Julia Extra Band 0325
zu einem Date gehen, Morgan.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich nicht.“
„Warum nicht?“
Die Art, wie er sie ansah, verunsicherte sie. Plötzlich fiel es ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, zumal zwischen ihnen ein ungemachtes Bett stand, dessen zerwühltes Laken sie auf verbotene Ideen brachte. „Weil Brice mich braucht.“
„Brauchst du denn nichts?“, entgegnete er so leise, dass es fast einem verführerischen Flüstern glich.
Die Frage war gefährlich. Die Antwort, die ihr auf der Zunge lag, war sogar noch gefährlicher. Ihr Blick fiel auf seinen Mund.
Was sie wollte, war tabu. Sie durfte sich nicht einfach gehen lassen. Was, wenn es nicht so ausging, wie sie hoffte? Sie würde Bryan auch weiterhin sehen müssen. Zwar war sie selbst nicht mit den Caliborns verwandt, aber ihr Sohn. Sie durfte nichts riskieren. „Ich habe alles, was ich brauche“, sagte sie mit fester Stimme.
Bryan sah, wie sie schluckte. Sie hatte resolut geklungen, aber sie starrte auf seinen Mund, und das passte nicht zu ihrer Antwort.
„Ich auch“, sagte er.
Sie logen beide.
Es wurde schon dunkel, als sie am Penthouse eintrafen. Bryan fand einen Parkplatz vor dem Haus, und dass er um den Wagen herumkam und Morgan die Tür öffnete, überraschte sie nicht. Aber ihre Augen wurden groß, als er Brice aus seinem Babysitz nahm.
„Ich trage ihn“, sagte er, als sie ihm ihren Sohn abnehmen wollte. „Wenn es dir nichts ausmacht.“
„Natürlich nicht.“ Im Gegenteil. Brice in Bryans kräftigen Armen war ein schöner Anblick, als sie zum Eingang gingen. „Weißt du, mir fällt erst jetzt auf, dass ihr ähnlich geformte Augenbrauen habt – du und Brice.“
Er zog seine zusammen. „Wirklich?“
„Na ja, nicht wenn du das tust.“
Bryan blieb stehen. „Wenn ich was tue?“
„Die Stirn runzeln.“ Ohne zu überlegen hob sie die Hand und strich seine Stirn wieder glatt. „Das machst du nämlich oft“, sagte sie, um ihre Verlegenheit zu tarnen.
„So?“
„Ich frage mich, ob er das auch kann, wenn er erwachsen ist. Leute mit einem einzigen Blick einschüchtern, meine ich.“
„Man braucht Jahre, um das zu perfektionieren. Ich muss rechtzeitig anfangen, ihm dieses Kunststück beizubringen.“
Obwohl er nur scherzte, hoffte Morgan, dass er eine aktive Rolle in Brices Leben spielen würde. Deshalb war sie in Chicago geblieben. Mehr konnte sie von ihm nicht erwarten.
„Ich glaube, da braucht jemand eine frische Windel“, sagte Bryan, als der Fahrstuhl im obersten Stockwerk hielt.
„Gib ihn mir. Ich kümmere mich darum.“
„Lass nur. Ich mache es selbst.“
Mit offenem Mund starrte Morgan ihn an, als er ins Schlafzimmer ging.
Dort legte er Brice auf die Wickelkommode und krempelte die Ärmel auf. „Zapple nicht zu sehr herum, okay?“
Das Baby strampelte mit den Beinen.
„Schon gut.“
Während der letzten Monate hatte Bryan versucht, den Kleinen nicht zu halten oder auch nur auf den Arm zu nehmen, obwohl es ihm manchmal sehr schwergefallen war. Allein Brices Nähe weckte in ihm zu viele Erinnerungen, und selbst die schönen taten weh.
Aber er hatte etwas beschlossen – er musste sich der Vergangenheit stellen und dem Jungen ein verantwortungsvoller Onkel sein. Dies war der Sohn seines Bruders. Dillons Vermächtnis. Deshalb sollte Brice das Geld aus der Lebensversicherung bekommen. Aber Geld war kein Ersatz für Zuneigung. Morgan und Brice brauchten ihn. Dass er sie ebenfalls brauchte, machte ihm Angst. „Zu deiner Beruhigung: Ich bin auf dem Gebiet kein Anfänger.“
Das Baby blinzelte nur.
„Hey, du könntest ruhig etwas beeindruckter aussehen.“
Brice gähnte und drehte den Kopf zur Seite. Bryan strich an dem winzigen Ohr entlang.
„Offenbar haben wir mehr als nur die Augenbrauen gemeinsam. Die Caliborn-Ohren. Meine sind etwas größer als deine. Dein Dad hatte sie auch. Wenn du Glück hast, erbst du seine Fähigkeit, die Menschen zum Lachen zu bringen. Er hat das Leben nicht allzu ernst genommen.“ Betrübt schüttelte Bryan den Kopf. „Er hat immer gesagt, ich nehme es so ernst, dass es für uns beide reicht.“ Dann schluckte er schwer. Er vermisste Dillon. Und Caden. „Ich wollte, dass du sein Sohn bist. Genau wie ich wollte, dass Caden meiner ist.“
„Bryan?“ Morgan stand in der Tür. „Ich wollte nur mal nachsehen, wie du zurechtkommst.“
Er räusperte sich. „Gut.“
„Ich kann dich ablösen, wenn du möchtest.“
„Nein. Ich habe schon so manche Windel
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