nicht genau, wie alt sie ist, aber hier steht, dass sie sich für Kinder ab sechs Monaten eignet.“
„Sie ist jetzt fünfeinhalb Monate alt“, erwiderte Chloe und sah auf das Baby in ihrem Arm hinunter, „aber sie hält ihren Kopf schon sehr gut, und ich bin sicher, sie würde es gerne versuchen.“
Sie folgte Mr. Guest um das Haus herum zu einem kleinen Kinderspielplatz mit Schaukeln, Rutschen, einem Klettergerüst und einer Sandkiste.
„Das ist großartig“, sagte sie, während sie zusah, wie Mr. Guest die Schaukel an dem Holzrahmen befestigte. „Hatten die Vorbesitzer Kinder?“
„Ich glaube nicht. Mr. Valente hat das hier bauen lassen, als er das Haus kaufte. Ich weiß, dass Sie beide nicht damit gerechnet hatten, so schnell Nachwuchs zu bekommen, aber Ihr Mann ist offenbar ganz verrückt nach Kindern. So“, fügte er hinzu und trat einen Schritt zurück, um sein Werk zu betrachten und zu kontrollieren, ob die Schaukel auch gerade hing. „Versuchen Sie es mal.“
„Danke“, sagte Chloe. Sie schnallte Emma vorsichtig in dem Sitz an und gab ihr einen kleinen Schubs. Mr. Guests Bemerkung über Lorenzo ging ihr nicht aus dem Sinn. Sie hatte ihn nie als besonders kinderlieb kennengelernt. Und nach seiner Reaktion auf Emma am gestrigen Tag schien eher das Gegenteil zuzutreffen.
„Es gefällt ihr!“ Mr. Guest kicherte, als das Baby vor Freude quietschte. „Ich lasse Sie dann allein. Falls Sie irgendetwas brauchen, rufen Sie einfach nach mir. Oder nach meiner Frau – das da vorn ist der Hintereingang, der in die Küche führt.“ Er hob den leeren Karton und seine Werkzeugtasche auf und ging zurück zum Haus.
Chloe blickte ihm nach und entdeckte Mrs. Guest hinter dem Küchenfenster. Sie hob die Hand und winkte, dann wandte sie sich wieder Emma zu, die sich in der Schaukel offensichtlich großartig amüsierte.
Aber Chloes Gedanken waren bei Lorenzo und seiner Einstellung zu Kindern.
So weit sie sich erinnern konnte, hatte sie ihn niemals im Umgang mit Babys oder älteren Kindern erlebt – was ihr jedoch nicht ungewöhnlich vorgekommen war, da die Leute, mit denen sie sich trafen, keine Kinder hatten.
Aber gestern in der Limousine schien Lorenzo sich sehr unwohl in Emmas Gegenwart gefühlt zu haben, und Chloe fragte sich, ob er nur Kinder wollte, um die Linie seiner venezianischen
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