Julia Extra Band 0325
daran, dass es jetzt einen trockenen Po hatte und von seiner Mutter in die Arme genommen wurde.
Über ihre Schulter hinweg sah Bryan den Kleinen an. Brice hatte jetzt mehr Haare. Er und Morgan gaben ein schönes Bild ab. Ein Anblick, wie Bryan ihn sich immer gewünscht hatte.
Bevor er erfahren hatte, dass alles nur eine Lüge gewesen war.
Er räusperte sich, und ruckartig drehte Morgan sich zu ihm um. „In spätestens einer Stunde bin ich weg“, verkündete sie, und aus ihrer Stimme war jede Wärme verschwunden.
„Das ist nicht nötig.“
„Doch, das ist es“, widersprach sie.
„Wohin wollen Sie?“
„Spielt das eine Rolle?“
„Hören Sie, Morgan, ich möchte mich entschuldigen. Was ich bei meinem letzten Besuch zu Ihnen gesagt habe, war … ungehobelt.“
„Das ist noch milde ausgedrückt. Aber Ihr erschreckender Mangel an Manieren ist nicht der Grund, aus dem ich gehe. Ich wollte hierbleiben, bis ich einen Job habe, und jetzt habe ich einen gefunden.“
Das überraschte ihn. „Sie haben sich einen Job gesucht?“
Sie verdrehte die Augen. „Das ist für Sie wahrscheinlich schwer zu glauben, aber ich war immer unabhängig und möchte es auch bleiben.“
„Was ist das für ein Job?“
„Ich gehe im Rotlichtviertel auf den Strich“, erwiderte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. „Nein, ich arbeite als Lehrerin, was sonst?“
„An Ihrer alten Schule in Wisconsin? Ist dort eine Stelle frei geworden?“ Bryan verstand nicht, warum sich in ihm etwas zusammenzog, während er auf ihre Antwort wartete.
„Nein. Ich bleibe in Chicago, jedenfalls vorläufig.“
Insgeheim atmete er erleichtert auf. „An welcher Schule werden Sie unterrichten?“ An einigen staatlichen Schulen herrschte ein ziemlich raues Klima. Obwohl er Morgans Mut bewunderte, lief es ihm kalt den Rücken herunter, als er sie sich Auge in Auge mit einem jugendlichen Bandenmitglied vorstellte.
„Es ist keine Schule.“ Sie hob das Kinn. „Ein Stadtteilzentrum im Süden hat mich eingestellt, um Kinder nach der Schule zu unterrichten. Die Kurse gehören zu einem Programm, das von einer wohltätigen Stiftung finanziert wird.“
Bryan kniff die Augen zusammen. „Das klingt nicht nach einem dauerhaften Job. Und auch nicht nach einem besonders einträglichen. Werden Sie denn davon leben können?“
„Ich finde nicht, dass Sie das etwas angeht“, entgegnete Morgan scharf.
Er zuckte mit den Schultern. „Mich geht durchaus an, wie das nach außen wirkt.“
„Wenn ich nicht gerade Brice auf dem Arm hätte, würde ich Ihnen detailliert beschreiben, was Sie mit Ihrer dämlichen Außenwirkung machen können.“
„Bitte tun Sie sich keinen Zwang an. Er ist viel zu jung, um die Worte zu verstehen. Babys in diesem Alter reagieren auf den Tonfall.“
„Jetzt sind Sie auch noch ein Experte für frühkindliche Entwicklung?“ Morgan atmete tief durch. „Vielleicht ist es ganz gut, wenn Sie mir nicht glauben, dass er ein Caliborn ist. Ich möchte nicht, dass mein Sohn bei einem so oberflächlichen und eingebildeten Menschen wie Ihnen aufwächst.“
Bryan ignorierte die Beleidigung. Sie hatte jedes Recht, ihm seine Unverschämtheit heimzuzahlen. Außerdem sah sie mit geröteten Wangen und blitzenden Augen hinreißend aus. Er betrat das Gästezimmer. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich selbst schaden, nur um einem anderen Menschen eine Lektion zu erteilen.“
„Das tue ich nicht.“
„Nein? Sie wollen mit Ihrem Sohn, der kaum einen Monat alt ist, auf die Sicherheit und Geborgenheit in meinem Penthouse verzichten und im Süden der Stadt einen schlecht bezahlten Job annehmen. Was ist mit einer Krankenversicherung?“
Morgan schwieg, aber sie schluckte, und das war für ihn Antwort genug.
„Keine Sozialleistungen“, sagte er kopfschüttelnd und machte einen Schritt auf sie zu. „Und wo wollen Sie wohnen, Morgan? In irgendeiner schäbigen Behausung, die nicht besser ist als die Absteige, in der Sie vor der Geburt des Baby gewohnt haben? Seien Sie doch vernünftig.“
„Vernunft hat mich bei Ihnen nicht sehr weit gebracht.“ Ihr Tonfall wurde wieder schärfer. „Sie haben alles getan, damit ich mich nicht sonderlich willkommen fühle. Und jetzt tun Sie auch noch so, als wären Sie erstaunt darüber, dass ich gehe. Was genau wollen Sie eigentlich von mir?“
Sie war so laut geworden, dass das Baby zu weinen begann, und sah plötzlich aus, als würde auch sie die Fassung verlieren.
Bryan geriet in Panik, denn er
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