Julia Extra Band 0325
nämlich als Zimmermädchen, als ich meinen Mann kennen- und lieben lernte.“
Hastig senkte Melissa den Blick auf den Teller mit den winzigen Kanapees, der vor ihr stand, aus Angst, Catherine könnte die Wahrheit in ihren Augen ablesen. Bei ihr und Cristiano konnte von „lieben“ keine Rede sein, nicht einmal annähernd. Wie hatte er es so charmant ausgedrückt? Ein paar Stunden gestohlenen Sex. War das eine Grundlage für eine Ehe?
Catherine streckte den Arm aus und legte ihre Hand auf Melissas. „Keine Sorge, das schaffst du schon. Die Vorstellung, eine englische Schwägerin zu bekommen, ist einfach großartig. Du wirst Cristiano glücklich machen, da bin ich sicher. Ihr werdet genauso glücklich, wie Xaviero und ich es sind, das weiß ich.“ Sie senkte die Stimme. „Um ehrlich zu sein … eine Zeit lang haben wir uns Sorgen gemacht, ob Cristiano je die Richtige finden würde. Xav hatte schon den Verdacht, dass sein Bruder mit dem Gedanken spielt, abzudanken.“
„Tatsächlich?“ Melissa horchte auf. „Haben die beiden darüber gesprochen?“
„Oh nein. Als Brüder haben sie nie viel miteinander kommuniziert.“ Catherine richtete hellblaue Augen voller Hoffnung auf Melissa. „Aber vielleicht ändert sich das ja jetzt. Es gibt nichts Besseres als eine Ehe, um das Herz eines harten Mannes zu erweichen.“
Melissa brachte es nicht über sich, Catherine zu entmutigen. Die Ehe mit ihr würde keinerlei Wirkung auf Cristianos Herz haben. Und war er wirklich so arrogant, dass er an Abdanken dachte und nicht einmal mit dem Bruder darüber geredet hatte?
Am folgenden Tag kam Melissa mit Ben zurück in das Kaufhaus, um ihn wie einen Erbprinzen einzukleiden. Das machte ihr viel mehr Spaß, schließlich war so eine Exkursion wohl der Traum einer jeden Mutter. Und ihr kleiner Lockenkopf schaffte es in Rekordzeit, dass sämtliche Verkäuferinnen ihn hingerissen verwöhnten.
Am schwersten war es, von Tante Mary Abschied zu nehmen. Tante Mary, die es erstaunlich gelassen aufnahm, dass Melissa eine Fürstin werden würde. Schließlich habe sie lange genug gelebt, dass nichts sie mehr überraschte, meinte sie nur. Mary gratulierte herzlichst und ja, natürlich, würde sie Ben schrecklich vermissen.
Und dann hatte Melissa in ihrer Wohnung auf Cristiano gewartet, der sie abholen kam. Er trug einen dunklen Anzug, der schrecklich formell wirkte. Und hatte er ihr nicht gesagt, sie solle etwas anziehen, das „adäquat für eine Verlobung in Adelskreisen“ sei. Sie hatte Catherines Rat befolgt, aber dann, als Cristiano vor ihr stand, war sie sich nicht mehr so sicher gewesen, ob das jadegrüne Brokatkleid und die dunkelgrünen Pumps wirklich zum Anlass passten.
Mit den hohen Absätzen hätten die meisten Männer neben ihr klein gewirkt, war sie doch eine große Frau, Cristiano dagegen reichte sie gerade knapp bis auf Augenhöhe. Wohl deshalb konnte sie umso deutlicher erkennen, wie kalt und emotionslos seine Augen wirkten.
Er sah auf Ben hinunter, der auf einer Decke auf dem Boden saß und mit einem Holzlöffel begeistert auf einen Topf schlug, in einer Wohnung, die er nie wieder sehen würde. In den dunkelblauen Shorts und dem bestickten kleinen Hemd war er wohl bereit für sein neues Leben.
„Sieht er nicht großartig aus?“ Mutterstolz schwang in ihrer Stimme mit, ebenso wie Trauer darüber, dass sie England auf immer verlassen würde.
Cristianos Blick lag nachdenklich auf dem Kind, das von den Irrungen und Wirrungen der Erwachsenen nichts wusste. Dessen Leben nie wieder sein würde wie jetzt. Seine Locken schimmerten schwarz, seine Haut hatte einen leichten Olivton. Hatte er diesem Kind tatsächlich das Leben geschenkt? Cristiano fühlte einen seltsamen Druck auf seiner Brust.
Für einen Moment glaubte Melissa, Cristiano würde das Baby auf den Arm heben wollen. Ja, sie wünschte es sich. Berühre deinen Sohn, nimm ihn hoch, flehte sie in Gedanken. Liebe ihn. Der Moment verging, und Cristiano sah wieder zu ihr. In seinem Blick lag nichts als strenge Kritik.
„Für die Hochzeit wird er einen Haarschnitt brauchen.“
Tränen schossen ihr in die Augen. War das alles, was ihm zum neuen Leben mit seinem Sohn einfiel?! Nein, die Locken werden nicht abgeschnitten, dachte sie rebellisch. Doch es war keine gute Idee, einen Streit anzufangen, bevor sie sich der Öffentlichkeit stellten.
Also zwang sie sich zu einem schwachen Lächeln. „Jetzt ist es also so weit?“
„Ja, es ist so weit.“ Er sah in ihr
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