Julia Extra Band 0325
sie am Aufstehen hinderte. Sie ließ sich zurücksinken, und er zog sie näher zu sich heran. Obwohl sie wusste, dass sie einen Fehler machte, blieb sie bei Bryan, bis Brices Weinen sie fünfeinhalb Stunden später weckte.
9. KAPITEL
Als Morgan am Montagmorgen das Haus verließ, um Besorgungen zu machen, fielen die ersten dicken Regentropfen. Obwohl sie mit Brice in seiner Sportkarre zum Wagen eilte, fiel ihr Blick auf die Titelseite einer Tageszeitung. Das Schwarz-Weiß-Foto war vier Spalten breit und zeigte sie und Bryan. Darauf berührte sie gerade sein Gesicht. Genauer gesagt, seine Augenbraue, die so sehr der ihres Sohnes glich. Auf dem Foto wirkte die Geste viel intimer, als sie gewesen war.
Noch schlimmer war die Schlagzeile darüber: Noch ein zweifelhafter Caliborn? Diesmal hat es der Chef von Windy City Industries nicht so eilig, das Kind als seinen Erben anzuerkennen.
Mit einem entsetzten Aufschrei riss Morgan ein Exemplar vom Ständer und überflog den Artikel. Ihr Herz klopfte heftig.
Darin wurde darüber spekuliert, wer Brices Vater war und welche Absichten die alleinerziehende Mutter hatte, die in Bryans Penthouse gezogen war. Außerdem wurden die hässlichen Details seiner Scheidung wieder aufgewärmt, einschließlich der schmerzhaften Tatsache, dass Caden nicht sein Sohn war. Morgan war den Tränen nahe. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Bryan darauf reagieren würde, dass sein Privatleben erneut öffentlich zur Schau gestellt wurde.
Hastig bezahlte sie die Zeitung und stopfte sie in die Windeltasche. Sie musste ihn anrufen, mit ihm reden, ihm Trost und Hilfe anbieten. Ihr Haar war längst nass, als sie den Wagen erreichte. Sie schnallte Brice in seinen Babysitz, verstaute die Sportkarre im Kofferraum und setzte sich ans Steuer. Als der Motor nicht ansprang, fluchte sie leise. „Bitte nicht heute!“, rief sie.
Sie hämmerte aufs Lenkrad und überlegte, was sie tun sollte. Bryan war vermutlich im Büro. Sie musste ihn warnen. Leider hatte sie kein Handy. Noch heute würde sie sich eins besorgen. Ein paar Blocks entfernt war eine Haltestelle. Entschlossen stieg Morgan wieder aus und holte die Sportkarre heraus. Sie deckte Brice mit einer zweiten Decke aus der Windeltasche zu und machte sich auf den Weg,
Schlecht gelaunt verließ Bryan den Fahrstuhl. Normalerweise war er spätestens um halb acht im Büro, aber heute hatte er erst mit den Rotariern gefrühstückt und sich anschließend mit seinen Bankern getroffen. Und dann hatte er auch noch in einem Stau auf der State Street gesteckt. Jetzt war es fast zehn, und in einer knappen Viertelstunde hatte er ein transatlantisches Konferenzgespräch, in dem es um die zukünftige Londoner Filiale ging.
Britney folgte ihm in sein Büro und zählte die verpassten Anrufe auf, während er seinen nassen Mantel auszog. Der Regen prasselte, und in der Ferne donnerte es bereits. Es stimmt, was über den Montag behauptet wird, dachte Bryan missmutig, und dabei hatte er noch nicht mal die Zeitung gesehen, die auf seiner gestapelten Morgenlektüre ganz oben lag.
„Tut mir leid, Mr. Caliborn“, begann seine Sekretärin. „Aber ich dachte mir, Sie würden das hier lesen wollen.“
Nein. Das wollte er nicht. Aber er überflog die Schlagzeile trotzdem. „Holen Sie meinen Anwalt ans Telefon!“, rief er aufgebracht.
Die junge Frau nickte, blieb jedoch in der Tür stehen.
„Was denn noch?“, fragte er, obwohl er schon jetzt genug hatte.
„Miss Stevens hat angerufen“, verkündete sie mit deutlich kühlerer Stimme. „Zweimal in der letzten Stunde. Ich nehme an, sie hat den Artikel auch schon gelesen.“
Seufzend schloss Bryan die Augen. Er hatte geglaubt, es hinter sich zu haben. Aber jetzt hatte das Boulevardblatt nicht nur seine Vergangenheit wieder aufgewühlt, sondern auch noch Morgan und Brice mit hineingezogen. Das machte ihn rasend. Dafür würde jemand bezahlen.
„Rufen Sie erst sie an.“
„Sie hat keine Nummer hinterlassen, unter der ich sie erreichen kann.“
Er runzelte die Stirn. „War sie nicht zu Hause?“
„Nein. Sie hat von unterwegs angerufen.“ Britney zupfte an ihrer Kostümjacke. „Natürlich geht es mich nichts an, Mr. Caliborn, aber möglicherweise könnte Miss Stevens eine der ungenannten Quellen sein.“
„Was?“
„Der Autor des Artikels beruft sich auf anonyme Informanten.“
„Was um alles in der Welt hätte Morgan denn davon, zum Mittelpunkt eines Skandals zu werden?“, entgegnete er scharf.
„Das
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