Julia Extra Band 0325
gewechselt.“ Da das Baby sich bewegte, war es nicht einfach, aber er schaffte es, ihm den blau gestreiften Schlafanzug und die schmutzige Windel auszuziehen. Kurz darauf war Brice wieder sauber und grunzte zufrieden. „Es ist allerdings schon eine Weile her.“
„Wie lange?“, fragte sie sanft.
„Ein paar Jahre. Aber wenn man es einmal kann, verlernt man es nicht.“ Er legte Brice an seine Schulter. „Das hier vergisst man auch nicht. Wie sie sich in den Armen anfühlen.“
„Wer ist Caden?“, fragte sie leise.
Er schloss die Augen. „Der Sohn meiner … Exfrau.“
„Oh.“
Bryan sah ihr an, dass seine Antwort sie überraschte.
„Ich dachte … er ist dein Sohn.“
Er lachte bitter. „Ja, das hatte ich auch geglaubt.“ Und dann erzählte er ihr die ganze Geschichte. Zuerst stockend, denn er musste sich dazu zwingen.
Morgan sagte nichts, sondern hörte nur aufmerksam zu. Ihr Gesicht verriet Mitgefühl, kein Mitleid. „Das tut mir sehr leid für dich“, flüsterte sie, als er fertig war, und streichelte seine Wangen.
Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er geweint hatte. Eigentlich sollte er sich seiner Tränen schämen. Bisher waren sie für ihn immer ein Zeichen von Schwäche gewesen. Aber jetzt nicht mehr. Sie hatten etwas Reinigendes und taten gut. Er fühlte sich stärker als zuvor.
„Ich wünschte, du hättest es mir früher erzählt.“
Er auch. „Ich rede sonst nicht darüber.“
„Dann bin ich froh, dass du es mit mir getan hast.“
Morgan legte den Arm um seine Taille, die Wange an seine Schulter und drückte ihn an sich. Bryan nahm Brice an die andere Schulter und erwiderte die Umarmung. So standen sie einen langen Moment da.
„Kann ich bleiben?“, fragte er. „Nur um zu schlafen.“
„Ja.“
Morgan saß im Schaukelstuhl, stillte Brice und hörte Bryan im Schlafzimmer nebenan umhergehen. Kurz darauf begann die Dusche zu rauschen. Die Geräusche waren alltäglich, häuslich und irgendwie beruhigend.
Nachdem ihr Sohn sein Bäuerchen gemacht hatte, legte sie ihn in sein Bett. Er zappelte kurz, aber dann fand er eine bequeme Position und schlief schnell ein.
Morgan dachte daran, was Bryan ihr erzählt hatte. Ihr wurde weh ums Herz. Er war von jemandem belogen und betrogen worden, den er geliebt und dem er vertraut hatte. Das hatte eine tiefe Narbe hinterlassen. Kein Wunder, dass er zu Anfang so zynisch und misstrauisch gewesen war. Jetzt verstand sie, dass er lockere Beziehungen mit Frauen wie Courtney bevorzugte. Würde er jemals wieder sein Herz aufs Spiel setzen?
Morgan küsste ihre Finger und berührte Brices Wange, bevor sie aus dem Zimmer schlüpfte. Die Antwort auf diese Frage ging sie nichts an.
Es war fast neun, als Bryan zu ihr ins Wohnzimmer kam. Sein Haar war noch feucht. Er trug die khakifarbene Hose, ein weißes T-Shirt, das er sich aus dem Schlafzimmer geholt hatte, und keine Socken.
Morgan hatte eine Schüssel Popcorn gemacht und sah sich im Fernsehen einen alten Film an. „Hast du Hunger?“, fragte sie. „Ich kann dir ein Sandwich machen.“
Er setzte sich zu ihr auf die Couch. „Nicht nötig. Was siehst du gerade?“
„Ich bin nicht sicher. Der Film lief schon, als ich angeschaltet habe. Möchtest du Popcorn?“ Als er nickte, stellte sie die Schüssel zwischen sie.
„Du hast den Fernseher umgestellt“, sagte er. „Und die Couch.“
„Ja. Ich stelle alles wieder zurück, wenn ich ausziehe.“
„Nein, das musst du nicht.“ Er sah sich im Zimmer um. „So ist es … gemütlicher.“
„Da wir gerade vom Umziehen reden … Wann wollen wir die Unterkünfte tauschen?“
Er rieb sich das Kinn. „Passt dir nächstes Wochenende?“
„Klar.“ Sie wischte sich die Finger an der Serviette ab. „Brice und ich haben nichts weiter vor.“
Gemeinsam leerten sie die Schüssel und sahen den Film zu Ende. Als der Abspann lief, warf Morgan einen forschenden Blick auf Bryan. Er hatte schon eine ganze Weile nichts mehr gesagt, und das war kein Wunder, denn er hatte den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. Sie griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Es war für sie beide ein langer und emotional aufwühlender Tag gewesen. Wäre sie nicht so nervös gewesen, hätte sie nicht so lange durchgehalten.
Ich sollte ihn wecken, dachte sie. In seinem Bett hätte er es bequemer, und ich wäre in meinem sicherer.
Sie griff über ihn hinüber und löschte das Licht. In der Dunkelheit fühlte sie, wie er den Arm um sie legte und
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