Julia Extra Band 0325
…“ Um sich am Weitersprechen zu hindern, küsste er sie. Er durfte es nicht aussprechen. Es war viel zu riskant. Zu gefährlich.
Sie umklammerte seine Schultern so fest, dass er ihre Fingernägel durch den Stoff hindurch fühlte. In diesem Moment wusste er, dass das Verlangen nicht einseitig war. Bryan nahm alles, was sie ihm anbot, und wollte dennoch mehr. So unersättlich war er noch nie gewesen, so sehr hatte er sich noch nie danach gesehnt, mit einer Frau zu schlafen.
Er streichelte erst über ihre Wange, dann am Hals hinab, bis er die Knöpfe an ihrer Bluse ertastete. Während er den ersten öffnete, küsste er die empfindliche Haut an ihrem Ohr. Als der letzte offen war und er die Finger behutsam zwischen ihre Brüste schob, stöhnte sie auf.
„Du bist …“
„Verrückt“, unterbrach Morgan ihn, bevor sie seine Hand wegschob und die Bluse wieder zuknöpfte. Ihr Haar war zerzaust und hatte sich halb aus dem Pferdeschwanz gelöst.
Bryan atmete heftig.
„Ich … Wir können es nicht!“, sagte sie.
Fast hätte er widersprochen. Natürlich konnten sie es, und er war sicher, dass er herrlich sein würde. Für sie beide. Aber er wusste auch, dass sie es nicht so meinte.
„Können wir so tun, als wäre es nie passiert?“, bat sie.
Das hatten sie getan, nachdem er sie zum ersten Mal geküsst hatte. Damals hatte er es gekonnt, jetzt nicht mehr. Er nickte trotzdem. „Wenn du das willst.“
„Ich glaube, es ist besser so.“
Er zog das Jackett an und griff nach seinem Mantel. „Es ist nie passiert“, sagte er, obwohl sein Körper ihn Lügen strafte.
Nachdem Bryan gegangen war, ließ Morgan sich auf die Couch fallen. Sie war entsetzt über ihr Verhalten. Darüber, wie sie ihn geküsst hatte. Und über das, woran sie dabei gedacht hatte. Als sie es wieder tat, fühlte sie ein erregendes Kribbeln, ihr wurde heiß … und dann kamen ihr die Tränen.
Vor einem Jahr war sie so traurig und verwirrt gewesen, dass sie Dillon erlaubt hatte, sie zu verführen. Jetzt war sie ebenso verwirrt, aber Bryan hätte sie nicht einmal verführen müssen. Sie war nicht sicher, wann oder wie es geschehen war, aber es ließ sich nicht bestreiten – sie hatte sich in ihn verliebt.
Die Caliborns luden die Presse für den nächsten Tag ein. Morgan wusste, dass sie sich dort zeigen musste, zumal sich inzwischen auch die größeren Zeitungen für sie und Brice interessierten. Aber nach dem, was sich vierundzwanzig Stunden zuvor zwischen ihr und Bryan abgespielt hatte, war sie noch nervöser. Wie konnte sie sich den bohrenden Fragen der Reporter stellen und mit gutem Gewissen behaupten, dass ihre Beziehung zu Bryan rein platonisch war?
Bryan schickte ihr einen Wagen mit Chauffeur. Die Pressekonferenz sollte um zehn Uhr in der Konzernzentrale von Windy City Industries beginnen. Morgan traf um kurz nach neun dort ein und wurde in denselben Besprechungsraum geführt, wo sie zum ersten Mal dem richtigen Bryan Caliborn begegnet war. Heute saß er jedoch nicht am Tisch, sondern stand am Kopfende, vor sich eine Batterie von Mikrofonen. Dabei sah er ebenso gut und respekteinflößend aus wie damals.
Es gab nur einen Unterschied – damals hatte er die Stirn gerunzelt, als er sie sah, heute lächelte er, und seine Augen leuchteten.
Auch Julia und Hugh waren schon da. Julia umarmte Morgan und nahm ihr Brice ab, der im Wagen eingeschlafen war.
Hugh drückte sie ebenfalls an sich. „Diese verdammten Geier“, murmelte er. „Angesichts dessen, was Windy City Industries alles für diese Stadt getan hat, sollte man meinen, dass sie sich etwas zurückhalten. Jedenfalls, wenn es um Privatangelegenheiten geht.“
Als Hugh sie losließ, kam Bryan und reichte ihr eine Tasse Tee. Die Geste war wie ein Friedensangebot, aber er umarmte sie nicht, sondern drückte nur kurz ihren Arm. „Nervös?“
„Ja.“ Und das lag mehr an dem Mann vor ihr als an den Reportern, die sich vor der Tür drängten. „Du kennst dich mit so etwas aus. Aber es ist meine erste Pressekonferenz.“
„Trotzdem bin ich auch nervös. Ich würde wesentlich lieber über geschäftliche als über private Dinge reden. Hast du die Notizen gelesen, die ich dir geschickt habe?“
Sie nickte. Bryan hatte ihr eine E-Mail mit den Fragen geschickt, welche die Reporter vermutlich stellen würde, und darin auch vorgeschlagen, wie sie sie beantworten sollten. Er riet ihr, einfach ehrlich zu sein.
„Aber vergiss nicht, so kurz wie möglich zu antworten und nichts zu
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